Dreimal klopfte es an meine Tür und ich wusste schon bevor ich sie öffnete, wer es war.
„Bereit?", fragte mich Alex. Ich nickte entschlossen und sattelte meinen Rucksack auf. Leise schlichen wir uns aus dem Haus. Im Schatten der Häuser huschten wir durch die Nacht. Es war kalt draußen, trotzdem trug ich nur mein Kleid. Wir hatten nicht das Geld dazu uns dicke Jacken zu kaufen.
„Alex.", flüsterte ich leise, als wir in einem dunklen Schatten stehen blieben.
„Ja?"
„Ich habe dich lieb."
Ich hörte das lächeln aus seiner Stimme. „Ich dich auch. Pass auf, da vorne sind Wachen und dannach kommt direkt der Wald. Wenn ich sage 'Renn', dann rennst du ohne dich umzusehen, verstanden?"
Ich nickte. Jetzt kroch mir doch die Angst in die Glieder, aber vielleicht war es auch die Kälte? Wir schlichen noch ein Stück näher an unsere Rettung heran und dann liefen wir aus dem Schatten heraus. Zuerst bemerkte man uns gar nicht, doch dann rief der erste aufgeregt etwas zu den anderen.
„Renn!", rief Alex und ich setzte meine Beine in Bewegung. Wir rannten los, ein Schuss hallte durch die Nacht. Ich zuckte zusammen.
„Renn weiter!"
Erleichtert tat ich was Alex mir sagte und verschwand in der nächsten Sekunde im Schutz des Waldes. Ich rannte immer weiter. Unsere Schritte waren viel zu laut im Wald. Und das schlimme, es war noch nicht vorbei. Ich hörte die Schritte der Männer hinter uns. Und ihre rufe. Es schauderte mich — Angst oder Kälte? Alex versuchte mir mut zu machen.
„Wir haben es gleich geschafft.", sagte er und atmete schwer vom rennen. Ich ebenfalls. Wir waren diesem Sport nicht angepasst. Wer lief schon mitten in der Nacht durch den Wald? Flüchtende. Gab ich mir selbst die Antwort. Es kam mir vor, als wären wir schon zehn Stunden durch den Wald gerannt als wieder ein Schuss ertönte. Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich vorschreck stehen blieb. Meine Beine gehorchten mir nicht mehr und aufeinmal merkte ich das auch Alex stehen geliben war. Wir starrten einander in die Augen. Sie hatten ihn doch nicht etwa getroffen? Meine Frage wurde damit beantwortet das Alex in sich zusammensackte.
„Nein!", stieß ich gepresst hervor. Ich hockte mich neben ihn. Nein, nein, nein. Das ist nicht wahr. Ich nahm seinen Kopf und hob ihn auf meine Knie.
„Bitte, Alex.", flüsterte ich leise. Doch seine Augen waren geschlossen. Ich drückte seine Hand, doch er drückte nicht zurück. Immer wieder flüsterte ich seinen Namen. Das durfte nicht wahr sein. Ein lautes Rauschen war in meinem Ohr. Alls verschwamm. Nein, nicht er. Alles nur nicht er. Bitte. Tränen rannen mir über die Wange... Ein Ruck an meinem Arm riss mich in die Wirklichkeit zurück. Ich wurde von der Leiche meines Bruders weggezogen. Ich begann um mich zu schlagen und zu schreien. Nein. Das durfte nicht wahr sein.
„Pscht!", zischte jemand in mein Ohr. Dann tauchte vor mir ein Gesicht auf, verschwommen. Ein Junge. Nicht Alex. Seine Stimme klang gedämpft in meinen Ohren.
„Beruhige dich. Du musst fliehen. Sonst kriegen sie dich auch noch. Er wöllte, dass du es schaffst, oder?"
Ich starrte den Jungen an. Er... ich sah zu meinem Bruder. Ja, natürlich wöllte er das. Ich musste gehen, für ihn. Ich nickte stumm und der Junge nahm meine Hand. Er sagte irgnedetwas was ich nicht verstand und zog mich mit sich. Ich spührte wie ich rannte, doch ich war in Gedanken bei der unbescherten Kindheit. Ohne Probleme. Ohne etwas zu hinterfragen. Ohne Angst. Ohne Verluste. Alex hatte mir in der Schule immer geholfen. Er war immer für mich da. Hatte mich zum lachen gebracht, wenn ich geweint hatte. Wieso er? Wieso nicht ich? Wieso hatte ich ihn nicht davon abgehalten heute zu fliehen? Nur wegen mir wurde er erschossen. Hätte ich doch nur ein funken Realisitsch Gedacht. Flucht ist unmöglich. Ich spührte etwas hinter mir. Ein Baum. Mein Atem ging schwer. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Alex war nicht mehr da. Ich war ganz allein. Okay, abgesehen von dem Fremden, der mir wahrschienlich mein Leben gerettet hatte. Ich schluckte fest und sah auf. Braune Augen sahen mich an. Der Junge hatte kurze schwarze Haare die er höchstwahrschienlich vor kurzem erst selbst geschnitten hatte. Er trug eine Jacke und eine Hose. Feste Stiefel. Seine ganze Kleidung sah nicht gerade Billig aus. Um seiner Tallie hing ein Gürtel an dem mehrere Messer und sogar eine Pistole steckte. Wie kam der denn an soetwas?
„Ich bin Jace. Und du?", fragte er schließlich.
„Kara.", antworte ich ihm ohne zu zögern. Wir schwiegen einen Moment. Was sollte das? Mein Bruder starb und ein Fremder half mir aus der Not? Leben gegen leben oder was? Wäre Alex doch nur noch da... Ich presste die Lippen aufeinander und merkte das der Junge — Jace — mich genau beobachtete.
„Danke.", sagte ich, leiser als beabsichtigt.
Ein kleines lächeln erschien auf seinem Geischt. „Wofür?"
Wofür wohl... „Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich hätten sie mich gekriegt."
Jace stieß die Luft aus. Es klang bedauernd, doch so wirklich konnte ich es nicht zuordnen.
„Wir sollten dir erstmal was warmes zum anziehen besorgen.", meinte er und sah sich um. Dann landete sein Blick wieder in meinem Gesicht. „Kennst du einen Laden der geeignet ist zum klauen?"
Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Ja. Schon...", gab ich zu. Natürlich war mir klar, dass man heutzutage nicht mehr mit dem Gesetz gehen durfte. Doch irgendwie war das dann doch ziemlich heftig.
„Hey?" Jace' Hand fuchtelte in der Luft vor meinem Gesicht herum. „Alles klar?"
„Ich... nein, natürlich nicht!", fauchte ich ihn mit einemmal an.
Einen Moment sah er mich erstaunt an. Dann sah er betreten zu boden. „Tut mir leid.", murmelte er. Kurz darauf sah er mich schon wieder selbstbewusst an. „Hör mal. Ich habe dich sozusagen aufgenommen. Ich will dich ein bisschen vertraut machen mit... mit meinem Leben. Also, mein Name ist Jace, wie schon gesagt. Mein Essen jage ich oder klau ich. Genau wie meine Anziehsachen. Das ich nichts vom Gesetz halte, muss ich wahrschienlich nicht genauer betonen und ansonsten: Ich bin 19. Kämpfe und werde dir das kämpfen beibringen."
Ich starrte ihn an. Mit einemmal war mein Bruder vergessen. „Nichts für ungut, aber ich will nicht zum Samurai-sonst-was-Krieger werden, sondern einfach meine Ruhe."
„Dass bekommt aber niemand, solange Konrad noch an der Macht ist. Und da ist es egal, ob du dich jetzt hi-life mitten drinnen befindest oder ein Land weiter drüben. Ich bitte dich, Kara."
Ich war erstaunt, als er jetzt schon meinen Namen so aussprach als würden wir uns seit ewigkeiten kennen. Ich lies seine Worte auf mich wirken. Natürlich hatte er recht. Aber was sollten wir denn dagegen machen können? Ich musste jetzt Dampf ablassen. Und er war eben der einzigste der hier herumstand.
„Und du machst jetzt einen auf Robin Hood und rettest die Welt, oder was? So geht das nicht."
„Nein. Weil Robin Hood nur eine Legende ist. Aber mich gibt es wirklich. Und ich werde etwas unternehmen. Ich bin nicht der einzigste. Du musst noch viel lernen. Jetzt komm, wenn die Sonne aufgeht können wir dir nichts mehr ‚kaufen'." Damit drehte er sich um und leif los. Ich folgte ihm schnell.
„Was wenn die Wachen noch im Wald sind?"
„Wir haben sie schon einmal abgehangen.", meinte Jace.
„Und einmal haben sie meinen Bruder erschossen.", gab ich kühl zurück.
„Ich weiß. Und es tut mir leid." Er klang leicht genervt. Wütend funkelte ich ihn an, doch er reagierte nicht mehr auf mich sondern bahnte sich seinen Weg durch die Äste.
„Hey! Jace!", rief ich ihm hinterher und folgte ihm schnell.
Wochenende
wie findet ihr's so? Bitte lasst ein paar Kommentare da :)
Achso, das ist jetzt aus Karas Sicht geschrieben. Der Prolog war in Jace's Sicht ;)
see you later alligator ^^
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Rescue
AdventureEine verhasste Regierung. Tausende Arme Bürger. Verluste. Gewinne. Ein Mädchen auf der Flucht. Ein Junge im Wald. "Sie atmete schwer vom rennen und vom weinen. Ihre Wange glänzte Feucht. Ihre hellbraunen Haare hingen ihr schlaff links und rechts neb...