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Natasha lehnte sich an die Tür die sie keine Sekunde später zu geschlagen hatte. Sie schloss die Augen und sagte irgendwas. Es klang Russisch also verstand ich kein Wort. Bis auf ein Wort. дерьмо.

Scheiße. Ich starrte sie einfach nur an wie sie da stand und fluchte. Wenn ich hier noch einige Jahre arbeitete konnte ich alle Schimpfwörter die es in ganz Russland gab.

"Mach. Mach weiter. Beachte mich nicht. Ich muss mich kurz beruhigen.",meinte Natasha wie aus dem nichts. Wie befohlen wendete ich mich wieder dem Ordner zu und heftete den zwanzigsten Brief (alleine von den letzten Beiden Tagen) für Natasha in diesen.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Natasha aber noch. Sie bewegte sich keinen Schritt. Sie lehnte immer noch an der Tür und starrte Löcher in die Luft. Plötzlich machte sie einen Schritt nach vorne und sah mich an. Ich wendete mich wieder vollständig den Briefen zu. Natasha setzte sich gegenüber von mir hin. Dann nahm sie sich einen Umschlag vom Stapel und machte ihn auf.

"Ich muss die eh noch lesen.",murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu mir.

"Und irgendwas interessantes?",wollte ich wissen und sah sie nicht an.

"Ja. Für mich.",Natasha betonte es sehr deutlich. Verlegen schaute ich weg. Wie konnte ich ihr nur beweisen das ich nichts gelesen habe? Egal wie ich es anstellen würde, sie würde mir nicht glauben.

Ich zuckte wegen des Geräusches von reißendem Papier zusammen. Natasha zerriss gerade den Brief, stand auf und warf ihn in den Abfalleimer. Ich beobachte sie mit verwundertem Blick.

"Dank mir lieber, ich erledige deine Arbeit.",knurrte Natasha als sie sich wieder hinsetzte.

"Ich habe nichts gesagt..",murmelte ich. Sie nickte. "Hast du nicht.",sie biss sich auf die Lippe und blickte auf den Boden.

"Elyssa, ich..",sie brach ab und sah mich wieder an. Verwundert legte ich die Briefe hin.

"Ich wollte mich eigentlich noch bedanken.",flüsterte sie.

"Du?",fragte ich verwundert und schneller als ich es kontrollieren konnte.

"Autsch.",murrte Natasha, aber lächelte leicht.

"Zugegeben, ich hab's verdient. Kann sein das ich nicht wirklich nett zu dir gewesen bin. Aber glaub mir, nicht ohne Grund. Und es tut mir wirklich leid..",ich sah wie schwer es ihr fiel das auszusprechen.

"Danke, für's bedanken und entschuldigen... Obwohl ich den Grund nicht kenne,"ich sah sie vielsagend an, was sie zum Lachen brachte"akzeptiere ich es. Und so schlimm hast du dich mir gegenüber nicht verhalten.",fügte ich hinzu. Zumindest hatte sie es geschafft das ich mich mysteriöser weise zu ihr hingezogen fühlte.

"Doch. Eigentlich schon. Zumindest für dich da du den Grund den ich habe nicht kennst.",sie senkte den Kopf.

"Dann.. Rede mit mir.",schlug ich ihr vor. Sofort schüttelte sie den Kopf.

"Wenn das doch nur so leicht wäre..",flüsterte sie. Sie stand auf und lief zu einem Regal was viele Ordner verstreut beinhaltete. Die meisten davon waren schon lange voll und Niemand interessierte sich mehr für diese. Natasha hob die ersten paar auf und zog dahinter etwas hervor. Eine Flasche. Ich wusste was es war. Ich sah Natasha entgeistert an. War das ihr Ernst? Sie setzte sich gegenüber von mir hin und legte dann einen Finger an ihre Lippe. Ich sollte Niemandem sagen das sie während der Arbeit Vodka getrunken hatte. War das das erste Mal? Eher nicht...

"Siehst du, ich vertraue dir inzwischen sogar so sehr das ich vor dir etwas tue was ich nicht darf."

"Beruhigend.",ich schüttelte den Kopf. Natasha beachtete das was ich sagte gar nicht und widmete sich ihrer Flasche. Und ich mich wieder den Ordnern.

"Du wolltest wissen was passiert ist?",riss sie mich dann aber wieder aus der Arbeit. Ich nickte schnell.

Vielleicht war Vodka doch für etwas gut?

"Wie viel hat dir Tony schon erzählt?",erkundigte sie sich.

"Das du angefahren wurdest.",ich zuckte mit den Schultern. Natasha überlegte.

"Ich hatte etwas zu erledigen. War unvorsichtig. Ein Auto zu schnell-"kurz veränderte sich ihr Gesicht, nur kurz fast unmerklich, dann fuhr sie fort,"ich bin knapp ausgewichen, gestolpert und dann mit dem Kopf auf den Straßenrand gefallen. An den Rest kann ich mich auch nicht mehr erinnern.",sie hob die Flasche an die Lippen.

"Und du darfst schon wieder Alkohol trinken.",zweifelte ich. Natasha zuckte mit den Schultern.

"Vermutlich. Ich habe keine Ahnung.",sie sah in die Luft. Ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Ich müsste lächeln. Dieser Blick stand ihr. Sie war süß...

"Was grinst du so?",erwischte sie mich schneller als gedacht.

"Nichts.",meinte ich schnell und senkte den Kopf.

"Lüg mich nicht an.",Natasha sah mich über den Rand der Flasche an.

"Tu ich nicht.",beteuerte ich schnell. Natasha hob eine Augenbraue. Dann spürte ich einen Tritt unter dem Tisch.

"Hey!",lachte ich. "Was?",Natasha blinzelte unschuldig.

"Du hast mich getreten.",stellte ich klar.

"Würde ich nie tun.",sie machte meinen Ton von vorher nach. Ich schüttelte den Kopf.

"Du hast es verstanden. Gleiches Prinzip.",Natasha lächelte zufrieden.

"Jaja.",gab ich zurück und versuchte sie zurück zu treten. Was nicht funktionierte. Als ob sie wusste was ich vorhatte zog sie ihr Bein weg und kickte mit dem Anderen von der Seite meins.

"Versuch's nicht.",grinste sie. "Und jetzt sag mir warum du so gelächelt hast.",verlangte sie.

"Kann ich nicht...",flüsterte ich und senkte den Blick. Wie sollte das gehen? "Ich habe gelächelt weil du so süß bist." sie würde mich auslachen. Oder nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen.

"Na dann..",murmelte sie unsicher. Sie sah von mir zu der Flasche und drehte dann diese zwischen ihren Händen. Schon wieder zuckte ich zusammen als es an der Tür klopfte.

Natasha ging es ähnlich.

"Darf ich reinkommen?",ertönte die Stimme von Tony. Ich schüttelte den Kopf. Das war nicht sein Ernst?!

"Moment.",verständnislos starrte ich Natasha an. Was sollte das? Wenn Tony eh schon dachte- Aber dann begriff ich. Natasha stand auf und versteckte die Flasche. Dann öffnete sie die Tür. Tony sah prüfend von mir zu Natasha.

"Tut mir leid euch trennen zu müssen, aber Peter wartet. Und ich muss mich mal mit Nat unterhalten.",ich stand auf. Dann nickte ich. Ich sollte sie alleine lassen. Also machte ich einige Schritte auf sie zu.

"Wir sehen uns.",meinte Tony und grinste immer noch. Natasha sagte nichts. Sie schaute auf den Boden und hatte einen Gesichtsausdruck der nicht zu deuten war.

Ich war schon aus der Tür als ich sie sagen hörte:"до завтра, Elyssa.",ich hatte es schon mal gehört und wusste jetzt was es bedeutete. Bis morgen..

Überrascht und glücklich drehte ich mich nochmal um und sah das Natasha mich anlächelte. Sie war ohne jeden Zweifel süß...

Love, Nat (Black Widow FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt