Ich sitze im Zug. Musik dröhnt in meine Ohren, während die Landschaft an mir vorbei rast. Ein Baby weint neben mir, dessen Eltern haben aber nur Augen für sich. Frisch verliebt ist gar kein Ausdruck. Wie die sich anstarren... Richtig eklig. Der Kleine hätte es bei anderen sicher besser. Mein Signal ertönt und schreit über meine Musik hinweg: „In Kürze erreichen wir Hamburg Hauptbahnhof. Dieser Zug endet hier. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen." Meine Fantasie, wir würden einen Unfall bauen und die Eltern sterben, das Kind könnte bei anderen Menschen aufwachsen, die es mehr lieben als sich selbst, naja diese Fantasie stirbt als wir in den besagten Bahnhof einlaufen. Wieder ein Kind, dass während es aufwächst merkt, das es nicht mal die eigenen Eltern hat. Wieder ein Kind, das ohne Liebe aufwächst. Wieder ein Kind, dass glaubt seine Bedürfnisse sind weniger Wert als die der Anderen. Wieder ein Kind, dass für die Liebe von anderen hart arbeitet und wieder ein Kind das enttäuscht wird. Wieder ein Kind das sich anpasst und wird wie alle anderen. Wieder ein Kind. Ich steige aus. Der Bahnhof ist viel zu überlaufen und der Hass keimt weiter in mir. So viele Menschen achten mehr auf sich als auf die anderen. Sie treten gegen Obdachlose, die es ihrer Meinung nach, nicht besser verdient haben, als auf der Straße zu leben. Das es Männer und Frauen sein können die ihre Arbeit, ihre Familie verloren haben, auf die Idee kommt niemand. Das sie ihre Trauer in Alkohol ertranken und dadurch die Miete nicht mehr zahlen konnten, juckt niemanden und das sie dann auf der Straße landen, mit nichts, dass alles ist ihre Schuld. Ich hole mir etwas zu essen, da mein Magen sich beklagt. Die Verkäuferin schaut mich mit abschätzender Miene an. Und wieder werde ich in eine Schublade gesteckt. Dick, weniger Wert. Keine Markenklamotten, weniger Wert. Ungekämmtes Haar, weniger Wert. Diese Person hat nichts und wird niemals was erreichen. Sie ist ein Nichts. „Ein Brötchen bitte."„Wars das oder wollen sie mehr?" Klar für meine Imaginären Freunde hätte ich gerne noch 5 Kuchen, 6 Donuts und 7 Kaffee, antwortete meine Stimme in meinem Kopf. „Also was nun?", reißt mich die aufgetakelte Blondine aus meinen Gedanken. „Nein das wäre es", antwortet meine zitternde Stimme. Ich bezahle und gehe, ohne mich zu bedanken. Versteht mich nicht falsch, die Frau hat sicher ihre Gründe mich so zu behandeln und meine Stimme zittert nicht weil ich traurig bin oder wütend. Wobei wütend bin ich schon, aber nicht auf sie, sondern auf die Gesellschaft. Jeder hasst es in Schubladen gesteckt zu werden, jeder behauptet er würde das niemals tun. Aber jeder Mensch gibt einen fick auf die anderen und vorallem gibt er sich nicht mit Menschen unter seiner Gürtellinie ab. Aber wer bin ich sowas auszusprechen, damit schiebe ich alle Menschen dieser Welt genauso in die Schublade. Vielleicht gibt es hier ja Menschen die so sind wie ich. Ein Gutmensch...
DU LIEST GERADE
Gutmensch - Eine Welt voller Egoisten und Idealisten
SonstigesGutmenschen sind, laut Definition, meist naive Menschen, welche sich in einer als unkritisch, übertrieben, nervtötend empfundenen Weise im Sinne der Political Correctness verhalten und sich für die Political Correctness einsetzen. Enaja Harmon ist...