Kapitel 3

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Also zwei Tage hat Finns gute Laune angehalten. Wir gingen zusammen zum See, seine Freunde feierten Lautstark und auch ich betrank mich. Eigentlich würde ich euch jetzt sagen, Finger weg vom Alkohol, aber ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, also liebe Kinder kein Alkohol vor 12, eher noch vor 16. Jedenfalls betrank ich mich und ging in einem unbeobachteten Moment weg von den Partygäste. Ich setzte mich auf eine Parkbank und dachte an die vergangenen Tage. Vielleicht ändert er sich, wirklich... "Na mein Schatz" Ich zuckte zusammen. "Hey" "Woran dachtest du eben?" "Nichts, mir war das einfach zu laut dort." "Ja hier ist es auch viel romantischer." "Finn, was soll das? Ich bin wirklich nicht in Stimmung." "Wie nicht in Stimmung? Ich hab dir zwei Tage Zeit gelassen. Ich will auch meinen Spaß." "Ja aber nicht hier!", ich wurde ungewollt lauter. "Schreist du mich gerade vor meinen Freunden an?", fragte er zu meiner Bestürzung sehr ruhig. "Nein Finn, aber du kannst dich nicht immer wie ein Arschloch benehmen.", schrie ich dieses Mal wirklich und kassierte eine schallende Backpfeife. Ich hielt mir meine Wange. "Schrei mich nie wieder an Harmon. Wir fahren nach Hause!" Er packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her. Mein Gehirn setzte aus und ich flüsterte leise "Finn.." Nachdem keine Reaktion von ihm kam, sprach ich lauter "Finn." "Was?!" "Nimm mich hier und jetzt." "Verarscht du mich?" "Nein, ich meine es wie ich sage. Nimm mich" Dann ging es schnell. Er drückte mich an meinem Hals gegen den nächsten Baum und nahm mich hart. Viel tat ich nicht, außer nach Luft japsen. Nachdem er fertig war, ging er zurück zu seinen Freunden und ließ mich auf der Erde liegen. Es dauerte eine halbe Stunde, grob geschätzt natürlich, bis meine Atmung sich wieder normalisiert hatte. Überall auf meinen Klamotten war sein Sperma und wieder fühlte ich mich widerwertig, aber vor allem alleine. Panik stieg in mir auf. Ich zitterte und weinte. Das erste Mal das er sich nach einem Ausraster nicht entschuldigte. Das erste Mal das er mich alleine ließ und ich war an der Situation schuld. Ich hatte ihn provoziert und weil ich geschrien hatte, war ich einzig und alleine Schuld daran. Mir kam die Galle hoch. Das alles war zu viel und die Bäume in meiner Umgebung, wurden daraufhin viel zu säurehaltig gedüngt. Vielleicht war sein Verhalten genau das, welches mir zeigen sollte, das er mich nicht mehr liebte. Vielleicht war ich wirklich ein Niemand. Davon existieren ja schließlich mehr als genug auf dieser Welt. Als er mich holte ging bereits die Sonne auf. Keine Ahnung wie lange ich in dem Wald saß, aber ich war dankbar, dass er nicht sprach, mich einfach hochhob und trug. Mitleid? Ich weiß es nicht. Wir fuhren im Bus nach Hause. Als ich morgens wach wurde, war Finn nicht da. Ich lag alleine in meinem Bett und hatte üble Kopfschmerzen.  Aspirin ... wo sind die Kopfschmerztabletten? Ich fand eine Packung und nahm ohne zu lesen eine der Tabletten raus und schluckte sie. Plötzlich riss mir jemand die Packung aus der Hand. Finn wirkte panisch. "Ist sie schon unten?" Ich nickte. "Scheiße... sune Scheiße. Eni man du kannst nicht einfach irgendwas schlucken, was du nicht kennst." Er klang besorgt und dann spürte ich es. Eine wärme breitete sich in mir aus. "Was hab ich da genommen?", fragte ich leise. "MDMA... Eni es tut mir leid." Mir wurde schwindelig und an die Stunden auf "Emma" kann ich mich heute nicht mehr erinnern, aber was ich weiß ist, dass ich immer noch nicht verstehen kann warum Menschen Drogen nehmen. Wenn sie die Welt so scheiße finde, wieso versuchen sie nicht einfach etwas zu verändern? Nein sie dröhnen sich lieber ihre Köpfe zu und hoffen das etwas passiert. Hätten die Menschen in der DDR das getan, würden wir heute noch Putin vergöttert. Aber nun ja, die Jugend von heute ist anders. Jugendliche, die Rentner im S-Bahnhof verprügeln, oder solche die noch nicht mal alleine Leben aber der Welt beweisen wollen, dass ihre Art zu leben die einzig richtige ist. Hart arbeitende Menschen, die gerade so ihren Lebensunterhalt verdienen und dennoch mit weniger als nichts über die Runden kommen müssen, das ist die Welt in der wir leben. Niemand ist perfekt, aber alle wären es gerne. Und so machen wir uns zu besseren Menschen als wir sind und lügen uns damit nur selbst an. Wir perfektionieren uns, passen uns der Gesellschaft an und sind am Ende alle gleich. Aber ist nicht die Unperfektion, dass was uns wirklich so perfekt macht? Wenn alle gleich wären, wäre jeder einzelne von uns irgendwann  komplett unnütz für dieser Welt.

Gutmensch - Eine Welt voller Egoisten und IdealistenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt