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The best and most beautiful things in the world cannot be seen or even touched. They must be felt with the heart.
-Helen Keller-


In fast allen Büchern lag die Hauptperson morgens müde im Bett, die Sonnenstrahlen kitzelten sie an den Wangen und in den allerbesten Fällen stürmte auch noch die beste Freundin energisch ins Zimmer und brachte gute Laune mit sich.

Die meisten Filme zeigten Protagonisten, die die ganze Zeit von ihren Freunden umgeben und somit nie alleine waren. Wer kannte das schon nicht?

Mein Leben war genau genommen das Gegenteil davon. Statt eine Freundin bei mir zu haben, stand ich nun mit einer vollen Geschenktüte in der Küche. Die Hälfte der vorigen Nacht hatte ich damit verbracht Serien mit meiner vier Jahre älteren Tante anzuschauen, welche bei mir die Rolle meiner anderen Hälfte übernahm.

Meine Augen brannten immer noch. Ich hatte das Gefühl, sie würden jederzeit zufallen.

Wäre ich nicht zufrieden damit, könnte man meinen, es sei ein ereignisloses, langweiliges Leben.

Grinsend strich ich mir durch meine dunklen Haare und setzte mich mit einem Glas Wasser in der Hand auf die Arbeitsplatte. Tatsächlich hatte mein Leben auch klischeehaft mit leichten Sonnenstrahlen begonnen, obwohl es Mitte Dezember war.

Was nicht alles durch den Klimawandel noch zu erwarten war.

„Warum grinst du so durch die Gegend? Bist du verliebt?“

Ich zuckte beim plötzlichen Klang der Stimme meiner Mutter leicht zusammen. Mein Kopf schnellte zur Wohnzimmertür. Da wir eine Wohnküche hatten, war bei uns irgendwie alles miteinander verbunden.

Ich schmunzelte über ihre Worte und betrachtete sie mit gehobenen Augenbrauen während sie mich bedeutungsvoll angrinste.

Ich schüttelte den Kopf.

Wie konnte ich denn nicht glücklich sein, wenn Delmar morgen nach langen zwei Wochen wieder zurückkehren würde?

Ich hoffte so sehr, dass seine Erinnerungen zurückgekehrt waren, da er in dieser Zeit reichlich Ruhe hatte.

Wir hatten geschrieben, doch ich hatte ihn nicht darauf angesprochen. Gäbe es Fortschritte, hätte er sie mir mitgeteilt.

Außerdem war ihm die Wichtigkeit der Situation nicht bewusst. Er dachte, es wären bedeutungslose drei Monate gewesen. Wie würde mein ständiges Fragen bei ihm ankommen?

Anfangs hatte Delmar sich gewehrt, ein Erholgunszentrum zu besuchen. Er fand es übertrieben, doch seine Eltern bestanden darauf. Er schaffte es lediglich sie von ganzen vier Wochen auf zwei zu verkürzen.

Ich hätte nicht glücklicher darüber sein können.

Ein Schmunzeln zierte mein Gesicht. Sie behandelten ihn seit dem Unfall so, als wäre er ein Kind.

„Was hast du Elian eigentlich gekauft?“, fragte meine Mutter mich und warf einen neugierigen Blick in die Geschenktüte, die ich neben mich gestellt hatte. 

„Ein T-Shirt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Mir ist nichts anderes eingefallen, so gut kenne ich ihn jetzt auch nicht.“ Sie nickte.

Ich sprang von der Küchenplatte, nahm die Tasche in die Hand und winkte meiner Mutter zu. „Ich gehe dann mal.“

Elian wohnte zwei Straßen weiter. Er und Delmar wohnten Haus an Haus, ihre Gärten verschmolzen fast zu einem, was jedoch nichts brachte. Ihre Kontaktfreude stieg dadurch leider nicht an.

Man musste durch den Vorgarten laufen, um zur Haustür zu gelangen. Dieses Prinzip war in der ganzen Straße vorzufinden.

Ich kam vor der Tür an und klingelte.

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