31. Juli 1976 (fluff)

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31.7.1976, London

„Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich hier sind. Darauf hab ich Monate lang gewartet, ich habe das Gefühl, dass das der beste Tag meines Lebens wird." Sirius schrie förmlich in Remus' Ohr, denn der Lärm der Menge übertönte ihn mit Leichtigkeit. Genauso wie die Masse auch ihre Sicht verdeckte, denn obwohl Remus größer als Sirius war, konnte nicht einmal er allzu viel von der Bühne sehen. Er lächelte nur und nickte Sirius zu. Er fand die Rolling Stones zwar gut, aber er war nicht so besessen von der Band wie Sirius. Und Sirius WAR besessen. Allein sein Outfit sagte es aus, mit der Lederjacke, dem etwas zu kurzen Rolling Stones shirt und den störenden Haarsträhnen zu einem halben Pferdeschwanz nach hinten gebunden, fiel er unter den Muggelfans überhaupt nicht auf. (Und Remus müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass Sirius der Look nicht stehen würde.)

Jedenfalls hatte Sirius das ganze Schuljahr lang von nichts anderem geredet als Muggel Bands und wie viel toller als Zauberer Bands diese nicht waren. Ursprünglich hatte James mit ihm auf dieses Konzert gehen wollen, allerdings kamen ihm seine Eltern damit dazwischen einen Urlaub geplant zu haben. Immerhin waren es Sommerferien. So war es dazu gekommen, dass Remus nun mit ihm hier stand und obwohl er (in seinen Augen) bei weitem nicht so cool wie sein Freund aussah, freute er sich für Sirius. Wie könnte er sich nicht? Selbst wenn er die Band gehasst hätte, wäre er mit ihm hingegangen.

„Gleich kommen sie", sagte Sirius aufgeregt als ein Mann auf die Bühne kam und die Band ankündigte. Sobald ihr Name fiel, begann die Menge zu quietschen und schreien. Kurz darauf traten vermutlich alle Mitglieder auf die Bühne, auch wenn Remus nur hier und da etwas sehen konnte. „Es ist fucking Mick Jagger!", rief Sirius aufgeregt und strahlte Remus mit einem Funkeln in den Augen an. Remus musste lachen, manchmal erinnerte sein Freund ihn wirklich an einen Hund, im besten Sinne. Die erste Nummer begann und sofort fing die Menge an auf und ab zu hüpfen, Texte mit zu schreien und zu applaudieren. Sirius war mitten unter ihnen und Remus neben ihm, fühlte sich, naja, anfangs etwas hilflos. Wie konnte dies Sirius' erstes Konzert sein und er sich trotzdem verhalten als wäre er jeden Tag hier?

„Komm schon, Moonyyyy. Hab einfach Spaß!", rief Sirius ihm zu, griff nach seiner Hand, schwang sie in die Luft und schrie etwas, das wie „WHOOOW" klang. Etwas grimmig blickte Remus ihn an, doch brach dann in Gelächter aus. Langsam ließ er sich von Sirius mitreißen und tauchte mit jeder Minute mehr in dieses Gefühl ein frei zu sein und einfach mit der Masse mit zu feiern. Remus' Meinung nach, klang Mick Jagger nicht so wie auf der Platte, die Sirius hatte, aber es schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Sirius war wie in einer anderen Welt und Remus konnte endlich wirklich verstehen, was er so an dieser Musik liebte.

Desto länger die Band spielte, desto mehr Energie schien Sirius zu bekommen. Mittlerweile hörten sich seine Schreie schon viel kratziger und heiserer an. Was Remus vermutlich nicht so sehr gefallen sollte, wie es tat.
Sie klatschten gerade bei einem Gitarrensolo mit, als Remus glaubte einen Wassertropfen auf seiner Nase zu spüren. Und tatsächlich, als er hinauf sah, hatten sich die Wolken dicht zusammengezogen, der Himmel war dunkel geworden und es sah stark nach Regen aus. „Sirius, ich glaube es wird gleich regnen", sprach Remus so laut wie möglich in dessen Ohr. Jetzt blickte auch Sirius nach oben, begann zu lachen und rief zurück: „Umso besser!"

Kurz drauf begann es tatsächlich zu schütten, doch das schien die Menschenmenge nur noch ausgelassener zu machen. Sirius schrie gerade bei „I can't get no satisfaction" mit als er seine zusammengebundenen Haare öffnete, sie wie wild im Regen hin und her schüttelte und sich dann die vorderen Strähnen hinter die Ohren strich. Remus vergaß für einen Moment, dass er sich eigentlich bewegen sollte, blieb nur wie versteinert stehen und starrte Sirius an. „Alles okay, Remu?", fragte Sirius mit diesem Sirius Grinsen. „Ja-ja klar", stotterte Remus zurück und versuchte sich wieder auf die Band zu konzentrieren. Nachdem das Lied zu Ende war und es noch immer regnete, schien die komplette Stimmung beim nächsten Lied wie verwandelt zu sein. Remus und Sirius hörten auf zu springen und für einen Moment blickten sie sich nur an.

„Don't you worry bout what's on your mind, oh my. I'm no hurry I can take my time, oh my", begann Mick Jagger zu singen und Sirius raunte: „Ich liebe dieses Lied", in Remus' Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich auf dessen Nacken aus, doch er schob es innerlich auf den kalten Regen, mal abgesehen von der Tatsache, dass es in der Menschenmenge trotzdem heiß war. Nasse Haarsträhnen klebten Remus auf der Stirn, doch er bemerkte es nicht vor Lachen darüber, wie Sirius auf einmal mit weit offenem Mund in den Himmel starrte und sich auf die Zunge regnen ließ.

„I'm off my head and my mouth's getting dry, I'm high, but I try, try, try, oh my" Sirius blickte zurück zu Remus, seine Wimpern waren nass, was seine blauen Augen noch mehr herausstechen ließ und Remus konnte nicht anders als einfach nur zu starren.
„Let's spend the night together, now I need you more than ever" Sirius formte die Zeilen mit seinen Lippen mit und sah Remus dabei noch immer direkt an, während er immer näher kam.

„Hey", sagte er mit einem Grinsen als sie schon viel zu nah standen. „Hi", entgegnete Remus und strich sich zum ersten Mal die nassen Locken nach hinten.

„Let's spend the night together", diesmal sang Sirius mit, seine Stimme war unbeschreiblich, sanft aber rau durch das Schreien zugleich. Er starrte Remus noch immer mit diesem herausfordernden Blick in die Augen. Remus sollte verflucht sein, wenn er jetzt Panik bekommen und wegschauen sollte. Doch er tat es nicht, denn ihm fiel eine schwarze Haarsträhne auf, die nach vorne gefallen war und noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, war seine Hand an Sirius' Wange und er strich sie sanft nach hinten.

Er wollte sie schon wieder wegnehmen als ob nichts gewesen wäre, doch plötzlich spürte er Sirius' Hand an seinem Handgelenk. Er hielt es einfach nur, sodass Remus nicht wirklich eine andere Wahl hatte als seine Finger in Sirius' Nacken zu legen, um seine Hand nicht komisch in def Luft halten zu müssen. Sirius biss sich grinsend auf die Unterlippe „You know I'm smiling, baby", sang er wieder mit und erst jetzt viel Remus auf wie sehr er die Musik und alle Geräusche um sie herum ausgeblendet hatte. Sirius ließ Remus' Hand erst los, als er sich sicher war, dass sie dort bleiben würde wo sie war. Und er hatte es nicht getan um den Moment zu unterbrechen, sondern legte auch seine Hand an Remus' Hinterkopf, um die beiden noch näher zusammenzubringen.

Bevor Remus es realisiert hatte lehnte seine Stirn gegen Sirius' und ihre Nasen berührten sich hin und wieder. Wie automatisch schloss er seine Augen. Auch seine zweite Hand lag in Sirius' Nacken und er spürte Sirius' Hand auf seiner Schulter. „Let's spend the night together, oh come on now" Sirius sang diese Zeile mit bevor das Lies endete. Wäre jetzt Stille gewesen, totale Stille und nicht eine jubelnde Menschenmasse und das Geräusch von prasselndem Regen um sie, hätte man es vielleicht gehört. Remus' schneller schlagendes Herz und Sirius' stockenden, atemlosen Atem. Doch man hörte es nicht.

Als Remus die Augen wieder öffnete und das Muster in Sirius' Iris erkennen konnte, weil sie so nah standen, wurde ihm etwas klar.
Sie hatten sich schon geküsst, gestohlene Küsse, Nachts wenn es dunkel war. Sie hatten sich stumm darauf geeinigt nie darüber zu sprechen, weder miteinander noch mit jemand anderem und waren auch Tagsüber nie mehr als „Freunde". Remus wurde klar, dass sie sich zwar geküsst hatten, aber dieser Moment tausendmal besser war. Sie waren nicht versteckt, machten es nicht kompliziert, sie waren zusammen, von einer Masse umgeben und trotzdem waren sie frei.

Auf einmal musste Remus kichern und er konnte einfach nicht mehr aufhören, so sehr er auch versuchte diesen Moment nicht ins lächerliche zu ziehen. „Was ist?", fragte Sirius selbst wie aus Gedanken gerissen. Remus seufzte und Strich einen Regentropfen von Sirius' Wange „Ich bin nur sehr, sehr glücklich." sagte er in Sirius' Ohr, sodass der andere es gerade so verstehen konnte. Dann ließ er Sirius los und sagte etwas lauter und wieder lachend: „und du schielst, wenn du mir direkt vor der Nase stehst."

Wolfstar Oneshots *uwu*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt