Wir folgten der Schmuggelbande aus dem Lagerhaus. Kyo und Jin kommandierten ein paar Leute ab, das geschmuggelte Zeug ins Lagerhaus zu bringen, so dass etwa die Hälfte fehlte. Die andere Hälfte grinste.
„Wisst ihr, auch wir Verbrecher haben Ehre im Leib.", begann einer fröhlich. „Und wenn einer diese Ehre nicht besitzt und das auch zeigt, wendet sich manchmal der ganze Untergrund gegen ihn."
„Du sprichst von dem Schatten."
Der kleine Mann zuckte mit den Schultern. „Hätt' ich gerne so, aber gegen Assassinen ist das eher weniger der Fall."
„Der Schatten ist ein Assassine?", fragte Mea entsetzt. Anscheinend wusste auch sie, was das war.
„Nun ja, hat jedenfalls das Zeug dazu. Hat allen gedroht, selbst dem Boss. Der meinte aber, wir sollten einfach abwarten, dieser Trollkopf ist zu überheblich, um hier lange zu überleben."
Ich nickte langsam. „Ihr wartet also einfach ab, bis der Schatten sich verraten hat? Und was ist mit den Leuten, die er, so als Assassine, umbringen will?"
Der Gnom wandte den Blick ab. „Was soll's bringen, wenn wir sterben?", fragte er düster. „Helden haben nie ein gutes Ende."
Ich schwieg. Der Gnom hatte zwar nicht unbedingt recht, aber falsch lag er auch nicht. Nur Mut brachte einem wenig.
Der kleine Zug führte uns durch versteckte Wege und auch durch das ein oder andere Haus. „Alles abgeklärt.", sagte Selmen. „Wir sind zwar Verbrecher, aber Einbrecher nicht."
Ich verstand zwar nicht, wo der Unterschied lag, nahm es aber so hin. Nachdenklich rieb ich über meine Finger. Sie waren kalt und schlecht durchblutet, wahrscheinlich von den Fesseln.
„Hier." Mea nahm ihr Stirnband ab und hielt es mir hin.
„Spinnst du?", zischte ich. „Dein Mal!"
„Oh" Schnell setzte sich Mea das Stirnband wieder auf. Verlegen lächelte sie mich an und blickte dann nach vorne. Die kleinen Männer hielten vor einem kleinen Haus.
„Ist größer als es aussieht.", versprach Selmen grinsend. „Und wärmer.", fügte er mit einem Blick auf meine blauen Finger hinzu.
„Danke.", sagte ich leise und rieb ebenjene Finger. Ich wusste nicht, was mich davon abhielt, den Zwergen zu vertrauen. Vielleicht war es meine Abneigung gegenüber allem, das Verbrechen tut, und nicht aus Not geboren ist. Mein Blick huschte zu den Zwergen und Gnomen. Ich wusste nicht, warum sie schmuggelten. Ich setzte an, zu fragen, aber ließ es wieder, als ein schwarzbärtiger Gnom die Tür aufschloss.
Innen war es tatsächlich wärmer. Erleichtert ließ ich meine Finger am Feuer wieder eine gesunde Hautfarbe annehmen.
„Schön habt ihr's hier.", meinte Mea beeindruckt. Ich ließ den Blick schweifen. Es war gemütlich eingerichtet, mit wenigen Wertgegenständen und umso mehr Tand. Hübschem Tand. Ein kleiner, handgeschnitzter Fuchs, bemalt mit Farbe, die schon wieder abblätterte, zierte den Kamin. Auch einige Kerzen schmückten den Raum.
Der Schwarzbärtige nahm sich eine golden-blaue und zündete sie an. Dann nickte er.
Ich nickte zurück, als ich Meas erschrockenen Aufschrei hörte.
Verwirrt wirbelte ich zu der jungen Nymphe herum. Sie war in Sicherheit, niemand fasste sie ungebührlich an. Warum hatte sie dann geschrien?
Ich musterte sie. Dann fiel es mir auf. Das Stirnband fehlte. Das rote Band baumelte in Selmens Händen, der Mea fassungslos anstarrte.
Mea starrte ebenso fassungslos zurück.
Ich hingegen zog die Stirn zu einer scharfen Zornesfalte zusammen. „Was, glaubt ihr, habt ihr da getan?!", zischte ich in die ungläubige Stille hinein.
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Elysia - Hexenzauber
FantasyZara ist eine Wald-Seelenhexe und möchte einfach nur ihre Ruhe haben. Trotzdem verschließt sie ihre Augen nicht, wenn sie Nymphen aus Ellismea durch ihren Wald fliehen sieht. Nur hat sie bei dieser einen nicht damit gerechnet, was passieren würde. M...