... ̷d̷e̷s̷ ̷T̷e̷u̷f̷e̷l̷s̷?

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ღ...тo ғιnally тaĸe мy poor υnғυrтυnaтe ѕoυl.ღ

мєня αℓѕ єιи נαня ѕρäтєя

Ich drehte die Tablette nachdenklich zwischen meinen Fingern. Ob er wirklich zurückkommen würde, wenn ich sie nicht nahm? Oder ob ich mir dann das nächste abgefahrene Zeug einbildete? Ich wusste es nicht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass es mir beschissen ging ohne ihn, auch wenn ich ihn mir nur eingebildet hatte.

Sie sagten, er sei ein Ausdruck meiner unterdrückten Homosexualität gewesen. Doch wer würde sich dann so was einbilden? War wohl nicht nur meine Homosexualität, die ich unterdrückte. Mit einem Seufzen lehnte ich mich auf meinem Sofa zurück, dann schluckte ich die Tablette einfach trocken. Nach all der Zeit war ich es wohl inzwischen gewöhnt. Diese und jene Pillen morgens, ein paar andere mittags und noch mal eine am Abend und nichts würde mir komisch vorkommen, richtig? So einfach. 

Am Arsch, die Nebenwirkungen machten mich fertig. Ich fand keine Konzentration mehr, meine Gefühle waren abgestumpft und ich war eigentlich nur noch... da.

Ich lebte nicht mehr.

Das Gute darin, kaum mehr was zu fühlen, war wohl, dass ich nicht über meine Situation weinte, solange ich nur brav die Pillen nahm. Dann fühlte ich nicht, wie sehr ich meine Mutter vermisste, oder wie enttäuscht ich von meinem Vater war, dass er mich nicht mehr akzeptierte. Ich war nicht mehr sauer über die Ignoranz der Kirchengemeinde, wenn ich mich doch noch mal hintraute und vor allem betäubte es das Loch in meiner Brust, was definitiv da war, doch dann wenigstens weniger schmerzte. 

Was sollte ich tun? Mir blieb nichts mehr in diesem Leben... Ich hatte ihn verloren. Schlimmer noch, war er nie wirklich an meiner Seite gewesen. Wie hatte ich ihn mir so lange nur einbilden können? Gern hätte ich geweint, doch dazu brauchte es inzwischen stärkere Gefühle, Pillen sei Dank. Ich legte mich ganz auf mein Sofa und schloss die Augen. Es wurde allmählich dunkel, doch das interessierte mich nicht, warum auch das Licht anschalten? In meinem Leben gab es nichts mehr zu sehen.

Mich selbst umarmend rollte ich mich zusammen. Er fehlte. Schon sonlange her, doch er fehlte. Es war, als sei er gestorben, auch wenn er nie gelebt hatte. Für mich war es real gewesen und irgendwie, auch wenn alles an mir taub zu sein schien, schmerzte es doch. 

Das alles verfolgte mich, ich wurde verrückt.
Wahrscheinlich war ich das von Anfang an gewesen.

Mein Verstand war eine Ruine.

Plötzlich und für mich völlig überraschend, überkam mich ein Gefühl. Fast, als könnte ich einen Blick auf mir spüren. Ich wusste nicht mal, woher das kommen sollte, oder woran ich das fest machte, aber ich hatte das dringende Bedürfnis mich umzusehen, also schlug ich die Augen wieder auf. 

Da saß er.

Hoseok saß einfach auf dem Tisch, die Beine übereinander geschlagen, den Kopf leicht schief gelegt und mit einem undurchsichtigen Lächeln auf den viel zu schönen, herzförmigen Lippen. 

Ich starrte ihn erst mal nur an und meine Augen huschten über seine Erscheinung. Er sah...  anders aus. Ich wusste nicht mal, was mir dieses Gefühl vermittelte, denn augenscheinlich war erst mal alles an ihm, wie ich es mir bereits eingebildet hatte. Ungerührt sah er mich nur weiter an, dann fand nach und nach ein schiefes Grinsen auf seinen Zügen Platz. 

Boy Meets EvilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt