Ein Flüstern im Sturm

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Hey Wölfchen, diesmal ging mir das Kapitel, Elune sei Dank, wesentlich schneller und leichter von der Hand

Ich hoffe es gefällt euch und die Musik versetzt euch wieder in die passende Stimmung! 

Leider müsst ihr noch etwas auf ihren Namen warten, aber ich hoffe, das stört euch nicht zu sehr und vermittelt ein wenig wie sehr sie sich selbst und ihre Identität schon verloren hat...


Sie wusste nicht, wie viel Zeit vorrüber ging. Ab und zu erwachte sie halbherzig, nur um wieder in die Tiefen das Schlafs ab zu driften. Manchmal nahm sie den Geschmack von Salz wahr, dann wieder eine flackernde Wärme, als sei sie in der Nähe eines Feuers. Sie konnte das knacken von Holzscheiten hören, oder ein Rasseln, wie von Ketten. Metall, das an einander rieb, dumpfe Schritte oder das schwappen von Flüssigkeiten, dann war wieder alles still. Ein süßlicher Geruch, der sie an ranziges Fleisch erinnerte, stieg ihr in die Nase, dann wieder war es rauch oder der Geruch von frisch gefallenem Schnee. Das alles waren nur Bruchstücke, unzusammenhängend und völlig bedeutungslos. 

Als sie zum ersten Mal etwas wahrnahm, das ein wenig mehr Kontext bot war es eine sanfte, aber raue Frauenstimme, die sie bat zu trinken. Sie wollte protestieren, aber der pure Überlebensinstinkt ließ sie gehorchen. Wieder schmeckte sie Salz und kurz darauf driftete sie wieder in ihre Traumwelt hinab. Dieses Erlebnis wiederholte sich und jedesmal blieb sie für einen Moment länger wach. Zwischendurch spürte sie wie man ihren Körper in eine andere Position brachte und war dankbar dafür, denn erst als man sie anders bettete spürte sie, das ihr Rücken und Becken bereits taub und wund vom liegen waren. Eine düstere Ahnung durchlief ihren Geist. Man pflegte sie, heilte sie und das bedeutete, ihre Folter ging weiter. Sie wollte nicht... doch ihr Körper betrog sie und nahm die Hilfe dankend an, erholte sich und wurde von Tag zu Tag stärker. 

Einen winzigen Augenblick war sie froh aus dem Alptraum, gefüllt mit ihren schlimmsten Erinnerungen, aufzuwachen, doch sobald sie begriff, das wach sein Leben bedeutete, wünschte sie sich, lieber wieder zu schlafen. Ihre Schulter schmerzte, ihr Mund war trocken und sie frohr. Ihre Augen waren verklebt und schmerzten als sie sie langsam öffnete. Zuerst blendete sie das Licht, doch als sie sich daran gewöhnt hatte, war der Raum eher spärlich beleuchtet. Sie lag mit dem Gesicht zum Feuer, das, bis auf eine schwache Glut, abgebrannt war. Eine schwere, weiche Decke, die sich bei näherem Betrachten als flauschiges, graubraunes Fell entpuppte bedeckte sie bis zur Nasenspitze. Sie lauschte einen Moment lang in die Stille, doch außer dem dumpfen Geräusch eines Sturms der irgendwo außerhalb des Raumes tobte, war nichts zu hören. 

Vorsichtig bewegte sie Finger und Zehen und als ihr Körper ihr mühevoll gehorchte, stützte sie sich auf und zog sich hoch. Die Decke rutschte von ihren Schultern, als sie sich aufsetzte und mit zitternden Händen zog sie sie wieder nach oben, denn im Raum war es bitter kalt. Ängstlich blickte sie sich um und war froh, niemanden zu sehen. Der Raum in dem sie lag war ihr unbekannt. Kalter Stein, der rund um die beiden Gitterglasfenster gefroren war, machte Decke, Boden und Wände aus. Außer dem Bett und dem Kamin fand sich nur eine große Truhe an der Wand gegenüber der Fenster. Auf ihr waren mehrere Decken und weitere Felle aufgehäuft. Ein weiteres Fell lag auf dem Fußboden. Abgesehen davon gab es nur noch einen einzelnen Holzschemel neben dem Kamin und, dass obwohl der Raum mehr als genug Platz für Möbel geboten hätte. 

Da sie annahm, dass man sie verkauft hatte und dies hier ihre neue Zelle war, war das weit aus mehr Luxus, als sie je wieder zu sehen gehofft hatte. Das mittelalterliche Setting jedoch ließ ihre Eingeweide erfrieren und sie noch mehr als schon zuvor zittern. Es ließ die Vermutung auf einen ausgeprägten Folterfetisch fallen und das bedeutete, dass ihr Leben noch schlimmer werden konnte. Irgendwo in ihrem Inneren spürte sie Panik aufkeimen, doch äußerlich blieb sie ruhig. Das war gleichzeitig Schutz und Fluch zugleich. Innere Panikattacken ließen sich verbergen, wenn es das Beste war keine Angst zu zeigen, aber es fühlte sich an, als würde man jeden Augenblick in tausend Teile zerbersten. Sie wünschte sich, etwas gegen ihre Situation tun zu können, doch sie war längst zu gebrochen und jeder Gedanke an Flucht oder Kampf fühlten sich so sinnlos an, dass sie sie sofort wieder verwarf. Also saß sie frierend und vor Panik zitternd, lauschte dem Sturm und wartete darauf, dass jeden Moment ihr neuer Besitzer den Raum betrat und die Hölle wieder losbrach. 

Stranded in Azeroth - ArthasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt