Nachhauseweg

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Im Taxi saßen Rea und Samu gemeinsam auf der Rückbank. Sie redeten, machten Witze und lachten viel. Die Fahrt dauerte nicht lange, vielleicht 10-15 Minuten. Zuerst fuhren sie zu Samus Hotel. Als er ausstieg umarmte er Rea nochmal. Die Umarmung dauerte ein ganz kleines bisschen länger als sonst. Die beiden standen da (Rea war extra mit ausgestiegen), waren sich ganz nah, konnten das Aftershave des anderen riechen und seine starken Arme auf ihrem Rücken spüren. Als sie sich lösten, schauten sie sich einen Bruchteil einer Sekunde ganz tief in die Augen und Rea hatte kurz das Gefühl, als wäre in Samus Augen irgendetwas ganz spezielles aufgeblitzt, konnte aber nicht einordnen was genau dieses etwas war und war sich auch gar nicht sicher, ob er sich das vielleicht nur eingebildet hatte.
Samu sagte, während er sich schon in Richtung Hoteleingang bewegte "Bye! Bis Morgen!" Rea antwortete ein bisschen abwesend "Ja... Bis Morgen Samu!" und setzte sich dann wieder im das Taxi.

Er schaute Samu nach. Er dachte daran, wie Samu es ihn immer wieder zu fesseln, wenn er sprach, auch wenn er sang. Und er sah schon verdammt gut aus. Die blonden, leicht verstrubbelten Haare, seine muskulösen Arme und diese unglaublichen blauen Augen. Und er hatte irgendetwas an sich, dass ihn (und auch viele andere Menschen) fesselte, machte, dass er an seinen Lippen hing, wenn er etwas erzählte und natürlich auch wenn er sang.
Irgendwie fühlte er sich ganz kribbelig und ihm war auf einmal unglaublich warm. "Fast als wäre ich verliebt" dachte er und lachte. "Das wär's noch. Ich, Rea Garvey, verliebt in einen Mann. Und dann auch noch Samu Haber." Das war wirklich absurd und schien die unwahrscheinlichste Sache der Welt zu sein. Nein, seine Gedanken und dieses warme Gefühl mussten vom Alkohol kommen, anders konnte er es sich nicht erklären. "Denn schließlich bin ich ja nicht schwul!"

Der Taxifahrer drehte sich halb nach hinten um. "Haben Sie was gesagt?" fragte er. Rea wurde bewusst, dass er den letzten Satz laut gesagt haben musste. "Nein nein, alles gut!" winkte er hastig ab. Wie peinlich! Zum Glück hatte der Taxifahrer gerade über Funk mit irgendjemandem gesprochen und den von Rea halblaut gemurmelten Satz wohl kaum verstanden. Das hätte gerade noch gefehlt, dass jemand so etwas aufschnappt und die Presse dann davon Wind bekommt.

In den wenigen Minuten die die Fahrt noch dauerte versuchte Rea, an etwas anderes zu denken und achtete sehr genau darauf, bloß nicht noch einen unbedachten Gedanken laut zu sagen. Als sie bei seinem Haus angekommen waren, zahlte er, schloß die Tür auf und ging relativ direkt ins Bett, es war ein langer Tag gewesen und er war ziemlich müde.

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