Ich schlug die Augen auf und blickte direkt in den Vollmond. Das sanfte Leuchten des magisch anmutenden Planeten beruhigte meine aufgewühlten Nerven wieder. Ich hatte wenig geschlafen, zu groß war die Aufregung, endlich wieder in Aera zu sein. Natürlich war ich immer noch fest überzeugt, dass der Wald schöner war, allerdings lebte in der Hauptstadt auch mein Bruder, er arbeitete als Schmied, und ich hatte ihn fast ein Jahr nicht mehr gesehen.
„Kerano?", flüsterte ich leise.
„Bin hier.", murmelte das Eichhörnchen schlaftrunken. Es kannte meine Gewohnheiten schon und hatte sich angewöhnt, auch im Halbschlaf zu antworten.
„Gut." Ich verstummte wieder und musterte den Wald. Im Haus hatte ich es nicht ausgehalten, wie so oft, und mich unter die Bäume gelegt.
Das sanfte Rauschen des Windes, der unter die Blätter fuhr, machte wich wieder müde. Ich gähnte und schloss die Augen.
„Zara? Zara, wo bist du?" Die verzweifelten Rufe der kleinen Nymphe, Mea, rüttelten mich wach. Ich stöhnte. Wie hatte ich das vergessen können? Ich hatte ihr nicht gesagt, wo ich war, und nun hatte sie Panik.
„Bin hier!", rief ich nuschelnd zurück und setzte mich auf. So sehr ich den Wald auch liebte, seine Angewohnheit, früh aufzustehen, besaß ich nicht.
„Bei Areli und Waó! Ich hatte gedacht, die Söldner hätten dich geschnappt!" Meas Stimme klang erleichtert.
Ich lächelte ihr mit müden Augen zu und gähnte noch einmal. „Nein. Ich habe doch Vorkehrungen."
„Jede Vorkehrung kann einmal ausfallen."
„Ich habe keine Stolperdrähte gebastelt, ich habe Zauber erschaffen.", entgegnete ich brummend. „Zauber haben kein Verfallsdatum."
Mea betrachtete mich zweifelnd. „Mein ehemaliger Herr hatte auch Hexer in seinem Dienst."
„Hexer vielleicht, aber wohl kaum Seelenhexer.", sagte ich so leise dass Mea es nicht hörte. Seelenhexerei war meine Art der Hexerei. Mein Vater, ein Seelenspäher und meine Mutter, eine Hexe, hatten beide ihre Kräfte an mich weitervererbt. Seelenspäher waren eine Mischung aus Elfen und Hexen und besaßen die Fähigkeit, einem Wesen tief in die Seele zu schauen. So können sie Lügen und Gefühle erkennen.
„Wie bitte?", fragte Mea.
„Ach nichts." Ich stand auf und ging an ihr vorbei in die Küche, in der ich das Feuer anfachte. „Iss ordentlich etwas, heute geht's in die Hauptstadt."
„Aera?", fragte Mea mit glänzenden Augen.
„Kennst du sonst noch eine?"
„In Illismea liegt Loreli."
„Ich rede von diesem Land. Du bist nicht mehr in Illismea, und wenn es nach mir geht, wirst du da auch nie wieder hinkommen.", entgegnete ich.
Ich kramte eine Pfanne aus dem Schrank und fing an, Kartoffeln zu braten.
„Gibt es hier auch Fleisch?", fragte Mea neugierig. Entsetzt drehte ich mich zu ihr um. „Bist du des Wahnsinns?! Ich lebe mit den Tieren, ich kann sie doch nicht essen!"
Mea hob die Arme. „Entschuldige. Ich habe nur ab und zu davon gehört. Gegessen habe ich es noch nie.", rechtfertigte sie sich ihrer Frage. Ich seufzte. „Ist schon gut. Ich habe auch davon gehört. Menschen sollen es oft essen. Vampire und Werwölfe auch." Ich schüttelte mich. „Widerlich."
Mea nickte abwesend.
Als wir am Tisch saßen, holte sie sich nur wenig auf den Teller. Ich runzelte die Stirn und tippte gegen den Ton des Tellers. „Du hast heute noch gehörig was vor, also iss bitte etwas mehr."
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Elysia - Hexenzauber
FantasyZara ist eine Wald-Seelenhexe und möchte einfach nur ihre Ruhe haben. Trotzdem verschließt sie ihre Augen nicht, wenn sie Nymphen aus Ellismea durch ihren Wald fliehen sieht. Nur hat sie bei dieser einen nicht damit gerechnet, was passieren würde. M...