Like a bird in the sky - Oneshot

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Hier mein Beitrag für die Songfic-Challenge von Sternpfoetchen:

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"Mustang? Ich habe ein Schreiben für Sie erhalten. Von Hohenheim."

Vor meinem Schreibtisch steht Riza Hawkeye, begleitet von Edward Elric, mit einem großen, weißen Briefumschlag in der Hand. Zu meiner Freude trägt sie einen rosafarbenen Minirock und Absatzschuhe, wirkt selbst aber nicht besonders glücklich darüber. Nicht, dass ich etwas Anderes erwartet hätte, aber ihre Arme sind fest verschränkt und ihr sowieso schon ernster, verschlossener Blick hat geradezu tödliche Außmaße angenommen.

Vielleicht wirkt Ed neben ihr deshalb so eingeschüchtert...
Sein Blick geht regungslos auf den Boden und er zieht die Schultern ein, als wäre er ein Kind, das eine Strafpredigt erwartet. Außerdem ist er sehr blass und seine Kleidung, genau wie seine langen, blonden Haare dreckig, doch meine Freude, ihn zu sehen und hoffentlich mit ihm zu arbeiten, überwiegt meine Sorge.

Mühsam reiße ich mich vom Anblick des Jungen los und schenke meine komplette Aufmerksamkeit Hawkeye, die mich nach wie vor aus zu Schlitzen verengten Augen mustert.

"In dem Brief steht, dass Sie den Fullmetal Alchemist zu seinem Vater begleiten sollen. Er möchte sie beide sprechen."

Ich bin ehrlich erstaunt.

"Warum das?"

"Steht da nicht."

Hawkeye zuckt mit den Schultern und wendet sich zum Gehen.

"Aber gute Nachrichten werden es kaum sein...", murmelt sie noch, bevor sie die Tür hinter sich schließt.

Ich blicke ihr nach und wende mich schließlich mit einem mulmigen Gefühl Ed zu, der noch immer unbewegt vor meinem Tisch steht.

Gerade als ich den blonden Jungen nach mehr Details fragen will, klaffen wie aus dem Nichts mehrere Wunden an seinem Körper, aus denen Blut läuft und er sackt in sich zusammen.

Ich schreie und springe auf, um ihm zu helfen, spüre aber einen heftigen Schmerz in meinem linken Knie, der mich ebenfalls zu Boden gehen lässt.

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Erst nach einigen Sekunde realisiere ich, dass das eben Geschehene nur ein Traum war und ich in meinem Büro eingeschlafen bin.
Um mich herum ist alles dunkel und ruhig - bis auf ein Auto, das auf der Straße vorbeifährt.
Ich versuche, mich von meinem Schreibtischstuhl zu erheben, doch derselbe Schmerz, der mich eben aus dem Schlaf gerissen hat, zwingt mich dazu, erneut auf die Sitzgelegenheit zu sinken.

'Komisch, denke ich noch, 'seit wann habe ich Probleme mit meinem Knie?', doch im selben Augenblick kehren alle Erinnerungen mit verzehrender Macht zurück.

Ed ist weg. Er ist ein Homunculus und weiß nichts mehr von seinem alten Leben. Von seiner Familie. Seinem Bruder Alphonse. Von seinem Beruf; seinen Fähigkeiten.

Und von mir.

Lange Zeit konnten wir uns nicht ausstehen und haben nur das Nötigste miteinander geredet. In den letzten Monaten aber lernte ich den kleinen Blonden durch viele gemeinsame Einsätze immer besser kennen - und lieben. Ich freute mich über jede gemeinsam verbrachte Minute und war so froh, ihn nach den Geschehnissen mit Envy und King Bradley lebend zu finden - bis er selbst zu einem gefühllosen, innerlich toten Wesen wurde. Wahrscheinlich werde ich ihn nie wiedersehen...

Ich schlucke schwer und will meinen Kopf resigniert zurück auf die Tischplatte legen, um der Realität noch einmal zu entfliehen, als die Tür zu meinem Büro aufgeht.
Der Flur ist hell erleuchtet, obwohl es mitten in der Nacht ist. Nach dem Kampf um Ed und unserer damit verbundenen Niederlage sind wir auf Befehl des Generalfeldmarschalls direkt hierhin zurückgekehrt. Ich saß bis weit nach Mitternacht an einem Formular, was sicherlich den Brief in meinem Traum erklärt.
Langsam gewöhnen sich meine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse und ich kann Alphonse Elric im Türrahmen ausmachen, ähnlich verzweifelt aussehend wie ich mich fühle.

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