Dein Idiot

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"Spencer!" Dylan klopft laut an die Tür des Badezimmers, aber ich tue mein bestes um meinen Mitbewohner zu ignorieren. Was allerdings nicht gut funktioniert. Selbst über die Musik, die aus meinem Handy, welches auf dem Rand des Waschbeckens liegt, dröhnt, höre ich ihn immer noch. "Spencer!" Erneutes Klopfen. Ich frage mich, wie lange die Tür seinem penetranten Gehämmer noch standhält. "Du sollst verdammt noch mal endlich fertig werden!"

Ich achte nicht auf ihn, oder zumindest versuche ich es, während ich meine Haare bürste. Die nassen Strähnen tropfen noch, aber es ist mir egal.

"Spencer! Mach endlich die verdammte Tür auf. Ich bin in genau zwei Minuten mit Stacey verabredet." Stacey? Ein Stich in meiner Brust sorgt dafür, dass ich tief durchatmen muss, bevor ich mich endlich dazu überwinde ihm zu antworten.

"Gib mir noch einen Moment, Dylan. Ich bin gleich fertig." Stille auf der anderen Seite der Tür ist meine Antwort. Ich denke schon, dass er gegangen ist, als seine Stimme erneut ertönt. "Spence, ist alles in Ordnung?" Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll, also schweige ich und hoffe, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl versteht und endlich geht. Nichts dergleichen passiert. Stattdessen klopft Dylan noch einmal an die Tür. Dieses Mal allerdings leise und wesentlich sanfter. "Spence, komm da raus. Erzähl mir was passiert ist, okay?"

Ich verstehe nicht wirklich, wieso er so freundlich zu mir ist. Seit ich hier eingezogen bin, haben wir uns ständig gestritten. Ich bin mir bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal sicher gewesen, dass er mich leiden kann. Und seit wir in angetrunkenem Zustand übereinander hergefallen und anschließend gemeinsam in einem Bett übernachtet haben, bin ich der festen Überzeugung gewesen, dass er jeglichen Respekt für mich verloren hat. Inklusive der Zuneigung zu mir.

"Es ist alles okay.", erwidere ich, merke aber selbst wie heiser meine Stimme klingt. Kein Wunder, immerhin habe ich die letzte viertel Stunde damit zugebracht mir unter der Dusche die Seele aus dem Leib zu weinen.

"Spencer" Dylans Stimme klingt nun energisch und fest entschlossen. "Wir wissen beide, dass du nicht okay bist. Wenn du in den nächsten fünf Sekunden nicht endlich diese verfluchte Tür öffnest, dann werde ich sie eintreten." Ich kann mir die grimmige Falte auf seiner Stirn, die sich immer bildet, wenn ihn etwas aufregt, bildlich vorstellen. Fast muss ich ein wenig lächeln, aber dann denke ich wieder daran, was ich doch für ein Miststück bin.

"Fünf", fängt Dylan an und ich höre die Warnung in seiner Stimme. Ich zweifle nicht daran, dass er seine Drohung vom Eintreten der Tür wahr machen wird. Probeweiser bewege ich meine Hand auf den Schlüssel im Schloss der Tür zu, zucke aber unwillkürlich zurück, als ich mir vorstelle, wie es sein wird Dylan gegenüberzutreten, nach allem was passiert ist. 

"Eins" Als nichts von meiner Seite der Tür passiert, ruft er: "Du hast es so gewollt." Seine Stimme entfernt sich, offenbar nimmt er Anlauf. Ohne mir dessen bewusst zu sein, drehe ich den Schlüssel hastig im Schluss herum, sodass Dylan - der offenbar auf diese Reaktion von mir gehofft hat - die Tür öffnen kann. Als er mich, immer noch nur mit einem Handtuch umwickelt, vor dem Waschbecken entdeckt, bleibt ihm für einen Moment der Mund offen stehen. Ich muss also wirklich armselig aussehen, wenn es sogar Dylan - der mich in den drei Monaten, die ich schon hier wohne in den hässlichsten Momenten gesehen hat - schockt.

"Spence" Er macht einen Schritt auf mich zu, breitet die Arme aus, als wollte er mich umarmen und lässt sie dann wieder sinken. "Was ist passiert?"

"Ich" Ein Schluchzen bahnt sich, trotz meiner Bemühungen es zu unterdrücken, den Weg nach draußen. "Ich habe mich von Eric getrennt." Ich weiß nicht, ob ich erwartet habe, dass Dylan sich darüber freut. Aber ich habe nicht erwartet, dass sich seine Miene verfinstert und er mindestens ebenso schuldig aussieht wie ich. "Das tut mir leid."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 06, 2021 ⏰

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