Hochzeit und ein kleines Wunder

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Mitte August war es soweit, Melli und Mattes heirateten. Sie hatten sich am Vortag im Standesamt als Mann und Frau eintragen lassen. So waren sie auf dem Papier also schon verheiratet. Doch für beide war klar, dass sie auch in der Kirche heirateten wollten.

Die Kirche war im gotischen Still gebaut. Die Sonne, die durch das große Buntglasfenster schien malte bunte Kringel an die Wände. Der Altar war mit Blumen geschmückt und die Bänke bis auf den letzten Platz besetzt. Mellis Familie und auch Mattes gesamte Familie war gekommen. Aber auch Freunde und Kollegen waren anwesend. Franzi und Tarik standen als Trauzeugen am Altar und warteten zusammen mit Mattes auf Melli. Sie würde von ihrem Vater in den Altarraum geführt werden. Sie trug ein weißes Hochzeitskleid, dass am Oberkörper eng anlag. Ihr Rücken war mit einem feinen Spitzenmuster bedeckt. Der untere Teil des Kleides war aus mehreren Schichten Tüll zusammen genäht und stand deshalb etwas weiter ab. Mattes trug einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug. Er tappte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

Tam tam dadam, tam tam dadam. Die Hochzeitsmusik klang von der Orgel hinunter in den Altarraum. Die große Tür, die in den Saal führte ging auf. Melli kam zusammen mit ihrem Vater hinein.

Am Altar angekommen setzte ihr Vater sich auf seinen Platz und Melli ging mit zitternden Beinen auf Mattes zu. Sie war schrecklich aufgeregt.

>>Ist eine Hochzeit wirklich das was ich will?<<

Und doch wollte sie nichts lieber als ihren Traummann zu heiraten. Jetzt wo sie schwanger war. Nicht nur deshalb, aber es war schon ein entscheidender Punkt gewesen.

Emma, die dem Hochzeitspaar die Ringe brachte, trug ebenfalls ein weißes Kleid. Dieses hatte jedoch noch rote Mohnblumen aufgedruckt und stand ab der Hüfte ab. Die Musik verklang langsam und alle in der Kirche wurden still.

Nach kurzer Zeit fragte der Pfarrer: „Melanie Hansen, wollen sie den hier anwesenden Mattes Seeler lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet? So antworte mit Ja." Melli, die vor Aufregung ganz kalte Hände bekommen hatte antwortete mit klarer Stimme: „Ja, ich will." Dabei sah sie Mattes an und war sich nun sicher. Sie wollte Mattes heiraten und niemand anderen. „Mattes Seeler, wollen sie die hier anwesende Melanie Hansen lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet? So antworte mit Ja." „Ja.", antwortete auch er ohne zu zögern.

Beim Verlassen der Kirche, wurde das frisch verheiratete Paar mit Reis beworfen und musste sich mit Hilfe einer Nagelschere durch ein Laken, mit einem riesigen Herz darauf, schneiden.

Später, feierte die Hochzeitsgesellschaft in einem kleinen Restaurant an der Elbe. Melli und Mattes eröffneten die Tanzfläche mit einem langsamen Walzer. Sie mussten noch viele kleinere Spiele zusammen bestehen und feierten bis tief in die Nacht.

Am Samstag den 9. September kam Paula zur Welt. Sie wog 3600 Gramm und war putzmunter. Jedem, der sie besuchte, brachte sie zum Lächeln. Franzi war nach der fünf Stündigen Geburt zwar geschafft, aber überglücklich. Mit Paula im Arm rief sie Emma an und erzählte ihr von ihrer kleinen Schwester. Dann gab sie Philip Paula auf den Arm und schlief ein.

„Felix beeil dich doch mal!", rief Emma durchs Haus, „Ich will unsere kleine Schwester jetzt endlich sehen."

Felix verließ langsam das Haus und Emma schloss die Eingangstür zu. Dann stieg sie zum Ehepaar Seeler ins Auto. 15 Minuten später parkte Mattes das Auto in der Tiefgarage des EKHs. Emma stieg schnell aus und lief nach oben zu Frauke. „Na Emma, du möchtest bestimmt zu Franzi und deiner kleinen Schwester oder? Vorhin lag sie in Zimmer 9.1 Aber sei leise, vielleicht schlafen die beiden schon.", begrüßte diese Emma kurz und verschwand anschließend gleich wieder in einem Patientenzimmer.

An der Tür des Zimmers klopfte Emma. Niemand rief sie hinein, also öffnete sie langsam die Tür. Das Zimmer war leer, nicht mal ein Bett stand noch darin. Angst durchfuhr ihren Körper, vom Kopf bis in die Zehenspitzen. Ihre Hände wurden in wenigen Sekunden eiskalt und sie begann zu zittern.

》Was war denn jetzt schon wieder los? Warum konnte denn nicht einmal etwas normal laufen? Was wenn Paula oder Mama doch noch etwas passiert war? Jetzt, wo doch eigentlich schon alles vorbei war.《

„Jasmin!", schrie Emma durch den Krankenhausflur, da sie sich nicht anders zu helfen wusste. Sie war verzweifelt und wollte wissen was hier vor sich ging. Die Blicke der Patienten waren ihr egal und keine Minute später stand diese vor ihr. „Emma, was ist denn los? Ich denke weiß Gott was ist passiert und du stehst vor einem leeren Zimmer.", sagte sie etwas genervt, doch merkte dann, dass Emma weinte, „Mensch Emma du weinst ja. Was ist denn nun los?" Schluchzend fiel die Gefragte ihr um den Hals: „Wo sind Paula und Mama? Ist ihnen etwas passiert? Jasmin, sag doch was. Ich hab Angst!" Erstaunt sah Jasmin sie an und gab Emma ein Taschentuch. Dann drückte sie sie an sich und fragte: „Wie kommst du denn auf die Idee?"

Emma erklärte Jasmin, dass das Zimmer leer war, obwohl ihre Eltern mit ihrem neuen Sprössling darin sein müssten. Inzwischen waren auch Felix, Mattes und Melli am Zimmer angekommen und guckten irritiert und besorgt auf die weinende Emma.

„Ich weiß von nichts. Glaub mir, wenn etwas passiert wäre, hätte man mir das sofort gesagt.", erklärte Jasmin nun. Dann nahm sie Emmas Hand und ging mit ihr in ihr Büro. „Zimmer 14. Franzi wurde verlegt, Emma. Du musst aufhören dir immer sofort Sorgen zu machen. Ich verstehe ja, dass die letzten Wochen traumatisierend waren, aber du kannst mir nicht das Krankenhaus zusammenschreien. Wenn du jemanden zum Reden brauchst kannst du immer zu mir kommen. Das weißt du, oder?", stellte Jasmin klar. Anschließend ging sie mit Emma in Richtung des Zimmers und nahm auf dem Weg dorthin auch Felix mit.

Sie öffnete die Tür, ließ die beiden eintreten und ging dann selbst hinein.

„Hallo Paula, da bist du noch keinen ganzen Tag auf der Welt und erschreckst deine Schwester schon. Da kann ich ja nur für sie hoffen, dass das nicht so bleibt.", sagte sie zwar leise, da Franzi noch immer schlief, aber dennoch lachend. Dabei sah sie Philip fragend an, der ihr zunickte und nahm dann die kleine Paula aus ihrem Bett. Mit funkelnden Augen sah Emma sie an. Jasmin bat sie sich auf einen Stuhl zu setzen und legte ihr dann ihre kleine Schwester in den Arm. „Ich werde immer für dich da sein und dich beschützen.", flüsterte diese ihr ins Ohr. Paula schloss ihre Hand um Emmas Finger und schlief friedlich ein.

Die große Schwester, stand auf, legte Paula zurück in ihr Bettchen und sah ihr beim Schlafen zu. Was um sie herum geschah, bekam sie nicht mit. Es war auch unwichtig, denn Paula würde Emma helfen in nächster Zeit über ihre Erlebnisse der vergangenen und die der kommenden Monate hinweg zu helfen.

Ein kleines neues Leben - Notruf HafenkanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt