Emma Jung

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Emma Jung

Nach dem Melli die Küche verlassen hatte, machte ich mir einen Kakao und setzte mich an den Küchentisch. Es vergingen 15 Minuten bis ich etwas hörte. Mama und Melli standen vor der Küchentür und unterhielten sich. Mama fragte Melli, ob sie es mir wirklich schon sagen solle. Sie antwortete mit ja und schob Mama durch die Tür.

Melli sah aus wie immer die toughe und etwas kühle Polizistin, bloß etwas war anders. Ein breites Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Als mein Blick auf meine Mama fiel, fror mir für ein paar Sekunden das Blut in den Adern. Ihr Gesicht war Makeup verschmiert und ihre Augen rot. So hatte ich sie noch nie gesehen.

Ich sprang so schnell auf, dass der Stuhl hinter mir umfiel und fragte Laut aber nicht schreiend: „Was ist hier los? Was willst du mir nicht erzählen Mama? Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich hab ein Recht es zu erfahren." Von Mama kam immer noch keine Reaktion, doch Melli fing an zu reden: „Emma beruhige dich bitte. Du erfährst ja gleich alles. Möchte jemand einen Tee?" Obwohl ihr keiner antwortete setzte sie Teewasser auf und goss kurz darauf 3 Tassen mit dem kochendem Wasser auf. Danach stellte sie mir eine Tasse hin, dann Mama und anschließend sich selbst. „Franzi setz dich hin!", befahl sie Mama und setzte sich anschließend selbst an den Tisch. „Was ist denn nun los?", meldete ich mich wieder zu Wort. „Emma du", setzte Melli an.

„Nein Melli, das muss ich schon selber machen.", sagte Mama nun, „Emma du bekommst ein Geschwisterchen! Wenn dir das nicht passt, dann tut es mir leid. Das ist jetzt ist es aber so."

Das verschlug mir erstmal die Sprache. Ein kleines Geschwisterchen. Hoffentlich wurde es ein Mädchen. Nun zog sich auch über mein Gesicht ein Lächeln. „Das ist ja Großartig! Wird es ein Mädchen? Bitte sag das es ein Mädchen wird.", beendete ich meinem Wortschwall. „Das weiß ich noch nicht Mäuschen, aber es freut mich, dass du nichts dagegen hast.", antwortete Mama nun.

„Siehst du deine Sorge war völlig unbegründet", schaltete sich auch Melli wieder ein, „können wir dann jetzt Frühstück essen? Ich hab nämlich einen Bärenhunger."

Nach dem Essen fuhr Melli nach Hause, allerdings nicht ohne sich vorher felsenfest versprechen zu lassen, dass wir auch Philipp und Felix von dem kleinen Wurm erzählen würden.

Das taten wir beim Abendessen dann auch. Papa war begeistert auch wenn er ein paar Bedenken hatte. Schließlich hatten wir keinen Goldesel im Keller. Felix war nicht so begeistert da er keine Lust auf Baby Geschrei hatte, doch das muss er ertragen.

Es vergingen zwei Wochen und Mama hatte ihrem Chef Martin Berger immer noch nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt. So langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen um Mama und das Ungeborene, auch Melli versuchte mit ihr zu reden, doch Mamas Sturheit war mal wieder zu stark. Aber das war jetzt nicht mehr allein ihre Sache, sie konnte das Kleine nicht unnötig in Gefahr bringen. Also beschloss ich noch eine Woche zu warten, wenn sie es Martin bis dahin noch nicht erzählt hat werde ich es tun! Damit war auch Melli einverstanden denn selbst wollte sie Mama nicht verraten, das hatte sie ihr versprochen. Dass es notwendig war, dass Martin davon erfuhr wusste sie aber auch.

So kam es also das ich eine Woche später, nach der Schule zum Pk 21 lief. Als ich das Gebäude betrat ging ich erst mal in den Aufenthaltsraum. Dort standen auch Melli und Mattes verdächtig nah beieinander. Ich vermutete schon seit längerem, dass zwischen den beiden etwas lief, doch Beweise hatte ich bis jetzt noch nicht gehabt. Im nächsten Moment küssten sich die beiden, als sie fertig waren, räusperte ich mich leise um bemerkt zu werden. Das funktionierte auch denn beide liefen rot an und Mattes verließ den Aufenthaltsraum ohne ein Wort zu sagen. „Hey Emma, Franzi ist gerade bei einem Einsatz. Möchtest du jetzt mit Martin sprechen?", begrüßte Melli mich, „ach und das eben bleibt unter uns oder?"

„Klar, ich sage nichts. Ich mach mir bloß Sorgen um Mama und das Kleine. Hat Martin denn gerade Zeit?", fragte ich Melli besorgt. Sie antwortete mir mit einem "mal gucken" und führte mich dann zu Martins Büro. Eigentlich kannte ich den Weg ja, aber mir war es trotzdem lieber, dass Melli dabei war. Sie klopfte an die Tür zum Büro, fragte ob Martin kurz Zeit hätte und schob mich dann in sein Büro. Melli selbst blieb allerdings draußen.

„Hallo Emma. Wie komm ich zu der Ehre?", fragte Martin nachdem ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch gesetzt hatte. „Hi, ich muss mit dir reden... über Mama", erklärte ich ihm. Mit den Worten "Na dann mal los" überließ er mir das Feld. „Also es ist so", fing ich an und fuhr dann fort, „Mama ist schwanger." „Sie ist was? Warum erzählt sie das nicht und fährt noch Streife? Sie bringt ihr Kind doch bloß in Gefahr!", hielt Martin mir eine Predigt. Ich versuchte ihn zu beruhigen doch dieses misslang mir. Anschließend rief er Melli zu uns und hielt auch ihr eine Strafpredigt. Von wegen Vertrauen, Sicherheit und Freundschaft als Wolle herein stürmte. Völlig außer Atem sagte er: „Franzi hatte einen Unfall, sie ist schwer verletzt." „Was?", riefen Melli, Berger und ich wie aus einem Munde, „Wo ist sie?" Wolle antwortete leicht erschrocken:" Oh Emma was machst du denn hier? Sie liegt im EKH."

Melli schnappte sich wortlos meine Hand und rannte mit mir hinüber ins EKH. Auf der Hälfte der Strecke brach ich weinend zusammen. Ich konnte nicht mehr, diese Nachricht war so furchtbar. Deshalb nahm Melli mich hoch und trug mich bis zum EKH. Getragen hatte mich schon lange keiner mehr, da ich allen zu schwer war. Aber es fühlte sich gut an und gab mir neu Kraft um selbst hoch zulaufen. Für die Strecke hatten wir nun zehn statt fünf Minuten gebraucht, obwohl ich so schnell wie möglich da sein wollte. Wir liefen so schnell es ging zum Empfang und fragten Frauke wo wir Mama finden konnten. „Sie wird gerade untersucht", erklärte uns Frauke, „aber macht euch nicht so viele Hoffnungen, wir wissen nicht ob sie es schafft." Das war wieder zu viel für mich, es riss mir erneut den Boden unter den Füßen weg. Ich fühlte mich als ob ich in ein Loch fallen würde. Da spürte ich einen Druck an meiner Hand, es war Melli, für sie musste es ja auch ein gewaltiger Schock sein. Doch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren, mir schwirrten tausende Fragen durch den Kopf.

》Was ist wenn Mama nicht überlebt? Warum bin ich nicht schon gestern zu Martin gegangen? Was dauert da solange? Was ist überhaupt passiert? 《

Ein kleines neues Leben - Notruf HafenkanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt