Halt mich. Fang mich.

5

Lila schlief noch bevor der Film zu Ende war. Das Gerd mit Christoph, Paul, Oliver und Till auf der Terrasse eine Flasche Bier kippte bekam Malena erst mit als der breiteste der Männer kurz auf der Toilette war.

Sie schlich auf die Terasse und ließ sich von Christoph auf den Schoß nehmen. Gerd verzog, wie so oft in den letzten Tagen, gespielt schmollend das Gesicht und schmunzelte dann Kopfschüttelnd. Mittlerweile wusste er wieso die Beiden so ein eingespieltes Team wurden. Auch Christoph hatte einen Schicksalsschlag nach dem anderen erlebt und hatte dadurch eine Engelsgeduld für das Mädchen das mittlerweile auf seinem Schoß eingeschlafen war.

Die Wochen vergingen, Lila hatte vor ihrer Abreise auch mit Christoph Telefonnummern ausgetauscht damit er gemeinsam mit Malena immer  wieder Bilder an ihre Schwester schicken konnte. Dafür war Gerd laut eigenen Aussagen einfach zu alt. Also, nicht um Fotos zu machen im direkten Sinne sondern schlichtweg für ein Smartphone.

Christoph runzelte die Stirn als eines Abends nicht die gewohnt schriftliche Antwort von Lila kam.
Das klingeln seines Telefons durchflutete den Raum und ließ ihn kurz in seiner Bewegung stoppen.

Natürlich nahm er den Anruf an und stellte den Fernseher auf stumm.

Es war nicht so das er sich für das Programm interessierte, aber es füllte den Raum mit einem Hauch leben während er seinem Täglichen Abendritual nach ging.
"Lila! Schön von dir zu hören." begrüßte er die Frau am anderen Ende.
Es dauerte etwas bis Lila antwortete, an ihrer Stimme erkannte Christoph das etwas nicht stimmte.
"Christoph, sie wollen Lena holen." keuchte sie aufgebracht und schniefte.
"Das Jugendamt war heute morgen da und wollte Lena sehen. Als sie hörten das sie bei Gerd ist... da gings hier richtig los. Sie wollen sie schon Morgen abholen." erzählte sie gehetzt.
"Das können die doch nicht einfach machen!" regte sich auch Christoph auf.
"Leider doch! Gerd wurde überprüft. Aufgrund seines Alters und der Vollzeitanstellung meinten sie er würde nicht dazu in der Lage sein sich um Malena zu kümmern. Von mir sprechen wir erst garnicht. Die wollen sie in eine Pflegefamilie stecken. Ich weiß nicht was ich tun soll..." schniefte die Frau deren Welt nun vollständig aus den Fugen geriet. Der letzte Halt den sie hatte, die letzte Motivation die sie am Leben erhielt und sie immer wieder daran erinnerte wofür sie sich diese Giftkeulen einflösen ließ, sollte ihr nun genommen werden.
Doch auch Christoph klatschte diese Neuigkeit unsanft ins Gesicht. Er hatte Malena ins Herz geschlossen, empfand für das Mädchen als wäre sie seine kleine Tochter. Warscheindlich war es auch genau dieses Gefühl welches ihn zu dieser spontanen Entscheidung trieb.

"Was hältst du von Adoption?" fragte er angespannt um die Stille zu unterbrechen die sich schon einige Minuten lang zwischen ihnen aufgebaut hatte.
"Was?" Lila klang entsetzt, fast so als hätte er ihr angeboten sich mit Malena aus dem Staub zu machen.
"Ich könnte Lena adoptieren. Dann nimmt man sie dir nicht weg. Sie ist bei mir wenn es dir nicht gut geht und..." erklärte er hastig wurde allerdings von Lila unterbrochen.
"Bis Morgen wird uns das allerdings nicht gelingen."murmelte sie.
"Aber du wärst damit einverstanden?" fragte Christoph ungläubig.
"Wenn es Malena hilft..." seufzte die junge Frau am Telefon. Die schwer kranke Frau würde alles tun, damit ihre kleine Schwester bei Menschen bleiben konnte die sie kannte und die sie liebte. Zusätzlich würde sich so auch klären wo Malena unter kam wenn sie die Krankheit nicht besiegen würde.
"Ich werde morgen früh direkt mit Malena sprechen. Ihr erklären wieso sie in eine Pflegefamilie muss. Ich werde alles andere in die Wege leiten und wir Beide sehen uns sobald alle Unterlagen soweit sind das wir sie unterzeichnen können. " sagte der Drumer überzeugt.
Die Frau am anderen Ende schwieg.
"Lila?" fragte er verunsichert als sie auch nach einigen Minuten noch nichts gesagt hatte.
"Versprich mir, daß du egal wie das alles ausgeht, immer für sie da bist." flüsterte sie erschöpft.
"Natürlich." versicherte er und nickte, obgleich er wusste das sie es nicht sehen konnte.
"Ich sorge dafür das sie uns niemand wegnehmen kann." hing er an.
"Erzähle Lena noch nichts von unserem Plan. Wenn etwas daneben geht würde sie das nur enttäuschen." bat Lila den Mann am anderen Ende der Leitung.
"Natürlich, Gerd kann ich aber einweihen?" versicherte sich Christoph bevor er das Gespräch beendete.
"Natürlich." bestätigte sie ihm müde.
"Halt mich bitte am laufenden." bat sie und verabschiedete sich.
"Das versteht sich von selbst." versicherte er und beendete das Gespräch nachdem er sich ebenfalls verabschiedet hatte.