„Nein." Der seltsam gekleidete Mann, der, wie ich jetzt wusste, Keir hieß, schüttelte vehement den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Ich lasse die neue Sollea doch nicht durch die Straßen streifen! Nicht bevor sie nicht im Königshaus angekommen ist."
Ebenjene Sollea klammerte sich an meinen Arm. Mea war völlig durch den Wind und versuchte, mich als Bezugsperson zu behalten. Ich konnte sie ja verstehen, ich meine, erst ihr ganzes Leben in Gefangenschaft, dann zwei Tage im Haus einer Hexe und dann, sobald sie in der Hauptstadt angekommen war, wurde sie zur Sollea. Das überfordert jeden. Allerdings stand ich nicht so auf Körperkontakt. Vor allem nicht, nach dem, was eben passiert war. Vorsichtig löste ich ihre klammernden Finger von meinem Arm. „Hört mal", fing ich an und fixierte Keir mit meinem gut trainierten Hexenblick, „Ist ja alles schön und gut, aber Mea ist neu hier. Gerade mal drei Stunden! Und Ihr wollt sie sofort in den Palast schleppen, bevor sie überhaupt die Stadt kennt? Dass ist so ziemlich das dümmste, was Ihr machen könnt. Und überhaupt, ich weiß schon, welche Straßen ich vermeiden sollte."
Keir schluckte und wich meinem Blick aus. „Aber ... meine Befehle ..."
„Sind wahrscheinlich nicht auf einen solchen Sonderfall ausgelegt, hm?" Ich hob langsam eine Augenbraue. Keir schüttelte den Kopf. „Nein." Er seufzte. „Bei Areli und Waó! Schön, dann nehmt wenigstens ein bisschen Geld mit." Er drückte Mea einen Beutel mit Téras in die Hand.
„Na also. Vielen Dank auch." Ich nickte Mea zu und wir gingen um die Ecke, so dass Keir uns nicht mehr sehen konnte. Dort atmete die junge Wurzelnymphe erst einmal aus. „Das war..."
„Einer der Gründe, warum ich lieber im Wald bin.", nickte ich. „Die sind hier so Etikette starr. Jedenfalls in diesem Ring." Ich zwinkerte. „Gehen wir lieber in den nächsten. Dort sind auch die beiden anderen Nymphen, die ich vor Illismeanern gerettet habe. Der Nymph heißt Syme und die Nymphe Ava. Syme ist Blattnymph, Ava dagegen Waldnymphe."
„Gut." Mea nickte und drückte den Rücken durch. „Ich kriege das hin."
„Richtig." Ich lächelte und bedeutete ihr, sich umzudrehen, damit ich an den Beutel herankam. Dort heraus fischte ich ein Stirnband, dass ich eigentlich für den Fall dass es zu kalt würde, mitgenommen hatte. „Hier. Bind dir das um die Stirn, dann sieht man das Sollea-Zeichen nicht."
Mea griff dankend nach dem Band und verhüllte das Zeichen größtenteils. Nur ein kleines Stückchen sah man noch, aber das rückte Kerano vorsichtshalber zurecht. Er saß immer noch auf Meas Schulter.
Ich führte meine Begleitung durch eine kleine Straße, die den Marktplatz umrundete, damit wir ungesehen zum nächsten Ring kamen.
Die Wächter verschränkten die Arme, als sie uns kommen sahen.
„Hier darf niemand durch.", sagten sie einstimmig.
„Ach nein?", fragte ich. „Ich muss hier aber durch. Ich wollte eigentlich in den mittleren Ring, aber der Hexer auf dem Marktplatz hat mich umgeleitet."
Die Augen der Wachen weiteten sich. Obwohl sie eben noch auf knallhart getan hatten, konnte ich jetzt kindliche Aufregung an ihren Augen ablesen. „Habt ihr die Sollea gesehen?"
„Haben wir. Können wir jetzt durch?"
Die erste Wache räusperte sich. „Wenn ihr uns etwas über sie oder ihn erzählt."
„Sie ist ein Mädchen, eine Nymphe und unverhältnismäßig alt.", sagte ich knapp. Diese Wächter trieben mich jedes Mal in den Wahnsinn.
Der zweite runzelte die Stirn. „Wie alt?"
„In etwa so alt wie ich.", meldete sich Mea zu Wort. Überrascht guckte ich sie an. Sie zuckte mit den Schultern. Ich musste grinsen. Vielleicht steckte in der Nymphe ja doch mehr als ich dachte.
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Elysia - Hexenzauber
FantasyZara ist eine Wald-Seelenhexe und möchte einfach nur ihre Ruhe haben. Trotzdem verschließt sie ihre Augen nicht, wenn sie Nymphen aus Ellismea durch ihren Wald fliehen sieht. Nur hat sie bei dieser einen nicht damit gerechnet, was passieren würde. M...