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Die Welt hat viele Facetten. Egal, ob es gute oder schlechte sind. Die Welt ist nicht perfekt, war sie noch nie. Die Wesen die darauf leben, sind es ebenso wenig. Wir waren zu gierig. Die Menschen wollten viel zu viel. Sie strebten danach. Nach dem ewigen Leben. Der Eisenboden, worauf ich saß, unterstützte die bebende Kälte, die mich umschlungen hatte. Ich könnte ein Feuer machen von den restlichen Büchern, jedoch wollte ich mir diese aufsparen, für heute Nacht. Bald musste ich auch wieder sammeln gehen. Ich grub mich weiter in meine schwarze Jacke hinein.
Die Stille, die um mich herum herrschte, war beunruhigend wie auch gleichzeitig entspannend. Die letzten Tage waren ruhig geblieben.
Ich sah wie die untergehende Sonne durch ein Loch in der Wand in das Lagerhaus rein strahlte.
Ich musste überleben, für meine Familie und Freunde.
Langsam stand ich gegen meinen Willen auf und nahm mir meinen Baseballschläger. Er fühlte sich leicht in den Händen an. Früher schlug man damit Bälle, so hatte man es mir erzählt- jedoch war er für mich nur eine Waffe mit der ich mich wehren konnte.
Ich musste auf Patrouille gehen, damit ich nicht nachlässig werde. Schließlich wollte ich heute Nacht in Ruhe schlafen gehen können, jedenfalls wenn ich könnte.
Ich verließ meinen vorgewärmten Platz und ging den Eisenpfad entlang, wo am Ende dieses Weges eine silberne Leiter auf mich wartete. Kurz bevor ich diese betrat, horchte ich noch einmal auf. Nichts zu hören, außer das Rauschen der paar Bäume, die das Lagerhaus, indem ich mich versteckte, teilweise verdeckten. Verstecken war das falsche Wort. Ich fand in diesem Lagerhaus eine gute Unterkunft.
Als ich am Ende der Leiter vorsichtig den Eisenboden berührte, lauschte ich wieder ein paar Sekunden. Mir blieb nicht lange um zu reagieren, weshalb ich immer leise und konzentriert auf meine Umgebung achtete.
Ich könnte mich einer Gruppe anschließen, natürlich hatte ich daran gedacht. Doch leider war sich jeder sich selbst überlassen. Wenn man kein Clan-Mitglied war, so wurde man gnadenlos abgeschlachtet. Ich schlüpfte durch ein kleines Loch in der Wand, welches durch den Rost zerfressen wurde. Generell hatte dieses Lagerhaus viele Schlupflöcher, welche einerseits von Vorteil sein können, andererseits ein Nachteil für mich werden könnten. Die vordere und hintere Tür, die einen förmlich eingeladen hatte hineinzutreten, habe ich mit allem was ich finden konnte, verriegelt, sodass keiner alleine es schaffen würde, diese aufzubrechen. Kurz bevor ich mich von meiner hockenden Position erhob, zog ich meine Maske tiefer ins Gesicht. Damit man mich nicht sofort erkannte, hatte ich mir ein Tuch um den Hals gebunden, welches ich mir immer über den Mund bis zu der Nase hoch zog. Meine schwarze Kapuze ließ ich tief ins Gesicht fallen. Dann erhob ich mich und lauschte wieder einmal. Wenn hier irgendwelche Clans umher wanderten, hatte ich alleine keine Chance. Dann musste ich mich wieder verstecken, in der Hoffnung, dass sie mich nie finden würden.
Als eine Gruppe von Männern und Frauen mein Lagerhaus entdeckt hatten, schlüpften auch sie durch ein Loch hinein. Natürlich versteckte ich mich in meiner Nische, die ich entdeckt hatte. Jedoch wurde mir mein Proviant, wie auch vieles meiner Ausrüstung, die ich nicht versteckt hatte, vor meiner Nase mir weggeschnappt. Wozu ich diese Patrouille tätigte? Wenn ich in näherer Umgebung etwas oder jemanden sichte, der anscheinend auf der Suche ist, bereite ich rechtzeitig alles vor. Ich verstecke meine Decke, meinen Proviant- dort wo niemand es finden könnte. Dann stehe, sitze oder liege ein paar Stunden oder sogar Tage in meiner Nische und versuche mich dem Haus anzupassen. Wenn ich sie dann von draußen höre, versteift sich mein ganzer Körper. In diesen Sekunden, meistens Stunden, weil die Personen oft alles gründlich nachschauen, muss ich mit meinem Leben bangen. Finden sie mich? Finden sie etwas, was sie auf mich aufmerksam machen könnte? Als ich etwas rascheln hörte, drehte ich mich zum Gebüsch. Automatisch duckte ich mich nach unten und zog die Luft ein.
Gerade als ich den Schläger hinter meinen Rücken verstecken wollte, sprang ein kleines Kaninchen heraus. Wenn ich jetzt meinen Bogen hätte, könnte ich versuchen es zu erlegen, jedoch wollte ich nur einen Rundgang zur Sicherheit machen. Erleichtert seufzte ich aus und fixierte meine Augen auf die umliegende Umgebung. Als ich das Lagerhaus zur Hälfte umrundet hatte, stellte ich mich aufrecht hin. Ich wusste nicht, ob dies nur ein Gerücht sei oder wirklich der Wahrheit entsprach, jedenfalls soll es in dieser Richtung sogenannte, Safe- Zones geben. Eine riesen Station, wo Menschen unter einem Dach lebten. Diese Station soll gesegnet sein. Dort werden die Temperaturen der Zimmer gesteuert und es soll immer etwas zu Essen geben. Die Menschen haben ihre Welt zerstört, nahmen nur ein Teil der Opfer auf und ließen die anderen elendig zurück.
Meine Familie die weit nach hinten reichte, war ein Teil der Menschen, die nicht aufgenommen wurden.
Wir waren nicht qualifiziert genug.
Wir waren die Untermenschen.
Wir waren die Dummen, die keiner brauchte.
Ich wusste nicht viel von der Außenwelt, nur die paar Geschichten, die ich von meiner Familie mitbekommen hatte.
Ich musste in der kaputten Welt leben, die ich nichtmal verursacht hatte. Seufzend legte ich mich wieder auf die Lauer. Konzentrier dich.
Es geht um dein Leben.

LivWo Geschichten leben. Entdecke jetzt