Kapitel 4

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"Vielleich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt euch zu erklären wo ich wohne und mit wem alles."

Melvin und ich kommen nach ungefähr 20 min Fahrt an der Sieglung an. Er schmeißt sein Fahrrad einfach hin, ich hingegen stelle es sorgsam ab. In solchen Situationen merkt man einen deutlichen Unterschied, ich gehe immer sorgsam mit unseren Sachen um, weil ich froh bin das überhaupt etwas haben. Melvin gibt unseren Eltern immer die Schuld darn, dass wir hier in einer Wohwagensieglung mit über 100 Menschen und vielen Tieren. Es ist zwar ein einfaches Leben dafür aber ein leben mit viel Liebe, Natur und Ausgeglichenheit.

Ich begrüße meine Mutter mit einer Umarmung als ich in den Wohnwagen komme, Melvin und mein Vater Hannes sitzen schon am Esstisch und warten ungedulig auf uns. Ich hole den Kräutertee vom Herd und gieße uns jedem eine Tasse ein. Jetzt lasse ich mich auf meinem Platzt neben meiner Mutter nieder und fange an die selbst angebauten Möhren und Kartoffeln zu essen. Mein Vater und Melvin beißen herzhaft in die selbst gejagten Kanienchen, bei diesen Anblick vergeht mir leicht der Hunger. Wie kann man nur etwas essen was gestorben ist ohne das es sein Leben vollständig leben konnte? Ich beobachtete meine Mutter mit einem skeptischen Blick, sie ist auch Veganerin wie ich und ich kann nicht verstehen das sie das Kanienchen zubreiten kann und auch den Beiden noch lächelnt beim essen zuschauen kann. Wenn ich das so sehe versuche ich möglichs schnell mein Essen auf zu essen und dann raus zu gehen.

Ich erhebe mich vom Tisch mein Vater schaut mich fragend an "wo willst du denn jetzt hin? du kannst warten bis wir andern auch aufgegessen haben!"

" Ich habe aber Hope versprochen nach dem Essen sofort mit ihr in Wald zu gehen um Kräuter zu suchen" versuche ich mich zurechtfertigen.

Es klappt meine Mutter nickt mir zu wünscht mir viel Spaß und gibt mir den Auftrag neue Lorbeerblätter mitzubringen da unser Verrat verbraut ist.

Keine fünf Minuten später folge ich Hope auch schon in den Wald. Hope ist so etwas wie eine Schwester für mich obwohl sie schon 35 Jahre alt ist und damit viel älter als ich ist. Aber wie sie immer zu sagen pflegt "Man ist so alt wie man sich fühlt" und sie fühlt sich ziemlich jung, auch ihr Äußeres verrät kaum ihr Alter. Nur die kleinen Lachfalten um ihre blauen Augen verraten das sie doch etwas älter als ich zu sein scheint.

Nach ich schätze drei Stunden machen wir uns auf den Rückweg, ich hatte noch versprochen Hope beim sortieren und trocknen der Kräuter zuhelfen. Hope ist so etwas wie die Apotheke hier in der Siedlung, wenn jemand Schmerzen hatte ging er erst zu Arne (unserm Artz, er ist in Wirklichkeit Tierartz aber viele haben keine Krankenversicherrung und gehen deshalb zu ihm) und dann zu Hope um die Kräuter gegen etwas anderes einzustauschen. Denn so läuft das hier bei uns, es gibt verschiedene Arbeiten die hier erledigt werden müssen und fast jeder arbeitet in einem andern.

Z.B mein Vater und andere gehen auf die Jagt. Es ist nicht so wie ihr euch das jetzt vielleicht vorstellt, dass sie mit Pfeil und Bogen los ziehen. Nein, sie alle haben einen Jagtschein und auch die Genehmigung Wild zujagen und sogar zu verkaufen.

Oder meine Mutter sie arbeitet mit noch 6 anderen Frauen in der Nährerei, dort kann man gegen Wolle, Stoff, Leder oder Garn Klamotten "kaufen".

Mein Onkel hat eine kleine Schafsherde, wo er mit meine Tante und mein Cousin Jack ihren Lebensunterhalt mit verdienen.

Es gibt aber noch andere "Bereiche" z.B. Holz, Landwirtschaft (Wobei ich selbst unser Gemüse anbaue, das ist sehr viel billiger und einfacher), Töpferei, wir haben sogar einen eigenen Kindergarten den auch Kinder aus der Stadt besuchen und eine Schmiede.

Als wir an Hopes Bauwagen ankommen warten auch schon Mona und Jeremie auf uns es sind die beiden Kinder von Hope und ihrem Mann. Zusammen geht die Arbeit schnell rum und schon gegen 6 sind wir fertig. Ich schnappe mir die Lorbeerblätter für meine Mutter und mache ich auf den Weg zu dem Wohnwagen von ihr und meinem Vater, mein Bruder und haben selbst einen den wir uns allerdings teilen müssen.

Meine Mutter bedankt sich dafür und gibt mir Beischeid das es gegen 8 am Lagerfeuer Abendessen gibt. Denn jeden Abend essen wir alle zusammen. Ich hoffe ihr könnt euch vorstellen wie es ist mit 100derten Leuten an einem Feuer zu sitzen und Abend zuessen. Es ist super klasse denn so später es wird um so lustiger wird es, wir singen und Tanzen, erzählen Geschichten oder ähnliches.

Bevor ich aber zu Feuer gehe mache ich schnell noch Hausaufgaben und dusche, ja wir haben eine Dusche, zwar ist es eine Gemeinschaftsdusche die wir uns mit 10 anderen Wohnwagen teilen aber sie funktioniert. Beim Essen denke ich über meinen Tag nach, also besser gesagt ich denke über Ben nach. Weshalb war er erst so nett und süß zu mir, um dann mit Emilia zu quatschen und mich zuignorieren?

Ich komme zu dem Entschluss das er wie alle andern ist, als Jack sich neben mich hin setzt um zu fragen weshalb ich weine. Halt ich weine? Ja es ist mir gar nicht aufgefallen aber Jack hat recht meine Wangen sind nass. Schnell erfinde ich für Jack eine Ausrede, "mir ist der rauch in die Augen gekommen" erkläre ich ihm. Bevor noch andere verdacht schöpfen können wische ich mir lieber die Tränen ab und verabschiede mich von Jack um mit Melvin ins Bett zu gehen. Denn es ist mittlerweile schon 23 Uhr und morgen müssen wir wieder um halb sechs aufstehen wegen der dummen Schule.

Im Bett fange ich wieder an, an Ben zu denken und drifte in einen Traumlosenschlaf ab. Erst als Melvin mich morgens weckt wir mir klar das ich von Ben und seinen Hellgrünen Augen geträumt habe.

Verschlafen setzte ich mich zu meiner Famile um einen Kaffee zutrinken. Pünklich um 10 nach sieben fahren Melvin und ich zur Schule.

Ich bin mal gespannt ob Ben sich zu mir oder Emilia setzt...

Das Mädchen aus der WohnwagensieglungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt