Kapitel 24

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Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen. Das hatte wirklich ewig gedauert.
Wenigstens war Mom jetzt wieder zufrieden und glücklich. Sie zornig oder traurig zu sehen brach mir selber immer fast das Herz, weil sie so vieles einfach gar nicht verdient hatte. Ich meine klar, ich war immer noch ziemlich sauer auf sie, dass sie mich gezwungen hatte mit umzuziehen, hatte aber Verständnis für ihre Situation.

„Du brauchst dich gar nicht mehr hinzulegen, Amelia. Es gibt sofort Essen! Du kannst schonmal den Tisch decken.", schallte es von Mom aus der Küche. Entweder war sie Hellseherin oder hatte das Gehör eines Hundes. So kam es mir zumindest manchmal vor, wenn sie Äußerungen wie diese von sich gab.
Seufzend rappelte ich mich auf und schlurfte in die Küche um Mom's Bitte nachzukommen.

Nach dem Essen und vielen unangenehmen Fragen, die mich löchern sollten, wem denn nun die Nummer gehörte, ging ich zurück auf mein Zimmer. Ich hatte den Mund gehalten, da ich mir über die Beziehung, die zwischen Ace und Henry bestand, nicht ganz sicher war. Waren sie in der Zeit, wo wir hier waren schon Freunde geworden? Was würde er überhaupt dazu sagen?
Mittlerweile hatte ich auch schon das ein oder andere Gerücht über Ace Hall gehört. Das hatte mich dennoch nicht davon abgehalten bei ihm zu nächtigen und da war er mir total anders rübergekommen, als die Storys es einem weis machen wollten.
Klar konnte ich mir vorstellen, dass er bestimmt schon das ein oder andere Mädchen verführt hatte und es in sein Bett gelockt hat. Natürlich wusste ich, dass er vermutlich auch andere Seiten hatte, als der freundliche Kerl, der einem eine Übernachtungsmöglichkeit anbot und einen nach einem Streit noch nach Hause fuhr. Dennoch passte der Begriff Badboy für mich so gar nicht zu dem Typen, der mir von seinen Eltern und kleinen Geschwistern erzählte, darüber, dass das Geld knapp war und das Footballstipendium seine Chance war eine ordentliche Ausbildung zu genießen.

Verwirrt über das, was ich selber erfahren hatte und das, was ich von anderen gehört hatte legte ich die Nummer beiseite. Er hatte sich von Anfang an nicht gemeldet. Er sollte erstmal ein bisschen drüber nachdenken, über mich nachdenken, bevor ich ihm den erlösenden Knochen hinwarf.
Ich kramte meinen Laptop hervor und beschloss erstmal Ella anzurufen. Ich hatte sie wirklich vermisst und seid dem Streit hatten wir kaum miteinander gesprochen.

Es tat gut ihre Stimme zu hören. Balsam für die Seele. Ich erzählte ihr was die letzten Tage geschehen war. Über die Begegnung bei Granny, die Party, die Übernachtung und unser kleiner Streit. Einfach alles. Sie verstand mich einfach blind. Ich hatte Angst davor, dass wenn ich zum Beispiel Mila von meinen Begegnungen mit Ace erzählen würde und sie es vermutlich einfach nicht verstehen würde, weil sie einfach nicht so war. Für mich war sie immer noch so ziemlich das unschuldigste Wesen der Welt und die Aktion auf der Party war wirklich überhaupt nicht ihr Stil.
Nach dem Gespräch mit Ella ging es mir deutlich besser, da sie einfach wusste, was ich hören musste. Sie bestärkte mich in Bezug auf Ace, warnte mich aber davor unüberlegt mit ihm zu schlafen.

Ihre Worte klangen definitiv nach: „Wenn du eine Beziehung möchtest, dann setz auf die 90-Tages-Regel. Und das meine ich wirklich ernst. Überleg mal, wo sind die Typen mit denen du vor Ablauf der Frist geschlafen hast, hm? Richtig sie sind nicht mehr da. Ganz wahrscheinlich wird ein Typ mit dem du direkt am Anfang schläfst auch einfach nicht an einer Beziehung interessiert sein, weil du ihn da noch gar nicht richtig kennst und nicht weißt, auf was er überhaupt aus ist! Wenn Ace bereit ist deine Ansprüche zu akzeptieren, dann ist er definitiv dein Mann und sonst, lässt du die Finger von ihm! Ich schwöre es dir, du willst doch nicht eine von vielen sein, oder?"
Und damit hatte sie definitiv Recht. Ich wollte nicht eine von vielen sein, ich wollte das er sich an mich erinnert. Auch wenn ich mir nicht darüber im Klaren war, ob ich überhaupt jemals eine Beziehung mit ihm eingehen wollen würde, so war es sicherlich nicht verkehrt erstmal zu warten und ihn kennenzulernen.

Ich kramte meinen kleinen Kalender hervor und beschloss die Tage mit einem dicken roten Maker abzuhacken, um genau einen Überblick zu haben, wann Ablauf der Frist sein würde. Der gestrigen Tag würde als offizielles Kennenlerndatum eintragen werden, da wir uns da das erste Mal richtig unterhalten hatten, ohne das wir dem anderen die Zunge in den Hals gesteckt haben oder kurz davor waren Granny's Haus zu entweihen.
Jetzt musste ich nur noch genau 90 Tage hinzufügen und insgesamt hatte ich also noch lange 88 Tage vor mir bis zum 21 Januar 2020 und sich entschied, in welche Richtung sich unsere Beziehung entwickeln würde.
Um den 21 Januar machte ich einen fetten Kringel, um das Datum ja nicht wieder zu vergessen. In der Hoffnung Ace würde genau das gleich Interesse an mir hegen, wie ich an ihm.

Gedankenverloren starrte ich auf die Nummer und überlegte sie zu wählen. Nein, nein.
Ich würde dabei bleiben. Ich legte die Nummer zwischen die Seiten des Taschenkalenders und klappte ihn zu. Vielleicht würde ich mich morgen zusammenreißen können und ihm schreiben.

Mit diesem Gedanken schaltete ich mein Licht aus und machte die Augen zu. Schlafen viel mit nicht allzu leicht, weswegen ich mich immer von einer Seite auf die andere wälzte, so lange, bis die Müdigkeit gewann und ich meine Augen nicht mehr aufhalten konnte.

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