3 - Hallo, Sensei!

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"Hey Yukiko, wie siehts aus?", rief mir das blonde Möchtegern-Modell zu während ich mich auf meinen Platz setzte. Ich kramte die hausarbeiten aus meiner Tasche und reichte sie Ihr stillschweigend, bevor ich mich letztendlich wieder meinem Buch zuwandt. Ich liebte Krimis. Sie waren so unglaublich fesselnd und es erfüllt mich immer wieder mit Stolz wenn ich vor dem Kommissar die Lösung eines Falls bereits vor Augen hatte. "Ehm, Yukiko?" Die Blonde stand plötzlich neben mir. Das neue Parfüm, welches sie trug machte es nicht einfach sie zu ignorieren. Für meinen  Geschmack einen Hauch zu dick aufgetragen. Aber wie die schnuckeligen Modepüppchen es gern sagen 'Die hat ja keine Ahnung'. Wozu auch. Einmal täglich gut geduscht und Deo benutzt von Zeit zu Zeit und du kannst dir diese hübsche Tinktur namens Eau de Collogne sparen. "Ja bitte, eure Hoheit?", fragte ich eher desinteressiert als aufmerksam freudig. Mia und ich verstanden uns. Sofern es um das Überleben ging. Die perfekte Symbiose. Hausaufgaben gegen Ruhe. Warum also versuchte sie diese gerade zu zerstören und eine parasitäre Koexistenz auszulösen? "Ich verstehe hier etwas nicht. Du wirst es mir erklären müssen.", seufzte die Blonde wehleidig. Missmutig sah ich zu ihr auf, während mich das Klassenzicklein mit einem falschen Hundeblick und einer Schmolllippe ansah. "Stört dich doch sonst auch nicht.", erwiderte ich nur ruhig. "Also...ich meine, wenn etwas nicht unbedingt verständlich ist." Mia beugte sich zu mir herunter. Ihre Oberarme auf meinem Tisch stützend. "Sonst muss ich auch nicht schiss haben, dass der Lehrer mich abfragt." Das Parfüm stieg wieder in meine Nase. Es fing förmlich an zu brennen. "Zudem steht Oikawa sonst nicht in der Tür zu unserem Klassenzimmer." Sie kicherte. Sekunde. Sie kicherte? Innerlich betete ich, dass ich dies einfach nur überhört hatte. Noch mehr störte es mich, dass sie nicht einmal gelogen hatte. Mein Blick strich an der Tür des Klassenzimmers vorbei als ich nach der Stiftmappe aus meinem Rucksack griff. Da stand er. Der braunhaarige Mädchenschwarm der Schule. Ich wollte mir nicht vorstellen, warum er hier war. Die letzten drei Jahre hatte er diesen Klassenraum jedenfalls nicht betreten. "Also schön, setz dich.", seufzte ich genervt. "Welchen Part verstehst du nicht?" Mit einem Stift bewaffnet sah ich das Blondchen an. Sie legte mein Heft auf meine Bank und strich sich eine ihrer mit dem Lockenstab frisierten Strähnen aus dem Gesicht. Ihre lackierten Fingernägel deuteten auf eine Stelle auf dem karrierten Blatt Papier. "Das dort." Verdutzt sah ich sie an. "Die Berechnung des Wendepunktes dieser Sinus-Kurve?" Ich wusste nicht recht ob sie mich einfach veräppeln wollte oder ob das ihr Ernst war. Zugegben, es war etwas knifflig wenn man es zum ersten Mal machte. Jedoch ist das nicht die erste Hausaufgabe in der wir so etwas berechnen durften. Kurvendiskusionen gab es schließlich jedes Jahr und seit zwei Jahren zitterten meine Klassenkameraden in Mathe mit diesem Mist. "Also gut...." 

Auch wenn es vermutlich nichts bringen würde, nahm ich die Aufgabe noch einmal auseinander. ich erklärte Mia Schritt für Schritt wie sie diese Aufgabe lösen konnte. Dass der Playboy währenddessen das Klassenzimmer nicht mehr nur von der Tür aus betrachtete, ignorierte ich gekonnt. Entgegen meiner Erwartung sah Blondie relativ interessiert aus. Eines musste ich ihr lassen, sie war ein guter Schauspieler. Möglicherweise konnte sie damit sogar Karriere machen. Wer weiß, mit Mathe musste sie sich dann nicht mehr rum schlagen. Höchstens wenn sie eine nuttige Lehrerin spielen durfte, welche in einer dramatischen Komödie ihre große Liebe fand, aka Mister Playboy namens Oikawa. "...noch Fragen?", fragte ich nachdem ich meinen Monolog beendet hatte. "Ich denke schon. Und mit einem viertel Multipliziere ich am Ende weil....?" "Du das Vierfache auf der anderen Seite der Gleichung los werden willst." Sie nickte. Ich war mir sicher, dass sie es nächste Mal wieder vergessen hatte. 
Als sie sich mein Heft wieder von meiner Bank nahm und aufstand, stand sie ganz zufällig direkt vor dem Braunschopf des Volleyballteams. Ich konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen. Klischeehafter ging es kaum noch. Diesen Move las man in jeder Schnulze des zwanzigsten Jahrhunderts. Auch in jedem Teenie-Drama seit neunzehnhunderdreiundneunzig gab es mindestens eine Szenerie wie diese. Grummelnd nahm ich mein Buch wieder in die Hand und begann zu lesen. Aus der Entfernung hörte ich noch Blondies peinlich berührtes "Sorry...", kümmerte mich jedoch weniger darum. Das Verbrechen wartete schließlich auf mich. 
Ich spürte wie der braunhaarige Mädchenschwarm mich ansah. Sein Blick lag eindeutig auf mir. Ich hörte wie er sich vor meinem Tisch hinhockte, seine Arme auf meinen Tisch gelegt. Mehrere Minuten lang. "Was wilslt du?", fragte ich genervt. Es fiel mir schwer ihn nicht einfach an zu keifen, dass er einfach gehen sollte. Blondie saß schließlich auch noch im Raum. Symbiose und so weiter. Dennoch wollte ich ihm klar amchen, dass ich kein Interesse daran hatte mit ihm zu reden. Eine Tatsache die er nicht hätte überhören können. Er ignorierte sie also einfach. "Nun ja, Iwa-chan und ich brauchen da ein wenig Hilfe." Mein Blick löste sich kurz von der Seite, die ich gerade zuende gelesen hatte und sah ihn an. Dann wandeten meine Augen zu dem Jungen hinter ihm. Ein eher ernst drein blickendes Wesen, recht solide und einen vernünftigen Muskelzuwachs schien er auch zu haben. Anschließend wanderte mein Blick wieder zu dem zuckersüßen Eckelpaket vor mir. "Du vielleicht schon, er wirkt ganz solide. Wenn du mich fragst.", lächelte ich ihn an.  Oikawa kicherte. "Da mag was dran sein." Plötzlich veränderte sich sein Blick. Vermutlich war es das, was die Mädchen so attraktiv fanden. Es wirkte plötzlich als habe er seine Beute lokalisiert. Sein Lächeln blieb unverändert, doch seine Augen. So konzentriert und auf eine gewisse Art als würde er mich heraus fordern. "Allerdings rede ich eher von Mathematik. Wir haben beide das letzte Kapitel nicht ganz verstanden. Und ich habe gehört du bist da die Beste, Yukiko-chan." Ich seufzte gespielt, selbstverständlich sehr übertrieben. "Für dich noch Kitahoshi-san. So weit werden wir nie kommen." Im Klassenraum war es still geworden. Alle schienen hören zu wollen, was der beliebteste Typ der Schule mit einem Mauerblümchen wie mir zu bereden hatte. "Ich weiß nicht wer dir das erzählt hat. Aber ich denke eine andere Nachhilfelehrerin wäre wohl angemessener. Genug Auswahl hast du ja wohl." Triumpierend grinste ich ihn an, hoffte diese kleine Herausforderung gemeistert zu haben. Das sanfte Gefühl von Überlegeneheit schwand jedoch sehr schnell, als auch sein Grinsen breiter wurde. "Nun ja. Sakanagi-Sensei hat bereits zugesagt. Er stellt dich dafür vom Literatur-Club frei. Wir können also heute Nachmittag anfangen." Verdutzt sah ich zu wie er sich erhob. Hatte ich mich gerade verhört oder spielte er einfach nu mit mir? Unmöglich hatte unser Lehrer über meinen Kopf hinweg entschieden. Das konnte nicht sein. Sprachlos schaute ich den beiden Jungen hinterher wie sie langsam zur Tür wanderten. Bevor Oikawa aus dem Raum verschwand drehte er sich noch einmal um. Mit einem zuckerzüßen, klindlichen Lächeln winkte er mir zu und rief ein: "Bis heute Nachmittag, Hoshi-chan." zu mir herüber. Erst ein aggressives "Shittykawa!", bewegte ihn dazu, mich am Ende reglos auf meinen Tisch starrend zurück zu lassen. 

The Playboys Weakness (Oikawa X OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt