... ̷w̷e̷n̷n̷ ̷m̷a̷n̷ ̷s̷i̷c̷h̷ ̷...

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ღ...and ѕneaĸ ιnтo мy lιғe...ღ

Jongin schmollte, doch das machte er nie besonders lange und wie ich es schon vermutet hatte, reichte die Aussicht auf einen großen Becher Eis, um sich immerhin locken zu lassen. Ich wartete also in einem Café auf meinen besten Freund und er war sogar fast pünktlich. 

Er setzte sich zu mir, warf seine halblangen, blonden Haare zurück, verschränkt die Arme so theatralisch er konnte und sah mich strafend an. "Jimin", begann er, "ich erwarte, wenn ich dir verzeihen soll, eine spektakuläre Ausrede! Du kommst mir jetzt nicht mit, es war dir zu voll, es war dir zu laut, oder sonst irgendwas Wahrem, was ich mir schon denken kann. Und bitte." "Ich habe jemanden kennengelernt", antwortete ich und er lachte amüsiert auf. 

"Normal wäre das nicht spektakulär, aber in deinem Fall schon. Also schmücke es aus." Ich neigte den Kopf einen Deut. "Das ist mein Ernst", informierte ich ihn und er musterte mich aus heute blauen Augen. Er liebte Kontaktlinsen und es stand ihm auch gut. "Dein Ernst?", hakte er nach. "Mein Ernst", versicherte ich ihm. 

Ich hatte keine Angst, Jongin davon zu erzählen. Er würde mich nicht verurteilen, das wusste ich. Jongin war quasi schon seit immer für mich da. Der Grund, warum ich bisher nicht über diese Gedanken mit ihm gesprochen hatte war, dass er eben nicht der richtige Partner war, um so was aufzudröseln. Wir waren sehr verschieden und manchmal musste ich Dinge allein in die Hand nehmen. "Was meinst du mit kennengelernt?", fragte er und sein Interesse war geweckt. 

Verlegen lächelte ich und strich mir ein paar Haare hinter das Ohr. "Oh, Son of a Beach, du kleine Zuckerwattewolke. Bist du jetzt mit oder ohne Korken?" Ich zischte leise. "Jongin!", empört warf ich ihm einen bösen Blick zu. "Also mit Korken." "Ich habe überhaupt keinen Korken, Jongin, ich bin ein Mann!", belehrte ich ihn unwirsch flüsternd und er lachte nur leise. Mit einem Grinsen lehnte er sich zurück und stützte seinen Kopf auf seine Hand. Er sah aus, wie ein stolzer Vater und ich wusste nicht, ob es mir Angst machen sollte, oder ob ich es einfach nur lustig fand. 

"Wie heißt sie?"

Ich stockte ein bisschen. Meine Zähne machten harschen Kontakt mit meiner Lippe. Auch wenn ich wusste, dass Jongin der Letzte wäre, der was dagegen sagen würde, so musste ich mich dennoch überwinden. Es war nicht einfach für mich, mir diese ganzen Gefühle einzugestehen. In der Nacht hatte ich mich von einer Seite auf die andere gewälzt, zerrissen zwischen dem Kribbeln in meinem Bauch und dem schlechten Gewissen meinem Vater gegenüber.

"Wie heißt er?"

Mein Blick wanderte, wieder zu Jongin und an seiner stolzer-Dad-Ausstahlung hatte sich bei seiner Erkenntnis gar nichts verändert. Er liebte mich eben, egal wen ich liebte und sollte es nicht eigentlich genau so sein?

"Hoseok", murmelte ich leise und er schien zu überlegen. "Ich kenne keinen Hoseok, den wird dann wohl wer mitgebracht haben. Ich frage mich wer. Ist er süß?" Ich nickte und lächelte wieder verlegen. "Kein Grund rot zu werden, du kleines, süßes Baby." Mit einem Augenrollen winkte ich ab. "Ich bin kein Baby." Unsere zuvor bestellten Eisbecher kamen und Jongin machte sich sogleich über seinen her. Manchmal hatte ich das Gefühl, er war genau dann am glücklichsten, wenn er sich Eis auf der Zunge zergehen ließ. Außerdem schien er immun gegen Hirnfrost, wenn man bedachte, wie er es sich manchmal reinschaufelte. 

"Bist du überrascht?", hakte ich nach und nahm nachdenklich einen Löffel von meinem Becher. "Was? Dass es jemand geschafft hat dich anzusprechen, bevor du wegrennen konntest? Definitiv." Ich zischte leise. So schlimm war ich nun auch wieder nicht. "Nein, ich meine, dass es ein Mann ist." Jongin kaute auf einer der Waffeln rum, die im Eis gesteckt hatten. "Nah", antwortete er nur, "ich hab dir eigentlich nur die Chance gegeben, dir was auszudenken, falls du noch nicht so weit gewesen wärst. Ich hätte es verstehen können. Aber ich bin froh, dass du mir die Wahrheit gesagt hast." Er strahlte mich an und ich lächelte schüchtern zurück. Seine Worte stimmten mich nachdenklich. 

Boy Meets EvilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt