Während ich über den Kiesweg lief, war die Veranda schon zu sehen. Es hat sich nicht viel geändert. Einige Raucher und ein Pärchen, dass sich küsste. Ich ignorierte die Blicke, die mir zugeworfen wurden, als ich durch die Haustür trat. Ein wenig schummrig war mir schon, nach all dem Alkohol und beschloss insgeheim, auf Softdrinks umzusteigen.
Einige meiner Mitstudenten lümmelten im Wohnzimmer und an einem der Schlafzimmer war eine Socke. Wie originell. Ich blickte durch die Hütte. Man bemerkte sofort, wie viel Geld Finns Eltern besassen, denn sie scheuten sich nicht, es auszugeben. Schon die Küche war imposant gewesen, doch das Wohnzimmer strahlte nur so von Designerstücken. Wieso hatte Finn sie nicht weggeräumt? Wollte er etwa angeben? Er schien mir nicht so ein Kerl zu sein, wissen konnte ich es aber auch nicht.
«Freya, da bist du ja», Cathy steuerte direkt auf mich zu und zog einen armen Jungen hinterher. Wahrscheinlich wünschte er sich, er wäre der Typ im Schlafzimmer und hätte seinen Spass mit ihr. Sie stellte sich vor mir auf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. «Was ist passiert? Simon hat nur gesagt, er sei ein Idiot»
Ich lächelte. «Ja, ist er. Ich erzähle es dir wenn wir nachhause gehen oder morgen, mach dir einfach keine Sorgen und hab deinen Spass», meine Augen schielten zu dem Jungen der neben ihr stand und mich anstarrte. «Freya ist ein merkwürdiger Name», meinte er nur. «Ja, kann sein. Und was ist dein Name? Vollidiot?», amüsiert lächelte ich zu Cathy, drückte ihren Arm und machte mich auf den Weg nach draussen. Heute war nur ein auf und ab. Zuerst unterhielt ich mich mit Finn und blamierte mich. Als nächstes verletzt mich Simon mit seinen Worten, dann habe ich Miriam kennen gelernt und zum Schluss hat dieser Idiot von Bruder mir die Schuld gegeben, dass seine volljährige Schwester Alkohol getrunken hatte.
«Ich hatte schon Angst, du wärst gegangen, ohne dich zu verabschieden», Finn trat an meine Seite. Ich war auf der Veranda stehen geblieben und lehnte mich an das Fenstersims. Erschöpft blickte ich zu dem Schönling auf, «Nein, mach dir keine Sorgen, ich lass meine Freunde nicht im Stich»
Finn lehnte sich ebenfalls an die Fensterbank und rückte ein Stück näher. Unsere Hände berührten sich beinahe und mein Herz klopfte. «weisst du Freya,», er lehnte sich zu mir runter, «du machst mich verrückt». Bei diesen Worten hörte ich auf zu denken. «Was?», mein Atem stockte. Die warme Brise streifte meine Wangen. Verrückt? In meinem Magen breitete sich ein merkwürdiges Gefühl breit. Freude, Angst und noch etwas. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht sagen, was es genau war.
«Verrückt», wiederholte Finn, «Du beachtest mich nie und ich kann meine Augen nicht von dir lassen». Er rückte noch näher und nun berührten sich mehr als nur unsere Hände. Finn bückte sich über mich, seine Lippen streiften mein rechtes ohr, glitt mit seiner Hand durch meine Haare. «In jeder Vorlesung, jede Minute, jede Sekunde, du schenkst mir kaum Beachtung»
Ich sollte mich freuen, sollte Schmetterlinge im Bauch haben, mein Herz sollte rasen. Doch genau in diesem Moment blieb es stehen.
Augenblicklich wurde mir klar, warum Finn mich umgarnte. Weil ich nicht genug Interesse zeigte. Obwohl ich ihn mochte, er mir gefiel, Finn wollte mich nicht wirklich. Rasch befreite ich mich aus seinen Armen, stolperte und stiess mit der Hüfte gegen das Geländer. Überrascht richtete sich sein Blick, suchte meine Augen.
«Finn, ehrlich, du willst mich nicht», ich zuckte bei diesen Worten, da es mir schon einige Male durch den Kopfgegangen ist, wie es wäre, Finn zu küssen. Anstatt etwas zu sagen, blickte ich beschämt auf meine Hände und spielte mit meinem Haargummi.
Bestimmt fünf Minuten lang fühlte ich mich wie in einem Hamsterball. Meine ganze Umgebung wirkte verschwommen und fragte mich, wie das geschehene so überwältigend sein konnte.
«Hey». Eine tiefe, bekannte Stimme und ein grosser Typ lehnte sich neben mich ans Geländer. Mein Nacken fühlte sich schon steif an, als ich ihn endlich hob, um in das Gesicht des Miriams Vollidioten-Bruder zu blicken. «Alles klar?», er schob mir eine Bierflasche hin. Wahrscheinlich wirke ich wie eine Alkoholikerin, denn ich griff nach der Flasche und leerte sie um die Hälfte. «Wow»
Bis Simon durch die Tür nach draussen an die frische Luft trat, hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Wir hatten nur einige Blicke gewechselt und ich fühlte ich merkwürdigerweise sehr wohl.
«Es tut mir leid, Freya. Ich bin ein Idiot», Simon stellte sich vor mich und blickte mich mit seinen Hundeaugen an. Ich wollte wütend sein, doch ich war viel zu erschöpft und insgeheim hatte ich ihm schon längst verziehen.
Auf dem Weg nach Hause waren alle ruhig. Wir waren müde, von der langen Nacht und vom Alkohol. Simon sass neben mir und hörte Musik. Cathy hatte sich von uns verabschiedet, da sie noch länger blieb und von der Hütte mit wenigen Minuten zuhause war. Ich lehnte mich an Simons Schultern und schloss die Augen. Dieser Abend bewies, dass Partys nichts wert sind. Sie machen keinen Spass, es passiert nur Drama. Finns Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen, als ich ihm sagte, er wolle mich nicht. Vielleicht war es ein Fehler. Hätte ich mich von ihm Küssen lassen, wäre mein Magen voller Schmetterlinge, ich wäre fit und glücklich. Der Bus stoppte so abrupt, dass ich beinahe vom Sitz fiel, Simon packte meinen Arm noch rechtzeitig. Noch drei Haltestellen, dann mussten wir aussteigen.
Simon nahm die Kopfhörer aus seinen Ohren und schaute auf mich herab und lächelte. «Wie war dein Abend denn sonst noch, abgesehen von meinem Arsch?»
Ich grinste. Wie konnte man diesem Menschen nur böse sein? Und wenn über Simons Worte nachdachte, lag eine gewisse Wahrheit dahinter. «Ich habe sogzusagen Finn einen Korb gegeben», ich schluckte. Mein bester Freund richtete sich auf. Mit schockiertem Blick starrte er mich an. «Was hast du getan?», er atmete laut, «Freya, du schwärmst für diesen Typen, hast aber nicht den Mut dazu, ihm überhaupt Interesse zu schenken und servierst ihn ab, wenn er den ersten Schritt macht?» Simon wurde laut und ich zuckte zusammen. «Das ist es ja, Simon», seufzend lehnte ich mich zurück, «er wollte mich nur, weil ich ihm zuvor keine Aufmerksamkeit geschenkt habe»
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Dear Ilias
Romance"Lieber Ilias, ich weiss nicht wer du bist. Doch deine Favoriten der Woche sind ein Ritual für mich geworden. Doch dieses Buch war nicht, was ich erwartet habe. Wie kannst du mir das antun? Das Ende ist erst der Anfang der Geschichte und ich kann mi...