Kapitel Siebzehn

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"Ich glaube wir müssen miteinander reden.", sagte er und ich stand auf und sah ihn ganz genau an. "Wer hier reden muss, bist du. Nicht ich!"

Er sah mich skeptisch an und fuhr sich dann durch die Haare. "Genau der Sturkopf mit dem ich zusammen war." Ich runzelte die Stirn und sah ihn an. Ich musste mir jetzt schon fast das Lachen verkneifen, so einen Stimmungswandel hatte ich.

"Damit wären wir übrigens beim Thema! Wieso hast du einfach so Schluss gemacht?", einfach so? Jetzt konnte ich mir ein schnauben nicht verkneifen. "Das ich nicht lache Jake. Die Frage sollte eher heißen, wieso hast du mit Stella rumgemacht? Ich hab euch gesehen!"

Jetzt veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem, den ich nicht deuten konnte.  Er sah schon fast Schuldbewusst aus, aber ich konnte es nicht richtig deuten. Er öffnete seinen Mund, wahrscheinlich um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder, da er es scheinbar für eine schlechte Entscheidung hielt. Also wenn er sich entschuldigen wollen würde, dann müsste er andere Geschütze auffahren. Denn dafür braucht es mehr als nur ein 'Es tut mir Leid'. Dafür braucht er auch Stella.

"Ich weiß nicht was du denkst, ja? Aber wenn du hier bist, weil du denkst, dass du noch Chancen oder so bei mir hast, dann kannst du gleich wieder gehen, denn du bist bei mir echt komplett unten durch. Weißt du, Stella hab ich das verziehen! Aber auch nur, weil sie sich aufrichtig und ehrlich bei mir entschuldigt hat und das hast du nie!" Ich ging auf Jake zu, drehte dann aber direkt vor ihm ab, sodass ich ihm die Tür aufmachte und raus zeigte. "So und jetzt bitte ich dich zu gehen." Ich deutete immer noch nach draußen.

Überraschenderweise befolgte er meinen Wunsch und verließ mein Zimmer. Ich ließ mich an der Wand neben meine Tür heruntergleiten. Wieso war er bloß gekommen. Ich wollte mit niemandem von ihnen reden. Mit niemandem aus meiner alten Stufe oder Schule. Ich vergrub meinen Kopf zwischen meine Beine, die ich angewinkelt hatte.

Ich spürte, wie jemand sich neben mich setzte, wahrscheinlich Emily. Durch ihre Atmung wusste ich dann, dass sie es ist. Generell würde ich sie wahrscheinlich immer erkennen, wenn sie neben mir sitzt. Sie strahlt so etwas aus. So etwas, was man nicht beschreiben kann. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und regte sich sonst nicht. Es schien, als würde sie mir Zeit geben, dass was gerade passiert ist, zu verarbeiten.

Wir saßen so gefühlte Stunden und ich schaffte es, das zu verdauen, was dort vorhin geschehen ist. Jake Smith. Amerikaner. Heißester Typ an meiner alten Schule. Mein Ex-Freund. Typ der mit meiner besten Freundin, Stella, rumgemacht hatte. Jake, dem immer alle egal waren, nur er nicht. Der Junge, der sich für den größten hielt. Er war hier. Anscheinend, weil er dachte er hätte noch Chancen, denn sonst hätte er sich gerechtfertigt. Er hatte sonst nie so schnell aufgegeben. Er war ein Kämpfer, niemand der aufgibt.

Er wusste schon immer was er wollte, im Gegensatz zu mir. Ich würde jetzt gerade gerne mit ihm tauschen. Da ich wissen wollte, was ich wirklich wollte. Denn ich selbst wusste es nicht. "Weißt du Elena, irgendwie geht einfach nicht in meinen Kopf rein. Die Tatsache, dass du Johna liebst hab ich akzeptiert und auch verstanden, aber wieso du es mir nie gesagt hattest, verstehe ich nicht.", Emily hatte ihren Kopf von meiner Schulter genommen. Ich hob den Kopf hoch und Emily sah mich von der Seite ganz genau an.

"So ganz genau weiß ich die Antwort auch nicht, aber es ist einfach so gewesen, dass ich euch, dich und auch Johna, so gerne zusammen gesehen habe, auch wenn es mir einen Stich ins Herz versetzt hat, euch zusammen zu sehen. Ihr habt in meinen Augen einfach so gut zusammen gepasst, nachdem ich euch das erste Mal zusammen gesehen habe. Erst Recht, als Johna mir gesagt hatte, konnte ich es dir nicht sagen, auch weil ich es erst danach gemerkt hatte. Und dann kam Max", meine Stimme brach. Alleine in Gedanken bei ihm zu sein, bringt mich dazu traurig zu werden.

Emily nickte, da sie es anscheinend jetzt verstanden hatte, dann nahm sie mich in den Arm.

"Ich weiß, dass sich das jetzt wahrscheinlich komisch anhört, aber... also was fühlst du oder was bei dir passiert, wenn du Johna siehst?", ich sah sie etwas geschockt an, da ich an so eine Frage nie gedacht hatte. Klar hatte ich mir selbst darüber Gedanken gemacht, aber das ist nichts im Vergleich dazu, es jemandem zu sagen. Es ist als würde man einer Person erzählen, was mitten in deinem Herz geschieht, wenn du jemanden anschaust, nur das bei dieser einen Person etwas geschieht, was du bei anderen nicht hast. Nur das es bei mir zwei sind, aber sie hat nur nach Johna gefragt.

"Gute Frage.", ich stockte kurz um meine Gedanken zu sammeln, "Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, egal ob wenn er vor mir steht oder auf einem Bild, dann regt sich etwas in mir. Es ist, wie als würde mein Körper aufwachen. Ich hab dir mal gesagt, dass ich das mit den Schmetterlingen im Bauch nicht glaube, aber immer wenn ich ihn sehe, habe ich Schmetterlinge im Bauch. Mein Herz klopft wie verrückt, wenn er nur anfängt zu reden. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, gehen meine Mundwinkel nach oben, erst wenn ich daran denke, dass er dein Freund ist, nicht meiner, verschwindet das alles. Das Gefühl in meinem Bauch, in meinem Herz verschwindet und auch meine Mundwinkel gehen wieder so, wie sie vorher waren."

Das Lächeln, was sich während meines Erzählens, erst auf Emilys Lippen gebildet hatte, war völlig verschwunden, nachdem ich den zweiten Teil angefangen hatte. "Du weißt gar nicht, wie gut du es hast Elena!", ich sah sie schockiert an und sprang auf. Meine Traurigkeit war wie weggeblasen.

"Wie bitte Emily? Ich hab es gut? Hast du den Tag heute wirklich verstanden? Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht, weil er die Wahrheit erfahren hat und ich habe gemerkt, dass ich ihn auch liebe. Dann treffe ich mich mit dem Jungen, den ich auch liebe, der sich dann auf einmal komisch verhält als er mich fragt, ob ich mich in Max verliebt hätte. Danach bin ich am Ende und total fertig und dann meint auch noch mein achsotoller Ex-Freund hier her zu kommen. Wo, Emily, hab ich es bitte gut?", ich war jetzt eher etwas genervt als traurig.

"Weil dich exakt die zwei Jungs lieben, die du auch liebst.", in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet, "Genau das ist der Grund, wieso ich nicht mehr mit Johna zusammen bin, weil ich gemerkt habe, was er für dich empfindet.", mein Mund stand offen und meine Kinnlade fiel auf den Boden, wenn nicht sogar tiefer. 

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