Partner

1K 59 31
                                    


„Partner"

Chuuya tippte im Takt des im Radio laufenden Liedes auf das glänzende Lenkrad und trat aufs Gas, als die Ampel ihm das Okay dazu gab.
Die angenehme Juniwärme ließ die Planzen sprießen und die Bewohner der Stadt holten langsam die erste sommertaugliche Kleidung aus den Ecken ihrer Kleiderschränke. Der Winter war dunkel und nass gewesen und alle freuten sich auf die kommenden Sommertage.

Der Wagen, den Chuuya fuhr, war hochmodern, er gehörte der Mafia und in dem schwarzen Lack spiegelte sich die Umgebung.

Das Rascheln von Papier ließ ihn zu seinem Beifahrer schauen. Akutagawa hatte einen Strauß Blumen auf dem Schoß, eingepackt in helles Papier und blickte vor sich auf die Straße. Als er den Blick des Älteren bemerkte, schaute er auf und lächelte leicht. Der Junge hatte sich in den vergangenen Jahren gemacht, dachte Chuuya und richtete seine Augen wieder auf die Fahrbahn.

Der Wind, der durch das halb offene Fenster wehte, zerzauste ihm die roten Haare und spielte mit dem Kragen seines weißen Hemdes.

Aus dem Augenwinkel sah er den Schwarzhaarigen kurz zögern und sich dann ein Herz fassen.

„Irgendwie scheint es mir, als wäre das hier der richtige Augenblick..."

Der Rotschopf wurde aufmerksam, doch als Akutagawa nicht weitersprach, drehte er seinen Kopf wieder zu ihm und fragte knapp:

„Wofür?"

„Die Frau, Clare, sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Seit ich ich ihr damals vor sechs Jahren in der Gasse in die Augen blickte, geistern ihr Ausdruck und ihre letzten Worte in meinem Kopf umher und wollen mich nicht mehr loslassen."

Sie hatte gesprochen?

Das war dem Hutträger neu, in dem Bericht des größeren waren keine letzten Worte erwähnt worden.

„Ich habe viele Leben auf dem Gewissen, doch keine Seele belastet mich so wie ihre. Es macht mich nervös, hält mich von der Arbeit ab..."

Er stockte und schien über seine eigenen Worte nachzudenken, reumütig.

„Sie war unschuldig..."

Die Art wie der Schwarzhaarige diese drei Worte betonte, ließen Chuuyas schmale Augenbrauen in die Höhe schnellen. Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte er den Jüngeren ausgelacht, es abgetan mit den Worten:

„Einem Mann der Mafia ist Unschuld gleich, er folgt seinem Boss und dieser ist nicht zu hinterfragen."

Doch Chuuya hatte sich seit Dazais Tod verändert, war ruhiger und reflektierter geworden. Auch die neu entstandene Partnerschaft mit Akutagawa hatte ihren Beitrag dazu geleistet.

Mit dem Schwarzhaarigen war anders umzugehen als mit Dazai, hier nahm Chuuya die Rolle des Älteren und Erfahrenen ein. Der dunkle Mafioso besaß eine empfindliche Seele und Chuuya hatte erst lernen müssen, durch dieses Mienenfeld zu schreiten, ohne eine der gefährlichen Fallen auszulösen.

Doch nicht nur der Rotschopf hatte lernen müssen mit Akutagawa umzugehen, auch der Jüngere tat sich Anfangs schwer, kam mit Chuuyas Denk- und Sichtweisen nicht klar, musste erst wieder lernen, auf innere Gefühle und den eigenen Verstand zu hören.

Schier endloses Training, einen Batzen gescheiterte Aufträge und eine Menge Auseinandersetzungen mussten sie gemeinsam hinter sich bringen, bevor sie anfingen als Team zu arbeiten.

Akutagawa setzte fort.

„Bevor Rashomon sie ins Reich der Toten brachte, stammelte sie wirres Zeug von einer Organisation, die sie geschickt habe, sie täte das nur für ihren Mann und..."

„Sayonara, Chuuya"{-Soukoku-}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt