„Bist du dir sicher dabei, dass du das tun möchtest?" Fragte ich während wir in den Bus stiegen.
Tweek ging auf zwei freie Plätze zu und deutete auf diese hin. Ich saß mich auf die Fensterseite und Tweek füllte die Lücke neben mir auf.
„Ja ganz sicher. Ich bringe dich nach Hause und sorge dafür, dass du sicher ankommst, außerdem liegt meine Wohnung genau auf meinem Nachhauseweg. Also mach dir keine Sorgen, du machst mir keine Umstände." Erklärte er mit einem warmen Lächeln und ließ sich etwas mehr in seinen Sitz sinken.
„Gut, ich will dir nicht mehr Schulden als ich es eh schon tu."
Der Blonde schüttelte seinen Kopf. „Nein Craig, du schuldest mit nichts okay?"
„Doch." Widersprach ich und blieb stur.
„Du hast jetzt was gut bei mir, entscheide also weise." Grinse ich.
Tweek seufzte leicht, lächelte dann aber.
„Wenn mir etwas einfallen sollte, dann sag ich es dir."
„Versprochen?"
„Versprochen."
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„Scheiße, Scheiße, Scheiße!" Zischte ich genervt. Nachdem wir keine Minute aus dem Bus gestiegen waren, fing es an wie aus Eimern zu schütten. In wenigen Minuten waren erst unsere Haare, dann unsere Jacken und dann unsere komplette Kleidung durchnässt.
Als wir nach vielleicht fünf Minuten an meiner Wohnung ankamen, waren wir beide klitschnass.
Mir war kalt und ich war tot müde. Tweeks Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihm genauso. Also fasste ich einen Entschluss und drehte mich zu ihm um.
„Wenn du möchtest kannst du gerne mit reinkommen, dann kann ich dir auch Wechselkleidung geben. Außerdem es ist schon ziemlich spät. Du kannst du hier auch gerne übernachten." Bot ich ihm an und sah dabei in seine Augen. Ein paar Strähnen seines leicht gelockten Haares hingen ihm im Gesicht und am liebsten hätte ich sie ihm weggestrichen.
„Ich will dir keine Umstände bereiten." Meinte der Blonde, doch ich schüttelte direkt meinen Kopf und winkte ab.
„Quatsch und jetzt komm rein."
Ohne weitere Proteste kam der Blonde in meine Wohnung und zog sich seine Schuhe aus. Auch ich streifte mir meine schwarzen Stiefel von den Füßen und kickte sie in irgendeine Ecke des Flurs.
„Geh schon mal ins Bad, ich hole dir ein Handtuch und Wechselkleidung." Erklärte ich und zeigte ihm mit einer Handbewegung, wo das Badezimmer war. Ich flitzte in mein Zimmer und holte ihm Wechselkleidung heraus. Eine schwarz Jogginghose und ein altes weißes Shirt von mir. Danach reichte ich ihm diese durch und trocknete mich selber schon mal mit einem Handtuch ab, um nicht die komplette Wohnung voll zu tropfte.
Nachdem wir beide Duschen waren, saßen wir uns nach draußen auf meinen Balkon und rauchten noch eine bevor wir schlafen gingen.
„Möchtest du das Sofa nehmen oder das Bett? Wir können uns von mir aus auch mein Bett teilen, dass stört mich nicht besonders." Grinste ich beim letzten Teil. Ob ich es ernst meinte oder nicht wusste ich selber nicht.
Tweek nahm einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch aus seinen Lungen. Er überlegte und biss sich kurz kaum merklich auf die Unterlippe. Er sah verdammt Attraktiv aus, wenn er sich auf die Unterlippe biss.
„Obwohl dein Angebot zu verlocken ist, nehme ich lieber das Sofa. Ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Außerdem brauchst du für morgen deinen Schlaf." Erwiderte er mein Grinsen und sah mich dann aufmunternd an.
Stimmt ja. Ich habe mir für morgen ja Pläne gemacht. Wie meine Mutter wohl reagieren wird? Sie trägt mir ja immerhin seit zwei Jahren hinter her, dass ich meinen Vater besuchen soll. Ob sie wohl wieder zu viel getrunken hat? Ich hoffe nicht.
Sie trinkt nicht oft, aber wenn dann diese Verzweiflung und Trauer in ihr hochkommen dann greift sie schon mal zur Flasche. Damals wo meine Mutter und ich noch besser zurecht kamen, da habe ich ihr gesagt, dass sie sich Hilfe holen soll. Aber leider ist sie genauso wie ich ein Sturkopf.
Und ich habe sie mit ihren Problemen alleine gelassen.
Ich konnte es nicht zurückhalten, eine Träne kullerte meine Wange entlang. Ich wischte sie schnell mit meinen Handrücken weg und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Mit leicht zitternder Hand nahm ich einen Zug, bevor ich den Glimmstängel ausdrückte.
„Hey." Hauchte Tweek und legte seine Hand auf meine.
Ich konnte ihn nicht in die Augen schauen und sah deswegen in die Ferne.
„Es ist in Ordnung Craig. Ich glaube, dass du das zu lange in dich gehalten hast." Er drückte meine Hand, welche ich daraufhin in seine legte und unsere Finger miteinander verschränkte. Die wärme die von seiner Hand aus kam gab mir irgendwie Kraft.
Er hatte recht. Das letzte mal wo ich geweint hatte war, als ich Kenny von dem Autounfall erzählt hatte. Seitdem hatte ich kein Wort mehr drüber verloren. Fasst drei Jahre. Wenn meine Mutter mit mir darüber reden wollte, dann ging ich ihr entweder aus dem Weg oder ignorierte sie im schlimmsten Fall. Ich wahr mit meinen 16 oder 17 Jahren einfach zu überfordert.
Ich gab mir die volle Verantwortung für die Situation.
Und das tat ich immer noch.
Tweek musterte mich kurz und schien nachvollziehen zu können, was in mir gerade vorging.
„Craig. Ich bin mir sehr sicher, dass sich deine Eltern von ganzen Herzen lieben. Dein Vater war auch bestimmt nie auf dich wütend, sondern viel mehr besorgt. Ihr habt euch gestritten, ja. Aber ihr hättet euch danach sicherlich wieder vertragen. So ist das mit der Familie. Manchmal ist man wütend aufeinander, aber am Ende hat man sich dann aber doch gegenseitig lieb."
Ich sagte daraufhin nichts sondern nickte einfach nur und drückte seine Hand.
„Und noch eine Sache. Es ist weder deine, noch die Schuld von deinem Vater, dass das überhaupt passiert ist. Es war das Auto, das in euch hereingefahren ist. Nicht andersherum."
Er hatte vielleicht recht. Vielleicht hatten sie alle Recht. Meine Mutter. Ruby und Kenny.
Vielleicht war es wirklich nicht komplett meine Schuld.
Darüber müsste ich, aber erst morgen entscheiden.
Die restlich Zeit saßen wir einfach da. Tweek der seine Zigarette zu ende rauchte und ich, Craig Tucker, der still weinend neben ihm saß. Im Kontrast zur kalten Nachtluft waren meine Tränen heiß. Meine Lippen brannten etwas durch die Tränenflüssigkeit und ich war müde.
Die stille tat irgendwie gut.
Ich sah kurz auf unsere verschränkte Hände und bekam von Tweek ein aufmunterndes Lächeln, welches ich erwiderte.
Er tat mir gut.
Tweek war toll.
Und wahrscheinlich viel zu gut für mich.
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Once A Year
FanficCraig saß in der Kloklabine eines ranzigen Clubs, als etwas nach langer Zeit in ihm zerbrach. Ausgerechnet Tweek war derjenige, der in diesem Moment reinkam und diese Scherben aufhob und zusammen setzte. /// Creek