"Stuart, du bist so dumm näää! Komm jetz Jungee." unterbrach Apostholos Stuarts Gedanken auf sehr harsche Art. Warum war er bloß die ganze Zeit so gemein zu ihm und wieso redete er auf so blöde Art und Weise? Stuart schwenkte den Blick von seinem Spiegelbild in dem Fenster auf den griechischen Luchs. Er hatte sich ihn bis jetzt noch gar nicht so genau angeschaut: Rot besaß südländisch schwarzes Fell, welches von einer teurer-als-Stuarts-gesamtes-Leben-aussehenden Lederjacke bedeckt wurde. In einer Gucci Bauchtasche schien der Luchs wichtige Dinge zu verstauen, unter anderem seine Air Pods oder seine Zahnbürste, welcher er, wie er es Stuart während der Fahrt im Babawagen erzählte, schon mit jeglichen Lüchsinnen geteilt hatte. Diese Verachtung hygienischer Grundlagen stieß dem Pinguin äußerst unangenehm auf, jedoch wollte er Apostholos, welcher ihm schließlich geholfen hatte, nicht zu nahe treten.
"Ich komme ja schon" antwortete Stuart, bemitleidenswert aussehend wie immer, und begann seinen Platz zu räumen. Zu gerne hätte er hier mit Zachary geNetflix&Chilled, er vermisste ihn, doch wie sollte er ihm all das beibringen? Aber das war ein Thema mit dem er sich später befassen würde, dachte sich der Pinguin, jetzt müsste er sich erstmal mit Apostholos auf den Weg zu dem Teebeutelweitwurfturnier machen.
Nachdem die beiden den Flieger verlassen und in ein schon zuvor organisiertes Taxi in der Nähe des Flughafens gestiegen sind, machte sich ein sehr starkes Unwohlsein in Stuart breit. Was würde passieren wenn die Shelbys sein Kostüm durchschauten? Mit Tränen vor Angst in den Augen schaute Stuart in die Ferne und wollte einfach nur noch nach Hause. Sein Dorf, in welchem er sich nur kurze Zeit zuvor noch zum Gespött gemacht hatte durch sein unfreundliches Auftreten Morlo gegenüber. Niemand würde ihn dort noch wirklich akzeptieren. Doch es war immer noch sein zu Hause.
Das Taxi fuhr auf ein riesiges Gelände, welches schon aus weiter Ferne als Teebeutelweitwurfturnier hätte identifiziert werden können: Überall hingen Teebeutel, riesige Leuchtschilder welche die neue Geschmackssorte "Nahtoderfahrung" bewarben umzingelten den Hof und Stände mit Tassen, Untertassen und Teekannen füllten den riesigen Platz vor der eigentlichen Arena aus. "Satansbratan, wir sind jetzt da. Die Shelbys haben hier ihre Finger im Spiel und machen bei solchen Veranstaltungen ihre Kohle", erklärte Apostholos Stuart, als die beiden Richtung Teebeutelweitwurfarena gingen, mit verwunderlicher Eloquenz in seiner Ausdrucksweise. "Diese glücksspielsüchtigen Idioten kommen immer hierher um ihre Moneten zu verzocken, ha!"
Aus dem Nichts brach plötzlich Tumult in der Menschenmenge auf dem Turniergelände aus. "Was ist passiert?!" schrie Stuart in seiner ängstlichen und dümmlich wirkenden Art. Er klammerte sich aus Furcht an Apostholos' Gucci Bag, welcher ihm daraufhin kurzer Hand eine absolut fette Erziehungsschelle seines Urgroßvateres in die schon deformierte Vogelvisage schallerte, sodass der Pinguin ungebremst auf den Boden klatschte und sich nun eine neue Gesichtswunde zu den anderen gesellen durfte. Erneut musste sich Stuart mit einem Lappen Blut aus dem Gesicht wischen; seine schwarzen Knopfaugen begannen stark zu tränen und Stuart begann zu weinen. Sein ganzes Leben lang wurde er von Stärkeren und Größeren fertig gemacht, immer war er die Fußsohle der Gesellschaft.
"Guck Mal da vorne Jungää! Die 'Tottenham Teabag Traumatizing Terminators', das beste Teebeutelweitwurfteam der Welt! Sie sind die einzigen die den Teebeutel in der Flugkurve eines rechtwinkligen Dreiecks werfen können!" rief Apostholos Rot in Richtung Stuart, ohne ihn jedoch eines einzigen Blickes zu würdigen. Stuart, noch immer blutend und verheult, wartete noch bis die Menge sich beruhigt hatte, ehe er sich aufrichtete und sich wieder Apostholos anschloss. Der Anti-Ehrenmann-Aktion nur kurze Zeit zuvor zum Trotz musste der Pinguin dennoch bei ihm bleiben, da Apostholos der einzige war, welcher sich an diesem für Stuart noch fremden Ort auskannte.
So führte der Grieche die Beiden kurze Zeit später routiniert durch das Getümmel hin zu einer großen Stahltür, welche direkt an die Arena anzugrenzen schien.
*Klopf * *Klopf* *Klopf*
Ein kleines Fenster in der Tür öffnete sich. "Passwort, mate" forderte eine knurrige Stimme mit nordenglischem Akzent von der anderen Seite der Tür. Aus dem Nichts begann Apostholos daraufhin auf peinlichste Art und Weise zu freestylen. Stuart wurde rot vor Fremdscham und schaute zu seiner rechten und seiner linken um zu schauen, ob jemand dieses Feuerwerk der Peinlichkeit mitbekam. Glücklicherweise waren die beiden allein vor der Tür und aus Sekunden begannen Minuten zu werden. Für eine gefühlte Ewigkeit warf der Luchs mit Begriffen wie "Billo", "Saturday", "Babawagen" oder "Range Rover" um sich und die Peinlichkeit schien kaum mehr schlimmer werden zu können. Endlich kam Apostholos zu einem Ende, völlig verschwitzt und außer Atem. Nach einem kurzen Moment der Stille antwortete die mysteriöse Stimme von der anderen Seite der Tür: "Alles klar, ihr dürft eintreten." Das schwere Eisentor öffnete sich mit einem ohrenbetäubenden Quietschen und Apostholos zog den erstaunten Pinguin hinter sich so schnell wie möglich in den nun freiligenden Raum, ehe sich das Tor hinter den beiden wieder schloss.
Dunkelheit. Kein Licht, kein Fenster, nichts. "Wo ist dieser scheiß Lichtschalter Junge, keeeein Sinn" sprach Rot zu sich selbst, die Wand nach einem Schalter abtastend. Als es klickte und das Licht durch den gefundenen Schalter den Raum erhellte, erschrak Stuart. Er war wirklich da. Bei Ihnen.
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Willkommen in Alaska
RomanceStuart ist ein Pinguin der bisexuell ist. Er und seine 50 Dorffreunde wollen umsiedeln, aber die Immobilienpreise sind zu hoch. Dies ist natürlich Folge der Finanzkrise, welche die ganze Welt ins Verderben gestürzt hat. Zwischen all diesem Tumult mu...