Kapitel Fünfzehn

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Laut meines digitalen Weckers hatten wir 13.27 Uhr. Ich schaltete mein Handy ein und schaltete den Flugmodus ein, dann stöpselte ich das Handy an meine Anlage an und schaltete 'Turn Your Face' von Little Mix ein und schaltete es auf Wiederholung. Schließlich vergrub ich mein Gesicht in mein rotes Kissen und fing erbarmungslos an zu weinen.

Ich weiß nicht genau wie lange ich hier lag, aber ich traute mich nicht auf meinen Wecker zu schauen, da ich nicht wusste, ob ich das Treffen mit Johna verpasst hatte. Ich wusste, dass es von Stuttgart aus, bis er dann hier zuhause war noch ungefähr drei Stunden dauerte, da Nick so eine Trödeltante ist und immer sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Ich rang mich dann doch dazu auf meine Uhr zu schauen, da ich doch schon mit Johna reden wollte. Ich nahm mein Handy und stöpselte es von der Anlage ab und schaute auf die Uhr. 15.13 Uhr. Ich hatte also noch genug Zeit und würde es rechtzeitig schaffen. Zu dem Park, den Johna meinte, brauche ich von zuhause nur ca. 3 Minuten, da ich nur in eine Parallele Straße musste und dort dann auch schon fast der Park anfing.

Ich stand aus dem Bett auf und machte mich auf den Weg in mein Badezimmer. Ich zog die Tür hinter mir zu und ging zum Waschbecken rüber. Als ich hoch zum Spiegel schaute, musste ich erst mal zweimal hinschauen, um zu sehen, dass das wirklich ich bin.

Meine Augen waren total rot verquollen und überall in meinem Gesicht war das Schwarz meiner Wimperntusche zu sehen. Ich hatte echt die ganze Zeit über geweint, das erklärte wiederum auch meine verquollenen Augen. Das Schwarz erklärte sich von selbst.

Ich nahm mir ein Abschminktuch aus der Box und schminkte mich auch erst einmal gründlich ab. Zurück blieben die verquollenen Augen. Ich wusch mir mein Gesicht einmal mit warmem Wasser und rieb ein wenig über meine Augen, um den letzten Rest meiner Schminke noch weg zu bekommen, nach der Gewohnheit eben. Dann schaltete ich das Wasser auf kalt und ging mit dem auch noch übers Gesicht, das wiederholte ich rund dreimal.

Als ich dann wieder in den Spiegel schaute, war ich eigentlich ganz zufrieden. Meine Augen waren zwar noch etwas rot, aber nicht mehr so verquollen wie vorher. Ich schaute schnell auf die Uhr hier im Badezimmer. 15.29 Uhr. Ich öffnete meine Schminkschublade und nahm mir Concealer, Puder und Wimperntusche.

Als ich mich fertig geschminkt hatte, sah man mir nicht mehr an, dass ich geweint hatte. 15.38 Uhr. Ich ging wieder in mein Zimmer und packte meine Schultasche aus und räumte alles in das dafür vorgesehene Regal und packte meine Tasche für den nächsten Tag. 15.44 Uhr.

Ich nahm mein Handy in die Hand und schaltete den Flugmodus aus. Dann ging ich auf WhatsApp und sah, dass ich eine neue Nachricht hatte.

1 Neue Nachricht von meinem süßesten Schnuckelhase♥:

Ist alles ok bei dir? Normalerweise bekomme ich doch mehr Text zu Gesicht als nur ein Herz... muss ich mir Sorgen machen? Oder erzählst du mir später alles?

Er kannte mich echt einfach viel zu gut!

Ich erzähle es dir wenn du hier bist. Treffe mich aber gleich noch kurz mit Johna und muss mit ihm reden. Dann denke ich auch, bist du hier.♥

Ich drückte auf senden und packte mein Handy in meine Hosentasche. 15.47 Uhr. Ich ging nach unten und nahm mir einen Apfel und teilte ihn in Achtel und aß ihn dann. 15.53 Uhr. Ich nahm meine Jack von Haken an der Garderobe und streifte sie mir über. Dann nahm ich noch meine Schuhe und zog sie an.

Ich nahm mir schnell noch einen Schlüssel aus dem Schlüsselkasten und steckte ihn in meine Jackentasche. 15.56 Uhr.

Ich zog die Tür hinter mir zu als ich aus dem Haus ging. Dann machte ich mich auf den Weg in den Park.

Ich schaute nervös auf meine Handy Uhr. Exakt 16 Uhr. Ich hatte mich in der Nähe von ein paar Bäumen auf eine Bank gesetzt, in der Hoffnung, dass Johna mich hier auch findet. Ich zuckte zusammen als mich jemand von hinten antippte. Ich drehte mich erschrocken um und da stand er. Der Junge, den ich Anfang des Schuljahres noch gehasst hatte. Der mir einfach so unsympathisch rüber kam. Der Junge in den ich mich dann schließlich verliebt hatte. Der Junge, der mir gezeigt hat, dass er doch anders sein kann, als man denkt.

"Hey! Sorry wenn ich dich erschreckt habe!", er setzte sich auf die Bank und ich setzte mich ebenfalls wieder. Er sagte erst nichts, was mich dann noch nervöser machte, als ich ohnehin schon war. "Also ich hatte ja gesagt wir müssten reden. Und naja. Also es geht halt darum... also darum, was du für mich... naja fühlst und wieso du es mir nicht gesagt hattest."

"Selbst wenn du es gewusst hättest und ich es dir gesagt hätte, hätte es nichts geändert. Ich meine du liebst ja Emily und nicht mich. Und egal, ob ich dich liebe oder nicht, ihr gehört zusammen.", es war zwar schwer für mich das zu sagen, aber ich wusste, dass es das richtige war.

Ich stand auf und wollte gerade gehen, als Johna mich zurückhielt. "Du hast dich in ihn verliebt oder?", ich schaute ihn fragend an. "Du hast dich in Max verliebt oder?", ich legte meine Stirn in Falten und wollte weitergehen, aber Johna hielt mich wieder zurück.

"Warte. Da ist Max! Ich weiß nicht, ob du ihm in die Arme laufen willst, aber ich wollte es dir nur gesagt haben.", ich sah ihn an, aber mir war egal was er gesagt hatte. Mir war egal, dass Max hier rum lief. Sollte ich ihm in die Arme laufen, wäre es auch nicht weiter schlimm. Er will nicht in meinem Leben sein? Na gut, dann kann ich auch nicht in seinem sein.

Ich ging also schnurstracks durch den Park, um nach Hause zu kommen. Ich hörte noch, wie Max mich rief, da er mich scheinbar entdeckt hatte und mit mir reden wollte, aber ich ging dennoch weiter. Ich wollte nach Hause. Dorthin, wo ich war, bevor ich hier her gekommen bin. In mein Bett.

16.17 Uhr. Ich schloss die Tür auf und sah Nick's Schuhe, die auf dem Boden vor der Tür lagen. "Da bist du ja!", dass mit dem ins Bett gehen, konnte ich wohl vergessen. Nick kam aus dem Wohnzimmer und schloss mich in die Arme und hob mich so ein Stück vom Boden hoch. Dann setzte er mich wieder ab und wartete, bis ich meine Schuhe und meine Jacke ausgezogen hatte und sie an den dafür vorgesehenen Platz getan hatte.

Nick hob mich wieder hoch und trug mich bis zu mir ins Zimmer. Dann warf er mich auf mein Bett und fing an mich zu kitzeln. Er wusste einfach schon immer, wie er mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte, denn ich war so ziemlich der kitzeligste Mensch, den es auf der Erde gab. Obwohl, so ganz stimmte das nicht, denn Nick war mindestens tausendmal so kitzelig.

Ich schaffte es mir aller Kraft, die mir zu Verfügung stand, Nick so zu drehen, dass er nicht mehr die Oberhand hatte und fing sofort an in zu kitzeln. Für diese paar Momente vergas ich alles. Alle meine Sorgen, meine Trauer, meine Angst und nicht zu allerletzt, die Liebe, die ich für zwei Jungs empfand.

Leider war dieser Moment zu kurz. Zu kurz um ihn richtig auszuleben. Ich musste es irgendwie schaffen, mich zwischen den beiden zu entscheiden. Nicht um einen zu wählen, Nein! Das ging gar nicht, da mich wahrscheinlich beide nicht wollten, sondern um in meinen Gedanken klarer zu werden. Einfach um zu wissen, was ich will. Mir selbst Klarheit schaffen. Die Klarheit, die ich im Leben brauchte.

Man merkte mir wohl an, dass ich wieder zurück ins echte Leben katapultiert wurde, denn Nick sah mich besorgt an und fragte: "Was ist denn los meine kleine?", ohne zu wissen, was los ist stand er auf und zog mich in eine Umarmung. Eine Umarmung, die wieder einmal alle meine negativen Sachen von mir tragen zu wollen, es aber nicht schaffen.

Anstatt mich also von dieser Umarmung getröstet zu fühlen, löste ich mich um legte mich auf mein Bett und fing an zu weinen. Wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt, denn irgendwie war es auch so. Mein Wille war es, Klarheit in mein Leben zu schaffen. Zu wissen, was ich will. Und solange ich das nicht wusste, konnte ich nicht aufhören mit dem Kleinkindergetue.

Ich musste einfach herausfinden was ich wollte. Koste es was es wolle. Ich könnte jeden Preis eingehen, nur um von diesem Schmerz, der in meiner Brust die Oberhand gewann, loszuwerden.

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