Strafarbeit mit Folgen

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"So geht es nicht weiter, Hannah. Das war bereits das zweite Mal, dass Sie in dieser Woche jemanden geschlagen haben. Dafür erwartet Sie ein Vermerk in der Schulakte."

"Aber - ", begehre ich auf. Mein Dad wird ausrasten, wenn er davon erfährt und ich werde alles tun um dies zu verhindern.

"Kein Aber. Sie haben Sam grundlos geschlagen, mitten auf dem Schulhof. Was meinen Sie denn, was anschließend passiert?!"

"Grundlos?" Ich springe aus dem Stuhl auf, während rasende Wut mein inneres erfüllt. "Das war absolut nicht grundlos. Er hat -"

"Mir ist egal, was Sam getan hat oder nicht, Hannah." Auch Mr. Phils erhebt sich jetzt. "Gewalt ist keine Lösung und das müssen Sie langsam lernen. Also erwartet Sie ein Eintrag in die Schulakte."

"Mr. Phils" Ich presse meine Lippen zusammen. Mein Dad wird sowasvon ausrasten. "Gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit? Nachsitzen? Bitte!"

Mr. Phils seufzt. "Nachsitzen wird Sie wohl kaum zur Vernunft bringen. Oder irre ich mich da, Hannah?"

"Doch, bestimmt.", erwidere ich. "Ich finde Nachsitzen ganz schrecklich."

Mr. Phils schmunzelt, besinnt sich dann aber wohl, dass er ja die Autorität in diesem Raum ist. "Nachsitzen ist keine angemessene Strafe für Ihr Verhalten, Hannah."

Mit einem Mal wird die Tür geöffnet und Tyler stolziert herein. Mein Gesicht verfinstert sich. Der Kerl wird mich vermutlich nur noch mehr in die Scheiße hineinreiten. "Wie wäre es mit Strafarbeit?"

Mr. Phils mustert ihn einige Sekunden lang, bevor er die Brauen zusammenzieht. "Strafarbeit, Tyler? In welchem Jahrhundert leben wir denn?"

"In einem, in dem es unfair wäre, diese Aktion in der Schulakte zu vermerken, Dad." Überrascht fährt mein Kopf zu Tyler herum. "Sie hat Sam geschlagen, weil er ihre Schwester mit derer besten Freundin betrogen hat, also war diese Ohrfeige durchaus gerechtfertigt."

Mr. Phils mustert seinen Sohn einige Sekunden prüfend, bevor er sich schließlich seufzend mir zuwendet. "Nun gut, dann werde ich dieses Mal noch ein Auge zudrücken. Hannah, Sie werden ab nun eine Woche lang nach Schulschluss die Schultische reinigen. Mein Sohn wird sie beaufsichtigen, nicht wahr Tyler?" Dieser nickt stumm. "Sollte so etwas wie heute, aus welchem Grund auch immer, noch einmal vorfallen, erwartet sie mehr als ein Vermerk in der Schulakte, habe ich mich da klar ausgedrückt, Hannah?"

Ich schlucke. "Ja, Sir."

"Dann dürft ihr beide gehen." Mr. Phils bedeutet uns sein Büro zu verlassen. Kaum, dass wir wieder auf dem Flur stehen, funkele ich Tyler an. "Was ist dein Plan? Wieso hast du mir gerade geholfen?"

"Darf man nicht mal nett sein?" Er fährt sich durch sein - mittlerweile etwas längeres - dunkelbraunes Haar. 

"Du nicht. Und erst recht nicht zu mir.", erwidere ich. "Du warst noch nie nett zu mir."

"Ich kann doch nicht meine allerliebste Feindin verlieren." Tyler zuckt die Schultern. "Wenn du einen Vermerk bekommen hättest, würden deine süßen Reaktionen auf all meine Streiche, wesentlich zurückhaltender und unerfreulicher für mich ausfallen, oder täusche ich mich da?"

Ich erwidere nichts, mustere ihn nur stumm aus zusammengekniffenen Augen.

"Hör zu, Hannah. Ich verfolge damit wirklich keinen teuflischen Plan. Das einzige, was für mich dabei herausspringt sind fünf Nachmittage, an denen ich dich zu Tode nerven kann. Wie wäre es, wenn du dich einfach mal bei mir bedankst?" 

Mit verschränkten Armen mustere ich ihn abschätzig. "Danke", sage ich schließlich. "Das war wirklich, zur Abwechslung, mal nett von dir."

"Sag ich doch." Tyler zwinkert mir zu, bevor er sich umdreht und pfeifend den Gang hinunterschlendert.

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