Geschockt hievte ich meinen Oberkörper auf. Mein unruhiger Schlaf, wurde durch mehrere Stimmen unterbrochen. Mein Plan im Morgengrauen aufzubrechen, wurde mit einem Mal zu Nichte gemacht.
Ich spürte die stampfenden Vibrationen, die von den Menschen kamen. Sogar Clan- Mitglieder waren vorsichtiger unterwegs, weswegen ich eine wage Vermutung hatte. Entweder gehörten sie einer Gruppe an und waren somit gefährlich, oder sie waren Rares. Diese Leute waren jedoch meistens alleine unterwegs. Man könnte sie auch Händler nennen, jedoch hatte sich die Bezeichnung von Rare eingeprägt und verbreitet, weil sie viele Raritäten mit sich herumschleppten.
Normalerweise waren diese Menschen friedlich und wanderten durch die Welt, um zu handeln oder um Rastplätze zu finden. Ich hörte nicht, dass die schweren und klapperten Gegenstände aneinander prallten, die ein Rare immer im Rucksack hatte. Ich hatte automatisch schon alle meine Sachen ohne einen Ton versteckt. Waren es, sowie ich, eine Gruppe Nichtangehöriger? Dies schloss ich wieder aus, da erfahrene Menschen, die in der Außenwelt lebten, nicht so trampeln und lautstark reden würden. Die einzige weitere Theorie die ich hatte, verwarf ich gleich sofort wieder. Wenn es Keeper sind, wäre dort keine Frau zu hören. Jedoch könnte dies ihr präsentes und selbstbewusstes Auftreten erklären. Keeper waren die Leute, die diese Safe- Zones, sicher hielten. Sozusagen die Wachen der Grenzen. Ab und zu durchwanderten sie die Gegend, um von anderen Clans zu stehlen oder diese fernzuhalten. Oft habe ich die Clans, die beklaut wurden gehört, wie sie mein Lagerhaus durchwühlten und über die Keeper lästerten und schimpften.
Ich hatte zu meinem Glück nicht oft mit ihnen zutun gehabt. Sie waren weitaus besser ausgestattet als ich es war. Sie hatten mechanisierte Kugeln, die mit einem lauten Knall abgeschossen wurden. Es durchbohrte Fleisch und ließ das Blut sofort heraustreten. Ich hatte sie einmal gesehen, wie sie damit Wölfe umgebracht hatten. Es knallte. Einer nach dem Anderen kippte leblos um. Der Boden färbte sich rot.
Ich wollte die Erinnerung in den Hintergrund schieben und mich auf das Gesprächsthema der Unbekannten konzentrieren. Vielleicht konnte ich Gesprächsfetzen heraus hören und sie somit besser zu ordnen.
"Nelio, was hast du dir dabei gedacht?", ich schloss meine Augen und versuchte die Bruchstücke in einen Satz zu verpacken.
"Ich habe Angst", murmelte eine zittrige Mädchenstimme.
"Beruhigt euch, wir gehen jetzt erst rein, versuchen zur Ruhe zu kommen und klären wie es weiter gehen soll", ein Junge sprach ruhig auf die Gruppe ein. Sie waren Unerfahrene. Ich könnte sie in einem Hinterhalt überlisten und sie somit aus dem Weg räumen. Ich sah das kleine Messer in meiner Hand an, welches kurz hell aufschimmerte.
"Sie haben Rune erwischt", irgendein Mädchen schluchzte vor sich hin, während sie dies gesagt hatte.
"Hör auf zu weinen, Jola", eine andere, tiefere und rauere Stimme klang sehr bestimmend und auch leicht angenervt. Ihn scheint es nicht wesentlich zu bestürzen, dass eine sogenannte Rune erwischt wurde.
Als die Gruppe bemerkte, dass die Haupttür verschlossen waren, hörte ich sie, wie sie vor hatten, das Lagerhaus zu umrunden, um dort nach einem Eingang zu suchen. Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Sie könnten interessante Dinge mit haben. Gerade als ich hörte, wie sie sich lautstark durch ein kleines Loch zwängten, versuchte ich meine Interesse an den Personen zu kompensieren, um nicht zu weit gehen zu wollen. Wenn ich durch die Gier nach Objekten oder sogar Essen einen falschen Schritt mache, könnte ich sterben.Sie traten in die Mitte des Lagerhauses ein, während ich von weiter oben auf sie hinab schaute. Die Treppe hatte ich schon hoch gezogen, sodass sie mich nur mit Kisten, welche sie umher schieben müssten, erreichen könnten. Ich zählte die Personen. Sechs traten in das Lagerhaus und sahen sich in dem verstaubten Gebäude um. Sie waren leicht bekleidet und es nahte die Winterzeit. Wenn sie sich nicht etwas besorgten, würden sie wohl an Kälte sterben. Ich ging in Lauerstellung. Wenn die Gruppe sich separieren würde, sodass die Mädchen allein umher wanderten, wäre dies meine Chance. Die drei Mädchen könnte ich leicht überwältigen. Ich sah sie mir genauer an. Von den Mädchen waren fast alle Haarfarben vertreten. Eine Schwarzhaarige, die relativ ruhig wirkte. Daneben eine Braunhaarige, die zusammen mit der Blonden verwirrt und ängstlich sich umschauten.
Ich sah mir die Jungs an, welche voran gegangen waren. Der Erste, der anscheinend die Gruppe führte, schien ein Blonder zu sein. Danach folgte ein rothaariger. Und am Ende ein etwas kleinerer dunkelblonder Junge, der auch minimal jünger zu sein schien. Vor den zwei vorderen Jungs müsste ich wohl erst in Deckung gehen, jedoch sah ich keinerlei Waffen in ihren Händen. Doch als ich genauer hin sah, erkannte ich Rucksäcke auf ihren Rücken. Ihre Klamotten waren zu meiner Verwunderung sehr sauber und schienen mehr wie eine Uniform. Doch keine Uniform wie sie die Keeper trugen, sondern diese war leichter und eintöniger.
Mich würde nur brennend interessieren, mit was für einen Inhalt der Rucksack gefüllt war. Doch ich entschied mich schnell dafür abzuwarten, bis sie eingeschlafen waren, um dann in Ruhe, ihre Gegenstände zu untersuchen.
Ich war das Warten gewöhnt.
DU LIEST GERADE
Liv
Teen FictionLiv lebt in einer kaputten Welt. Leider besitzt sie nicht das Privileg in einer der Safe Zones zu leben, weshalb sie jeden Tag um das Überleben kämpft. Ausschnitt: Langsam sah ich in seine Augen. Er wusste nicht, wie es war seit der Kindheit in di...