~𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟸~

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Ich hasse Busfahren.

Und nicht wie so viele Leute, weil der Bus voll ist oder weil sie sich im Bus unwohl fühlen, sondern wegen den Leuten im Bus.

Dort sitzen nicht mehr nur meine rassistischen Klassenkameraden, sondern ein Haufen anderer Rassisten.

Jedes Mal, wenn ich in den Bus einsteige wird es still. Jeder schaut auf mich.

Ich habe einen Stammplatz in der hinteren Ecke des Busses und jedes Mal, wenn ich durch den Bus laufe, schnappe ich wieder neue Beschimpfungen auf.

Sobald ich sitze fangen alle wieder an zu reden. So als wäre ich gar nicht da.

Aber heute ist es anders.

Als ich in den Bus einsteige reden alle einfach weiter.

Ich will schon erleichtert aufatmen, als ich falle.

Lachen.

Nele beruhig dich. Ist doch nur halb so wild.

„Oh, das tu mir ja soo leid." Ein Junge schaut zu mir herunter.

Ich rapple mich auf.

„Schon okay." , sage ich.

Nichts ist okay. Es tut scheiße weh. Aber nur keine Schwäche zeigen. Einfachso tun als wäre nichts.

„Nein ernsthaft! Ich wollte das nicht!"

Natürlich. Für wie doof hält man mich eigentlich?

Es wird still.

Scheiße, habe ich das laut gesagt?

„Sag mal, geht's noch? Wer hat dir erlaubt so mit mir zu reden?!?"

Nele, sie leise, lass dich nicht provozieren.

„Ich brauche keine Erlaubnis, um mit dir zu reden. Ich kann mit dir reden wie ich will."

Zu spät.

„Du kleine Missgeburt! Ich zeig dir gleich..."

„Hey, Bro, beruhig dich. Lass sie einfach. Sie kann dir sowie so nichts."

Ein Freund von dem Jungen. Er ist anders. Er schaut mich anders an. Nicht so abwertend.

Während die beiden abgelenkt sind, nehme ich meine Sachen und verziehe mich so schnell wie möglich in meine Ecke. Ich stopfe mir meine Kopfhörer in die Ohren und lausche der Musik.

***

Zuhause angekommen verziehe ich mich in mein Zimmer in der Hoffnung, dass meine Mutter nicht bemerkt, dass ich nach Hause gekommen bin. Ich setze mich an mein Klavier und beginne zu spielen. Eine Melodie, die ich noch nie gespielt habe.

Sie klingt traurig, einsam und verloren zu gleich.

Sie hat etwas Magisches.

Sie macht mit mir das, was jede Melodie macht.

Sie lässt mich vergessen.

Sie lässt mich loslassen.

Sie lässt mich in meine Scheinwelt entschwinden und lässt mich so sein wie ich bin.

Wenn ich einmal angefangen habe zu spielen tut es fast weh aufzuhören.

Denn das holt mich zurück in die Realität.

In die Realität, die weh tut.

Es holt mich zurück in mein Leben, das in Trümmern liegt, es holt die Worte zurück, den Schmerz.

„Nele?" Meine Mutter steht im Türrahmen. Ich spiele einfach weiter. Ich kann noch nicht aufhören, jetzt noch nicht.

„Ich wollte dir nur Hallo sagen." Ich spiele einfach weiter.

„Wie geht es dir?" Ich halte inne.

Wie es mir geht?

„Gut."

Eine Lüge, aber die Wahrheit würde ihr nur unnötig Sorgen machen.

„In einer Stunde gibt es Essen." Mit diesen Worten geht meine Mutter aus dem Zimmer.

Ich spiele weiter und verliere mich. Merke gar nicht wie die Zeit vergeht, bis meine Mutter nach mir ruft.

***

Tick.

Tack.

Tick.

Tack.

02:30 Uhr.

Ich kann nicht schlafen, wie so häufig.

Ich muss an den ganzen Schmerz denken.

In meinem Kopf höre ich ihr Lachen und ihre Worte.

„Missgeburt..."

„Neger..."

„Raus aus unserem Land..."

„Was glaubst du wer du bist..."

Eigentlich sollte mir das alles am Arsch vorbeigehen, aber das ist leichter gesagt als getan. Ich glaube es wäre einfacher könnte ich mit jemandem darüber reden.

Das Problem ist, dass ich niemanden habe.

Denn ein Niemand hat niemanden.

Und mit diesem letzten Gedanken schlafe ich ein.



Hii ihr Lieben, endlich Kapitel 2 !!! Sorry das es so lange gedauert hat. Letzte Zeit waren viele Klausuren (wir scheiben nächste Woche wieder drei ☹).Wie findet ihr das Buch bis jetzt ??? Hättet ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge?

Viel Spaß beim Lesen!

@marlenchen0613


𝙲𝚘𝚕𝚘𝚞𝚛𝚏𝚞𝚕~NeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt