Tanzen bis zum Verlieben

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Mit einem erschöpften Lächeln lasse ich mich auf den Barhocker fallen und bestelle irgendeine alkoholische Mische beim Barkeeper. 

"So außer Atem vom Tanzen?" Es dauert einige Sekunden, bis ich bemerke, dass mein Sitznachbar mit mir redet. Die tiefe Stimme jagt mir Gänsehaut die Arme hinauf und ich zögere einen Moment, bevor ich meinen Blick nach links wende. Grüne Augen bohren sich in meine. Der Blick, mit dem der Fremde mich ansieht ist so intensiv, dass ich augenblicklich seine Frage vergesse. "Äh...was?", bringe ich dann immerhin doch noch etwas hervor, auch wenn es nicht gerade der eleganteste Weg ist eine Konversation zu beginnen.

"Du bist ziemlich außer Atem", bemerkt der Typ mit einem Lächeln. "Hast dich da drüben ganz schön verausgabt." Er deutet mit dem Kinn auf die Tanzfläche hinüber, auf der sich immer noch zig Menschen tummeln, aneinander reiben und gegeneinanderstoßen.

Meine Wangen färben sich ein wenig rot. Ich zucke mit den Schultern, nicht sicher, was ich darauf antworten soll. "Die letzten zwei Lieder waren ganz gut.", sage ich schließlich. "Das waren auch endlich mal welche, bei denen ich immerhin einige Textzeilen kannte."

Er lachte leise auf. Bei dem Geräusch fährt erneut eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper und ich kann nicht anders, als ihn wie eine Schockverliebte - die ich eventuell, wenn ich meinen ganzen Stolz abschüttele, auch bin - anzustarren.

"Es würde mich um ehrlich zu sein abschrecken, wenn du auf solche Musik stehen würdest." Er verzieht das Gesicht ein wenig bei den lauten Bässen und dem schrecklichen Rap der aus den Lautsprechern klingt. 

"Wieso bist du dann hier, wenn dir die Musik nicht gefällt?", frage ich neugierig. 

Er zieht ein Mundwinkel hoch. Normalerweise gehöre ich wirklich nicht zu den Mädchen, die sich innerhalb von Sekunden von dem Aussehen eines Typen blenden lassen, aber dieser Mann hat etwas... Und dieses Lächeln.

Bevor er meine Frage beantworten kann, schiebt der Barkeeper mir meinen Drink über den Tresen. Rasch bedanke ich mich, bevor ich mich wieder dem Typen zuwende, der den Barkeeper mit einem Stirnrunzeln betrachtet.

"Alles in Ordnung?", frage ich, als er auch nach einigen Sekunden noch keine Anstalten macht, sich wieder mir zu zuwenden. Ob das vielleicht seine Art ist, mir zu sagen, dass das Gespräch hier für ihn beendet ist? Unruhig rutsche ich auf meinem Barhocker herum.

"Natürlich" Er bedenkt mich wieder mit diesem Lächeln, das mich dafür danken lässt zu sitzen und nicht stehen zu müssen. "Was hast du noch mal gefragt?"

"Wieso du hier bist, wenn dir die Musik nicht gefällt?" Plötzlich unsicher nehme ich ein Schluck von meinem Drink.

"Wieso bist du denn hier? Deine Musik ist es ja ganz offensichtlich auch nicht." Er hebt die Augenbrauen.

"Ich bin mit meiner Freundin hier.", erwidere ich. "Sie ist ein ziemlich Fan von all dieser Musik, besucht gerne Clubs und da ich nun mal das Los gezogen habe, die nächste in unserer Clique zu sein, die nach ihr achtzehn wird, werde ich als Begleitung dazu gezogen." Ich verschweige, dass ich eigentlich überhaupt kein Problem damit habe hier zu sein. Das Tanzen macht mir Spaß, auch wenn die meisten Songs überhaupt nicht meins sind.

"Lässt deine Freundin dich immer alleine im Club herumlaufen?", erkundigt er sich und runzelt dabei die Stirn. Ich zucke die Schultern, "Theoretisch wollten wir zusammenbleiben, aber Mira ist ein wenig" Ich suche nach den richtigen Worten, zucke erneut lächelnd die Schultern. "sprunghaft würde ich sagen. Impulsiv. Ich hab sie irgendwann aus den Augen verloren, aber die kommt schon wieder."

Sein Stirn legt sich noch stärker in Falten und ich bin versucht mit dem Finger darüberzustreichen, um sie zu glätten. Krampfhaft balle ich meine Hand in meinem Schoß zu einer Faust. Sollte ich diesem seltsamen Drang nachgeben, würde es nur peinlich werden.

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