Oh gosh, dieses Chapter hat soooo lange gedauert und ich hab es sooo oft neu geschrieben bis ich endlich zufrieden war :( Hoffe ihr freut euch trotzdem darüber <3
Er stand in ihrer Zelle und bebte. Sie gehorchte nicht, sie sprach nicht, ihr Geist ließ sich nicht infiltrieren.
Seine Eliteeinheit hatte sie nicht zum sprechen gebracht, selbst der Professor und Lana'thel hatten nichts erreichen können. Ihr Körper war da, doch ihr Geist schien abgedriftet. Es fuchste Arthas, dass nichts aus ihr heraus zu bekommen war. Es mochte sein, dass er selbst ein Gefangener war, aber sie war SEINE Gefangene.
Er schwang die neunschwänzige Peitsche, deren Zischen in der Luft klang wie das Wehklagen tausender Seelen, erneut. Sie klatschte auf den nackten, mit Narben und offenen Wunden übersäten Rücken des Menschenmädchens, doch sonst erzeugte sie keinen Laut.
Sie saß auf allen vieren zusammengekauert, den Blick stumm und starr auf den Steinboden gerichtet und doch sah sie ihn nicht. Sie blickte durch die kaum mit Stroh bedeckten, von den Füßen hunderter Gefangener blank polierten Steine, als könne sie dahinter etwas sehen. Sie muckste nicht, wenn Arthas sie schlug. Gab kein Laut von sich, wenn er sie an den dunklen Haaren durch die Zelle zog. Er hätte versuchen können sie mit schwereren Geräten zu Foltern, doch es brachte nichts, wenn sie bereits jetzt schon nicht reagierte. Folter war sinnlos, wenn das gegenüber schon gebrochen war. Wenn es solange im eigenen Geist verschwand bis die Strafe zu ende war, oder wie in ihrem Fall scheinbar für immer. Arthas schlug nur weiter zu um seine eigene Frustration abzubauen. Ner'zul würde ihn leiden lassen, wenn er nicht erfolgreich war. Einen kurzen Augenblick beneidete er das Mädchen vor sich und fragte sich, warum er es nicht konnte. Einfach aufgeben, abschalten. Seinen Körper für immer Ner'zhul überlassen. Dachte doch ganz Azeroth bereits, dass er dies tat. Er sollte sie alle leiden lassen, dafür, dass sie ihn im Stich gelassen hatten...
Wieder ließ er die Peitsche knallen, doch bevor sie die Haut des Mädchens erneut traf blieb sein Arm mitten in der Luft stehen. Er war zu überrascht um seine Bewegung zu unterbrechen und so knackte es einmal und Arthas zuckte innerlich vor Schmerz zusammen. Dabei verlor er den Halt in seinem Körper und Ner'zhul, der urplötzlich wieder aufgetaucht war, nachdem er den ganzen Tag nicht wirklich anwesend gewesen war, übernahm wieder das Steuer. "Was genau glaubst du da zu tun?" schrie der ehemalige Dämon beinahe hysterisch. Arthas war viel zu perplex über die plötzlich so heftige Reaktion seines Peinigers, dass er still blieb. "Rühre sie noch einmal an, wag es dich noch einmal sie zu verletzten und ich zeige dir wozu ich im Stande bin!" Der ehemalige Prinz blieb still. Er hatte Ner'zhul noch niemals unbeherrscht erlebt. Sein gebrochener Arm hing sinnlos neben seinem Körper, die Peitsche lag auf dem Boden und Arthas machte sich so klein wie möglich, in der hintersten Ecke seines Verstandes, verängstigt wie ein Kind, dass die Strafe für seinen Ungehorsam nur zu gut kannte. Was hatte er diesmal wieder falsch gemacht? Ner'zul übernahm indess wieder das Tagesgeschehen. Er bellte einige Befehle, die Arthas nicht verstand, weil er gleichermaßen gegen die Angst kämpfte und fieberhaft versuchte zu erfassen was gerade geschah. Aus irgendeinem Grund wollte der Dämon nicht, dass die Gefangene verletzt wurde und der winzige, noch immer existierende, rebellische Teil von ihm fragte sich wie er das gegen ihn verwenden konnte. Normalerweise hätte Ner'zhul ihn sofort für solch einen Gedankengang bestraft. Doch er war viel zu sehr damit beschäftigt irgendetwas zu organisieren und die wichtigsten Befehle gleich in die Köpfe seiner Untergebenen zu pflanzen um überhaupt wahr zunehmen, dass Arthas noch da war.
"Heilst du mal endlich unseren Körper, Bürschchen?" zischte Ner'zhul , nun wieder an ihn gewand. Arthas gehorchte. Er sandte eine minimale Menge an Licht aus, das letzte bisschen, dass ihm noch geblieben war und heilte den gebrochenen Arm. Es dauerte wesentlich länger als früher, doch einige Minuten später konnte er das gebrochene Mädchen alleine mit der Kraft seiner Hände von den verschlossenen Ketten befreien und auf seine Arme heben. Er wunderte sich zwar, als Ner'zhul sie in seine eigenen Gemächer brachte, aber blieb still und beobachtete das seltsame Geschehen.
Es war immer noch nicht vorbei. So sehr hatte sie sich über den Tod gefreut, über die Leere und dann war da plötzlich wieder etwas gewesen. Erst war es nur Kälte. Eisige Kälte die sie umgab und die ihre Glieder beinahe taubfrieren ließ. Dann war da wieder Schmerz. Sie konnte nicht beurteilen wo er saß und was man mit ihr machte. Entweder war ihr Körper von der Kälte noch so betäubt oder sie war noch nicht wieder ganz am Leben. Aber sie nahm ihn wahr. Es war ein bekannter Schmerz und er brachte viele furchtbare Erinnerungen wieder. Manchmal, zwischen all den Erinnerungen, war es ihr, als wären dort Lichtstreifen und ihre Augen eigentlich geöffnet. Manchmal drangen dumpfe Geräusche oder Gerüche in ihren Geist, aber sie konnte nichts mit ihnen anfangen. Es interessierte ihren Geist einfach nichtmehr wo sie war und was mit ihr geschah. Es war besser, als das was vorher gewesen war, aber schlechter als das Nichts. Irgendwann war die Kälte verschwunden und der Schmerz ebbte ab. Das Einzige was blieb, war eine sanfte Wärme. Sie ertrank in ihr und driftete in den Schlaf, selbst dort nicht verschont von all den Erinnerungen und Alpträumen.
Sowohl Arthas als auch Ner'zhul selbst waren beinahe erleichtert, als sie endlich die Augen schloss und einschlief. Fast zwei Tage hatte sie mit offenen Augen und starrem Blick in dem Nest gesessen, dass man ihr gebaut hatte. Völlig weggedriftet und geistig unanwesend hatte sie blank ins Leere gestarrt. Doch jetzt endlich entspannte sie sich etwas und schlief. Sie wussten beide nicht, wie es werden würde, wenn sie wieder aufwachte...wenn sie denn wieder aufwachte.
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Stranded in Azeroth - Arthas
FanfictionDie Eiskrone erzittert als ein Stern vom Himmel fällt und direkt in seinem Herrschaftsgebiet einschlägt. Der Lichkönig verabscheut jede mögliche Störung seiner Pläne, also sendet er seine Truppen um die mögliche Gefahr zu eliminieren. Das die Gefahr...