Rote Sofakissen

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„Rote Sofakissen"

Die silbrige Gürtelschnalle klirrt, während die schlanken Finger sie öffnen, das Hemd rutscht ihm von den Schultern, dunkle Augen, die seinen Körper mustern, gierig, lustvoll.
Stickige Luft, der Geruch des Whiskeys, Dazais nackter Körper über ihm. Prickelnde Berührungen, Hitze, sein Name in der Luft. Er raubt ihm die Sinne, macht das so Verbotene so verführerisch. Seine Augen sind glasig, er streicht sich die dunklen schweißnassen Haare aus dem hübschen Gesicht. Chuuyas Verstand ist wie in Watte gepackt, die Hitze und der Alkohol lassen seine Sicht verschwimmen.

Der Rotschopf trat aus Moris Büro und rieb sich das Nasenbein. Er hatte immer verdrängen können, was auf dem Schreibtisch seines Bosses passiert war, doch nach dem unerwartet intimen Wiedersehen vor zwei Tagen, hatten die verschwommenen Bilder während des spontanen Meetings angefangen, in seinem Verstand herumzutanzen.

Sie waren jung und dumm gewesen, immer auf der Suche nach einem Verbot, das sie brechen konnten, immer auf der Suche nach einem neuen Adrenalinkick. Viel war von dem Abend nicht hängengeblieben, der zu hohe Alkoholkonsum damals hatte alles in einen fast undurchdringlichen Schleier gehüllt und verbarg Chuuya genauere Einzelheiten.

Ein Räuspern hinter ihm brachte den Mafioso wieder in eine aufrechte Körperhaltung, Akutagawa war aus der pompösen Doppelflügeltür getreten und stand nun schräg hinter dem Älteren.

Während des Meetings war Chuuya aufgefallen, dass der Schwarzhaarige noch etwas blasser wirkte als sonst. Sein Blick hatte etwas verstört auf dem Bericht gelegen, der aufgeschlagen auf dem Tisch des Bosses ruhte, ordentlich und handschriftlich verfasst von Akutagawa selbst. Die Papiere schilderten sachlich und mit kleinsten Angaben, wie es zu dem Tod der Frau, Clare, gekommen war.

Nachdem Chuuya sie angegriffen und offenbar schwer verletzte hatte, war sie direkt in die Arme des Schwarzhaarigen geflohen, der sie ohne Umschweife aus dem Leben riss.

Der Grund für ihre Verletzungen blieb so gut wie unerwähnt, wurde als nicht bekannt angegeben, dabei konnte Akutagawa nicht übersehen haben, dass es sich um Chuuya handelte, der die Frau so zugerichtet hatte.

Ob er ihn und den Fakt, dass er mit Dazai in Kontakt stand, schützen wollte?

„Gute Leistung."

Akutagwa nickte nur knapp und setzte sich in Bewegung, schritt langsam den Gang entlang, bis er hinter einer Abzweigung verschwand.

Der Rothaarige betrat den Aufzug und blickte auf die Uhr, die neben der schwarz marmorierten Tür hing, noch war es zu früh, um zu Dazai zu fahren, mitten in der Woche würde er wohl kaum vor sechs Uhr zuhause sein. Sein Plan stand, niemand würde ihn davon abbringen, auch wenn Chuuya sich vor Nervosität gerne übergeben hätte.

Als das Gefährt seinen Weg in die Tiefe antrat, machte sich der gestrige Weinkonsum durch einen stechenden Kopfschmerz bemerkbar. Stöhnend griff sich der Rotschopf an den Kopf, er hatte es nicht verhindern können und seine Angst vor dem nächsten Abend in einer Flasche Wein ertränkt, bereuen tat er die Entscheidung schon beim Öffnen der Flasche.

Ein Ton kündigte das Erdgeschoss an und die Türen schoben sich ruckelnd auf, kurz überlegte der Mafioso, ob es klug war, jetzt nach Hause zu gehen und auf Bereitschaft zu arbeiten. Er hatte kaum etwas zu tun und könnte vermutlich an nichts anderes mehr denken, als an den immer näherrückenden Abend, außerdem wartete noch mehr Wein in seiner Wohnung. Dabei würde er einen kühlen Kopf brauchen, um den riskanten Plan nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, jemandem die Kontrolle entreißen, darin war der Braunhaarige ein Meister.

Chuuya drückte die Taste, die ihn wieder nach oben beförderte, nach oben in sein Büro.

Der Raum war in Schwärze gehüllt, schwere Stoffrollläden hingen vor den Fenstern und auch wenn es etwas atmosphärisches hatte im Dunkeln seine Arbeit zu verrichten, tat der Hutträger dies nur ungern, es strengte an und schmerzte schnell in den Augen.

„Sayonara, Chuuya"{-Soukoku-}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt