Fallon lockerte und dehnte ihre Finger am Lenkrad des hübschen Bilekin Vintage, der am Morgen auf mysetiöse Weise vor ihrer Wohnung aufgetaucht war. Sie hatte die Vermutung dass er etwas mit dem Gefallen für einen gewissen Politiker zu tun hatte, es interesssierte sie allerdings nicht sonderlich; sie kümmerte sich zwar nicht wirklich um Autos, aber auch sie wusste wenn ihr ein echtes Schmuckstück gegenüber stand.
Das Licht der Ampel, tauchte den Innenraum in ein dunkles rot, vom Walmart neben der Strße plärrte ihr Mariah Carey entgegen und sie bekam das starke Bedürfnis einfach aufs Gaspedal zu treten. Wahrscheinlich würde sie der Welt sogar einen Gefallen tun wenn sie den hässlichen Fiat vor ihr zur Unkenntlichkeit schrottete. Ihre Finger begannen einen unruhigen Rythmus gegen das Leder zu klopfen. Leider hatte sie seit ihrem gestrigen Besuch im Buchladen keinen Alkohol mehr bei sich, stattdessen ein Hämmern hinter den Schläfen und einen widerlichen Geschmack auf der Zunge. Fallon hasste diesen Tag.
Ob Avery noch wach war? Sie warf einen Blick auf die Uhr im Amaturenbrett. 11:09. Schwer zu sagen, bei dem obskuren Schlafrythmus den ihre Freundin das am Laufen hatte.
„Was tust du in der Küche? Es ist fast drei Uhr!"
„ Ich backe Cookies. Sieht man doch."
Einen Versuch war es wert. Doch bevor sie ihr Handy überhaupt aus der Hosentasche angeln konnte, fing es schon von selbst an zu klingeln und auf dem Display erschein ein Bild vom Buchladen. Die Ampel schaltete auf grün. Da das Vintageteil natürlich noch keine Freisprechanlage hatte drückte sie schnell auf den grünen Hörer und klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr, während sie mit heulendem Motor wieder den Asphalt entlang brauste.
„ Was für ein Scheißtag, Av.", meldete sie sich.
„Mh. Tja, da könntest du Recht haben."
„Nein. Stop. Du musst jetzt sagen: Fallon, meine Liebe, achte bitte auf deinen Umgangston!.". Zu Fallons zunehmender Beunruhigung blieb es still am anderen Ende der Leitung. „Avery?"
„Ja, weißt du, ich glaube es gibt hier ein kleines Problem und- hörst du wohl auf damit! Meinst du du kannst nochmal kurz zu mir kommen? Ich weiß dass es erst Mittwoch ist, aber..."
„Ist da jemand bei dir?". Hatte Fallon ihren Schalldämpfer mitgenommen?
„Ob das jetzt wirklich ein Jemand ist, ist schwer zu sagen. Wo bist du denn?"7 Minuten und ungefähr 4 Anzeigen später hing Fallon mit offenem Mund in ihrem Lieblingssessel und starrte dieses Ding an das da neben Avery lungerte. Die versuchte gerade sich gegen ihren fassungslosen Gesichtsausdruck zu verteidigen.
„Ach komm schon! Es ist ja nun nicht so als hätte ich einen Dämonen heraufbeschworen!"
„Ah ja, und was hast du dann heraufbeschworen?"
„Ein Arschloch. Die erste Nacht war es ja noch ganz in Ordnung, aber seit fast 2 Stunden versucht das Ding meine Bücher umzuordnen. Du weißt wie ungern ich so etwas sehe."
Das Ding schaffte es trotz fehlender Details in der Mimik empört auszusehen.
„Pardon! Ich wollte sie lediglich nach den Todestagen der Autoren sortieren, aber bitte. Meine Hilfe ist ja offensichtlich nicht erwünscht.". Seine Stimme klang so wie etwas aussah das man durch Milchglas betrachtete.
„Nein, nein, das ist sie tatsächlich nicht!". Avery sah aus als wolle sie in die Sessellehne beißen und Fallon konnte nicht anders als ein bisschen beeindruckt zu sein. Man musste sich schon sehr viel Mühe geben damit man die Buchverkäuferin, die aussah als hätte sie die verdammte Sonne verschluckt, so wütend erleben konnte. Sie sah zu wie das Ding, Agares, passiv-aggressiv die Hände hob.
„Wer nicht will, der hat gehabt. Aber lass dir gesagt sein: Die Weltherrschaft bekommt man nicht jeden Tag angeboten."
„Die WAS?"; unterbrach Fallon das Gezanke. Das war doch jetzt wohl ein Scherz.
„Ach ja.", beschwerte sich Avery, „Das versucht er auch die ganze Zeit: Mir die Weltherrschaft anzudrehen. Ich meine, was will ich denn damit? Ich kann doch nichtmal einen Farn am Leben halten!"
„Wer mich ruft hat nunmal das Recht darauf! Ich bin dafür gemacht meinem Herren zur Macht über die Menschheit zu verhelfen."
Nervös wippend sprang Fallon auf um mit flatternden Händen zwischen den Regalen auf und ab zu gehen.
„Also" fasste sie zusammen „Du hast gestern Abend, betrunken einen Geist heraufbeschworen der dir die Weltherrschaft übergeben möchte und du hast mich erst, was? 20 Stunden später angerufen? Passiert dir sowas öfter?"
„Erst hat es ja auch noch ganz still in der Ecke gesessen, aber so langsam wird es echt anstrengend. Ich habe wirklich versucht ihn auf freundliche Weise darauf hin zu deuten dass er hier nicht gebraucht wird und dass das Alles ein Versehen war, aber er will einfach nicht verschwinden."
„Ich kann nicht einfach wieder verschwinden! Das hier ist meine Aufgabe. Ich wurde gemacht, aus Sternenlicht und Staub und Asche, um den Menschen einen Herrscher zu geben und- was ist daran jetzt Bitteschön lustig? Ich bin ein Geist der Unterwelt, ich existierte schon da hat das Universum noch nicht einmal deinen Namen geflüstert!". Er sah Fallon an, die stehen geblieben war um sich leise ins Fäustchen zu kichern.
„Geist oder nicht, ich kann dich in diesem Rock nicht ernst nehmen.", sagte sie.
„ Das ist ein Kilt!"
Das Ding baute sich zu voller Größe auf (was zugegebener maßen nicht besonders groß war) um ihr ins Gesicht sehen zu können und Fallon musste den Instinkt unterdrücken die Augen zusammen zu kneifen.
Er war einfach nicht richtig zu erkennen, zu verschwommen an den Kanten.
Was tat man denn mit einem hartnäckigen Geist? Konnte man ihn erschießen? Wohl eher nicht. Irgendwie musste sie ihn jedenfalls los werden; soviel war klar. Sie hatte endlich jemanden gefunden den sie nicht hasste, das mit Avery ließ sie sich nicht einfach so nehmen. Das Ding musste weg.
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Um neun in Downfal
ParanormalAvery Sutton war auf vieles vorbereitet als sie in die Gegend mit der höchsten Kriminalrate des Landes zog. Doch dass sie, die langweilige Inhaberin des örtlichen Buchladens, so tief mit reingezogen wurde, das hatte sie nicht erwartet. Wenn die Anfü...