In meinem Leben gibt es Erna, Sponk und mich... Okay, das ist wirklich einfallslos. Aber schreib mal eine Geschichte, in der du deiner Depression (Erna) und deiner Angststörung (Sponk) Namen gibst, die möglichst fantasievoll sind und niemanden beleidigen - für den Fall, das sich doch jemand hierher verirrt. Also liebe Erna, ich meine nicht Dich, ich meine das kleine Fantasie und Freude fressende Monster in meinem Kopf.
Erna, Sponk und ich leben eigentlich schon viel zu lange zusammen. Erna habe ich erst sehr spät erkannt, sie hatte sich gut versteckt. Sponk macht mir wirklich von klein auf das Leben zur Hölle. Soweit ich zurückdenken kann, hatte ich lange Probleme in der Öffentlichkeit etwas zu schnabulieren oder offen auf andere Menschen zuzugehen. Für die Experten unter euch - Ja, Sponk ist ne blöde soziale Phobie. Erna wurde so richtig (ärztlich) vor zwei Jahren entdeckt. Da hat die ordentlich Party in meinem Kopf gemacht. Ich, jung, dynamisch, voller Energie.. na ja in einem schleichenden Prozess in der ersten Runde von Erna ausgeknockt. Das war scheiße. Ich war mitten in einem FSJ und eigentlich sehr glücklich, weil ich dachte, ich hätte endlich mal meinen Weg gefunden. Ich war gut aufgehoben im sozialen Bereich. Die Leute mochten mich und meinen schrägen Humor. Dann war ich wie ausgewechselt von einem Tag auf den anderen. Morgens Übelkeit und Herzrasen, da zeigte sich Sponk wieder. Ich beschloss ihn vorerst gewinnen zu lassen. Ich war zu schwach, ich hatte viele Veränderungen hinter mir und mein Kopf war genug Achterbahn gefahren. Also verkroch ich mich in mein Bett, weinte viel und wurde unzuverlässig gegenüber meiner Arbeitsstelle.
Mein (bester) Freund stand mir stets bei, half mir und litt - vermute ich - auch ein bisschen mit. Meine Eltern waren in heller Aufruhr. Sie kamen mit ihrem Wohnmobil, sie wohen weiter weg und brachten mich geradewegs zu (m)einer Neurologin. Tja und von da an begann die Reise mit meinem Medikament und die Therapeutensuche.
Bis die Medikamente wirken dauert es ja bekanntermaßen eine Weile (ca. 1 Monat bis der Serotonin-Spiegel erreicht ist, der benötigt wird) Da war eine fiese Zeit. Ich funktionierte nur, spürte viele Schmerzen und hatte doch keine organischen Probleme, das ist auch das gemeine an Sponk und Erna, ihr seht die beiden Pappenheimer nicht, aber sie sind da. Wie die Mobber an den Schulen früher (und auch heute) verstecken sie sich geschickt, machen dir aber aus ihrem Versteck die Hölle heiß.
Meine FSJ Betreuer und sämtliche Personen in dieser Abteilung gingen... nun ja nicht gerade behutsam mit mir um. Die eine meinte, ich würde von den Medis nur abhängig werden (das ist Quatsch) und ich sollte es lieber ohne versuchen (noch mehr Quatsch), einen Beruf im sozialen Bereich sollte ich nicht anstreben, da ich dafür nicht geeignet bin. Leute, ich glaube, das ist bisher die einprägenste Erfahrung, die ich gemacht habe, wenn es darum geht, wie mein Leben auszusehen hat. Menschen, die nur das sehen, was sie sehen wollen, sagen mir, was gut für mich ist und was ich zu tun habe... Puhh ich hör glaub ich erstmal auf, sonst wird das hier eine Geschichte FSK 18, denn Erna ist ne fiese Disserin.
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Depression ist ein Arschloch und Angststörung ihr kleiner Bruder
RandomJa... noch eine Geschichte über Depression und das ganze drum herum. Aber hey, wenn du dich einsam fühlst, dann nimm diese Geschichte und denk daran: Du bist nicht allein.