Mattes Seeler

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Ich werde Vater! Das war so fantastisch, als Melli es mir erzählt hatte, war ich so glücklich. Wir gingen gleich zu Berger, denn Melli sollte lieber Innendienst arbeiten, schließlich sollte sie ihr, nein unser Kind nicht gefährden. Melli wurde von Franzis Unfall völlig aus der Bahn geworfen, wie ausgewechselt war sie. Nicht mehr die Melli, die ich kannte, aber ich liebte sie trotzdem. Ich verstehe ja, dass es ihr sehr nahe geht da es ihre beste Freundin war, aber bei den Jungs „einziehen" musste das wirklich sein? Seit Melli im Innendienst tätig war, fuhr ich mit Claudia Streife. Martin meinte, dass ein Partnerwechsel jetzt genau richtig wäre. „Claudia?", fragte ich, „Weißt du warum Melli sich so um Felix und vor allem um Emma kümmert? Findest du das nicht ein bisschen zu viel, in ihrem Zustand? Das ist doch bestimmt so ein Frauending was ich nicht verstehe, oder?" „Matte sie ist schwanger und nicht krank! Merk dir das schon mal. Und ja das ist ein Frauending", kam es prompt von Claudia, doch sie redete weiter, „Ich finde auch, dass es eigentlich ein bisschen viel ist, aber guck mal sie kennt Emma seit sie acht Stunden alt ist. Sie ist wie eine Tochter für Melli und jetzt wo es ihr so schlecht geht, will sie für Emma da sein. Verstehst du das?" Natürlich verstand ich das, aber Stress ist doch jetzt wirklich das Falsche für so ein kleines Wesen...

Als wir nach unserer Streifenrunde wieder im Pk ankamen, ging ich zu Melli. Ich musste sie Fragen, wie sie sich unsere Zukunft vorstellte. „Melli wie stellst du dir das mit uns beiden vor?", fragte ich sie vorsichtig. Da rollte ihr plötzlich eine Träne übers Gesicht, meine Melli weinte. Obwohl weinen für sie untypisch war passierte es in letzter Zeit ständig. Ich zog sie an mich und flüsterte ihr ins Ohr: „Mensch Mäuschen, Franzi wird wieder. Glaub mir das. Ich bin immer für dich da, das weißt du. Du musst das nicht alleine schaffen. Alle sind für dich da. Hörst du?" Jetzt begann sie lauter zu weinen, sie wurde nur so geschüttelt von Weinkrämpfen. Da kam Claudia auf uns zu und legte Melli ihre Hand beruhigend auf den Rücken, dabei formte sie mit den Lippen das Wort: Hormone. Anschließend nahm sie ihre Hand und zog sie mit in die Umkleide.

Ein paar Tage später, genauer gesagt am Samstag, bekam Melli einen Anruf von Emma. Ich versuchte sie davon abzuhalten zu ihr zu fahren, schließlich musste sie sich auch mal ausruhen. Aber nein, sie wollte zu Emma. Ich ließ sie gehen, was sollte ich auch anderes tun? Als ich mit dem Frühstücken fertig war, ging ich eine Runde laufen. Danach duschen und anschließend fuhr ich schon etwas früher ins Pk. Hans und Martin waren auch schon da. Wie so oft diese Woche fand keiner von uns Zuhause Ruhe. Kurz darauf kamen auch Claudia und Tarek ins Pk. Eine Woche nach Franzis Unfall hielt es wohl niemand Zuhause aus. Da kam auch schon Martin aus seinem Büro, erstaunt sagte er: „Was macht ihr denn schon hier? Eure Schicht beginnt doch erst in einer Stunde."

„Melli ist schon vor 1 1/2 Stunden zu Emma in EKH gefahren. Ich hab es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten.", antwortete ich ihm und auch die anderen hatten ähnliche Antworten parat. Wir gingen zusammen in den Aufenthaltsraum, schließlich mussten wir die Zeit bis zum Dienstbeginn irgendwie Tod schlagen. Kurze Zeit später platzte Melli in den Raum, man sah ihr sofort an das etwas Großartiges passiert sein musste. Also fragte ich: „Hallo Melli, schön dass du wieder da bist. Gibt's was Neues?" Auch die anderen sahen sie erwartungsvoll an. Endlich ließ sie die Bombe platzen: „Also es ist so...Franzi ist aufgewacht." Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, kam sie auch schon auf mich zu und umarmte mich fest. Endlich war sie wieder Glücklich und musste keine Angst mehr haben ihre beste Freundin zu verlieren.

Dann begann unsere Schicht, da alle so erfreut über die Nachricht von Franzis Erwachen waren, verging die Zeit wie im Flug. Als wir dann alle Feierabend hatten fuhr ich Melli nach Hause, in ihre eigene Wohnung und blieb selbst auch dort. Wir redeten lange darüber wie wir uns eine Zukunft zusammen mit unserem Kind vorstellen könnten und kamen dann zu dem Schluss, dass wir zusammen ziehen sollten.

Ein kleines neues Leben - Notruf HafenkanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt