4 - Gen Heimat

1.4K 103 12
                                    

Den ganzen Tag über blieb ich still. Keine Meldung im Unterricht, keine Diskussionen mit dem Blondchen über anstehende Hausarbeiten, keine freudigen Gespräche mit der Schülervertretung. Nicht einmal mehr mein Buch reizte mich noch. Ich dachte nur an das Grauen, welches sich heute Nachmittag wohl abspielen würde. Oikawa und ich. In einem Raum. Gut, Iwaizumi war auch noch dabei. Wenn ich es richtig vernommen habe, ist er der Vizekapitän des Volleyballteams und tatsächlich ein sehr solider Charakter. Er sprach anscheinend nicht viel, ließ jedoch verlauten wenn ihm etwas nicht in den Kragen passte. Oikawa löste angeblich viele dieser Situationen aus. Kaum zu glauben, dass diese Beiden wirkten wie Arsch und Eimer. 

Seufzend wartete ich nach dem Unterricht am Schultor auf die Beiden. Unser Mathematiklehrer teitle mir noch freudig mit, dass er mir diese Aufgabe mit Stolz übertrug. Schließlich war ich seine beste Schülerin und er freue sich, dass eine seiner Schülerinnen so engagiert war. Ich wurde nichmal gefragt oder hatte die Möglichkeit ab zu lehnen. Es war dingfest. Ob ich nun wollte oder nicht. Frustiert kramte ich mein Handy aus der Tasche als ich dort am Eingang stand. Kurzerhand entsperrte ich den Bildschirm und öffnete meine Kontakte. Kenmas Name ploppte sehr weit oben auf und eine kleine Nachricht war schnell geschrieben. 'Wird heute später....ich wurde zum Idioten sitten verdonenrt.' Dann steckte ich das Handy zurück in meine Tasche. Ich hatte mich gefreut den Nachmittag mit dem kleinen Zocker zu verbringen. Es gab ein neues Spiel welches wir im Co-Op Modus ausprobieren wollten. Ich brannte förmlich darauf. 
"Yahoooooo, Hoshi-Chaaaaan.", hörte ich die Stimme des Braunschopfes bereits von Weitem. Entnervt blickte ich in seine Richtung, während er winkend auf mich zu lief. Von Iwaizumi keine Spur. Grinsend blieb er neben mir stehen und warete auf irgendeine Reaktion meinerseits. "Du hast dein Anhängsel vergessen.", warf ich ihm nur kalt entgegen in der Hoffnung er verstand was ich meinte. "Iwaizumi fehlt wohl, oder etwa nicht?" Oikawa ließ sich davon jedoch nicht beirren. wie ein kleines Kind wippte er auf seinen Füßen auf und ab, wartete darauf, dass wir los gingen. "Der ist beim Training. Während ich Nachhilfe nehme, achtet er aufs Team und während er sie nimmt, läuft es ander herum." "Kaum zu glauben, dass auf dich jemand hört.", schnaubte ich verächtlich. Ich konnte mir nach wie vor nicht vorstellen warum man diesen Idioten zum Teamkapitän ernannt hatte. "Nun ja, Ich wirke auf manche Menschen recht gefährlich.", grinste er mich an. Ich wollte nicht darauf eingehen. Ich könnte es. Mein inneres Wesen bettelte förmlich darum es nicht zu tun. Also schwieg ich. Oikawa hingegen nutzte es um zu entscheiden, wo unsere Nachhilfe nun abgehalten werden würde. "Ich denke, wir sollte zu dir gehen. Meine Eltern sind daheim." "Ach und was sagt dir, dass es meine nicht sind?", fragte ich schnippig zurück. Ich wollte ihm nicht zeigen wo ich wohnte. Das ging mir dann doch etwas zu sehr in meine Privatsphäre. Er hingegen grinste nur. Es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren was ich davon hielt "Nun ja, Background-Check?" Sein Gesicht nahm auf einmal wieder die unschuldigen Züge eines Kleinkindes an. Ich konnte nichts mehr darauf antworten, starrte ihn nur absolut ungläubig an und grummelte kurz bevor ich mich umdrehte und mich auf den Weg zu meinem Heim machte. Völlig geistesabwesend kramte ich meinen Thriller aus der Tasche und begann mit dem Lesen fort zu fahren. Ich bemerkte kaum wie der Playboy hinter mir her eilte und mich auch sehr bald einholte. Auch wie er seine große Statur neben mir aufbaute, entfiel mir fast völlig während ich mich auf die Buchstaben auf dem weißen Papier des Buches richtete. Ich richtete meine Aufmerksamkeit ganz auf die Worte, ließ meine Fantasie mit Ihnen verschmelzen und tauchte ganz in Ihre Welt ein. Ich blendete meine Umgebung aus. Ohne Ausnahme. Gespannt saugte ich den Inhalt des Thrillers ein. Erst ein unsanfter Griff um meinen Arm, ein ungewohnter Ruck und die nervöse Stimme des Braunschopfes rissen mich aus dem beinahe tranceähnlichen Zustand. "Pass doch auf!" 
Ich spürte, wie nur einige Zentimeter vor mir ein Auto auf der Straße vorbei brauste. Mein Körper versteifte sich sofort, meine Glieder wehrten sich gegen jede Bitte sich zu bewegen.
Bevor ich auch nur irgendetwas in dieser Situation realisieren konnte, wurde ich an meinem Oberarm ein paar Schritte zurück gezogen. Das Buch wurde mir aus der Hand genommen und schon löste sich auch der Griff um meinen Arm. "Ich denke, das bekommst du erst zurück wenn wir daheim sind.", hörte ich die Stimme des Playboys neben mir seufzen. Langsam drehte ich mich um und starrte ihn fassungslos an. Erst jetzt realisierte ich, dass er mich vor einem eher längeren Krankenhausaufenthalt bewahrt hatte. Ich wusste nicht recht ob ich ihm dankbar sein wollte oder sauer darüber, dass er mir das Buch entnommen hatte und somit die einzige Möglichkeit dieser Situation zu entfliehen. "Bitte?", fragte ich unglaublich als ich mich für eine Emotionslage entschieden hatte. Mein Blick fing seine braunen Augen ein, während wir uns dort am Straßenrand gegenüber standen. Oikawa seufzte erneut bevor er in einem wehleidigen Ton antwortete. "Ich weiß, dass du mich am liebsten los werden würdest..." Langsam kam er auf mich zu, während er meinen Roman in seiner Tasche verschwinden ließ. Direkt vor mir machte er halt, legte seine Finger an mein Kinn, die andere Hand schlang sich um meine Hüfte und drückte mich an ihn. Auch Du durch die Uniform spürte ich, dass seine Muskeln arbeiteten. Wie für einen Sportler zu erwarten, waren sie gut ausgeprägt. Seine Finger hoben meinen Kopf an, zwängen mich den Augenkontakt nicht ab zu brechen. Seine braunen Augen waren gefüllt mit Sorge und Wehleid. Es wirkte als wäre er ernsthaft verletzt von meiner Abneigung. Warum, wollte mir jedoch nicht ganz einleuchten. "... Der Typ dort hätte dich eben glatt mitgenommen. Denk mal ein wenig daran, wie andere sich dabei fühlen." Er lächelte leicht, die Sorge stand ihm nach wir vor uns Gesicht geschrieben. Langsam ließ er mein Kinn aus seinen Fingern rutschen, seine Hand an meiner Hüfte löste sich und auch sein Körper entfernte sich langsam von mir. Sofort wandte er sich zum Gehen. Seufzend folgte ich ihm schnellen Schrittes, bis ich neben ihm her lief. Einige Straßen lang liefen wir schweigend nebeneinander her. Kein Wort verließ unsere Lippen, nur die vorbei ziehenden Autos, die Ampeln und ab und an auch ein Vogel waren zu hören. Die Stille fühlte sich unbeschreiblich an. Ich konnte es noch einordnen. Es wirkte, als müsste ich etwas sagen, jedoch auch wieder nicht. Als wäre sie gezwungen, jedoch auch wieder gerade richtig. Ich starrte auf meine Füße, wie ich einen Schritt nach dem anderen setzte. Leise, kaum hörbar gab ich ein kleines "Danke" von mir. Sein leichtes Lächeln und die erröteten Wangen sah ich nicht, während er seinen Kopf abwandt. "Kein Problem."

The Playboys Weakness (Oikawa X OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt