4 - Der Teufels-Geiger

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Alles ging wieder seinem normalen Gang. Ganze 6 Tage vergingen, und keine Clown-Dämonen-Heinis waren zu melden. Ich fühlte mich prachtvoll!

Heute Abend gehe ich mit Amy zu einem Violinen-Konzert. Wir sind nämlich Amateure Klassischer Musik, und als Geigerin wollte Amy mich unbedingt mitnehmen. Ich habe ohne zu zögern zugesagt. Heute Abend spielt das Philharmonistische Orchester von St Petersburg ein Part des Repertoires von Paganini, einer der bekanntesten Geiger aller Zeiten, ein musikalischer Genie! Mal sehen, was die Musiker von heute drauf haben. Ich freue mich schon darauf, "La Campanella" zu hören!

Wir trafen uns, Amy umarmte mich, und wir gingen gemeinsam ins Staatstheater hinein.
So ein schönes Gebäude! Ich finde die Dekorationen, die Malereien, die Infrastruktur immer wieder fabelhaft! Goldene Statuen umgaben uns, und die Kronleuchter erhellten die Säle. Wie ein Palast!

"Ich wollte dir auch sagen," rief Amy, "du siehst in diesem Kleid wunderbar aus!"
"Danke!" Antwortete ich. Ich hatte mein Lieblings-abendkleid an. Es war aus schwarzer Seide, lang, mit einer roten Rose auf der linken Schulter, und die Ärmel waren aus Spitze.
"Deines sieht auch bildschön aus, Amy." Fügte ich hinzu.
"Aber ja doch!" Antwortete sie kichernd.

Schließlich kamen wir in den großen Bühnen-Saal. Wir warteten schon ungeduldig. Als alle Lichter langsam ausgingen, sahen wir einen Mann auf die Kante der Bühne laufen, und er verkündigte mit einem leichten russischen Akzent:
"Meine Damen und Herren, willkommen. Ich muss ihnen mitteilen dass unser Solist für heute Abend leider absagen musste. Glücklicherweise hat ein anderer Spieler die Rolle übernommen. Ich wünsche Ihnen, eine gute Unterhaltung."
Alle Zuschauer klatschten, bis sich der Purpur-rote Vorhang öffnete. Ein noch größerer Beifall ertönte durch den ganzen Saal, als das prächtige Orchester sichtbar wurde.

Doch ich erschrak, und wurde zu Stein. Da, in der Mitte, der Solist...
"Hey Chara, alles klar? Du siehst so aus als hättest du ein Geist gesehen!"
"A-Aamon..." stotterte ich vor mich hin.
"Was?"
Amy schaute Richtung Solist, der offensichtlich niemand anderes war, als der, der mich in meinem Traum so fasziniert hat: Aamon.
"Kennst du ihn etwa? Wow! Der sieht ja total gut aus, oh mein Gott!"

Wenn Amy total begesitert war, hatte mein Gehirn aufgehört zu funktionieren. Aamon! Es war der Typ aus meinem Traum! Ich irre mich ganz bestimmt nicht!
Das kann doch nicht wohl war sein...
Er war da, im schwarzen Anzug, eine Geige in einer Hand, und den Geigenbogen in der anderen.
Ich konnte es einfach nicht fassen...

Ich erschrak nochmal, als er rasch seinen Geigenbogen erhob, und seine roten Augen die meinen durchdrangen.

- Notiz des Autors: Es wäre interessant, wenn ihr folgende Musik spielen lässt während ihr jetzt weiter lest: "La Campanella" von Paganini ;) -

Schon an der ersten Note lief mir ein Schauer über den Rücken. Und ich merkte, im ganzen Theater stockte den Menschen der Atem.
Sein Spiel war... Hypnotisierend. Unheimlich. Verführerisch.
Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Alle hörten ihm zu. Nur das Orchester, das ihn begleitete, war noch bei Sinnen.

Ich konnte es nicht fassen. Ein perfektes Spiel; keine Fehler, perfekte Technik, perfekte Interpretation. Und dabei ist "La Campanella" eines der schwierigsten Stücke überhaupt, Paganini war schließlich ein Genie... Und Aamon schaffte es mit links!

Warte...

Es gibt doch das alte Gerücht, Paganini hätte mit dem Teufel einen Pakt geschlossen um sein Talent zu erlangen...
Paganini war wegen seinem außergewöhnlichen Talent Teufelsgeiger genannt.

Teufelsgeiger...

Aamon...

"Ja...!"
Was war das!? Es klang wie... Wie Aamon's stimme.
Ich schaute genauer auf ihn zu, und seine roten Augen waren auf mich gerichtet. Er grinste schelmisch.

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