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Es war kurz vor Weihnachten.

Lila hatte die erleichternde Nachricht bekommen das sie vorerst keine Krebszellen mehr in sich trug. Diese Nachricht freute sie natürlich, dennoch saß sie an diesem Abend, der Letzte den sie vorerst geplant hier verbringen musste, in ihrem Krankenzimmer und machte sich so ihre Gedanken.
'Gesund', so hatte es der Arzt vormuliert.
Trauen wollte sie dem noch nicht. Die Medikamente wurden schon in den letzten Tagen schleichend abgesetzt, was sie schon vor diesem Gespräch vermuten ließ das sie keinen Rückschlag zu verzeichnen hatte.
Christoph kontaktierte sie an diesem Tag nicht, wollte sie es erst selbst einmal glauben können bevor sie die erleichternde Nachricht verkünden würde.
Es änderte noch etwas, die Adoption musste nicht mehr stattfinden, aber wollte sie das? Es wäre besser für Malena. Das Mädchen hatte sich bei Christoph beeindruckend gut entfaltet und konnte endlich das siebenjährige Kind sein das sie nuneinmal war.
All diese Gedanken spukten durch ihren Kopf und so beschloss sie sich ein paar Tage zurück zu ziehen.

Zuhause stand sie oft einfach mitten in ihrer 45qm Wohnung und wusste nicht was sie mit sich anfangen sollte.

Erst zwei Tage vor Weihnachten setzte sie sich in ihren Wagen und machte sich auf den Weg nach Berlin. Ganz ohne den Beiden bescheid zu geben den sie hatte sich vorab dazu entschlossen noch ein paar Dinge zu erledigen.
Eine davon war das sie seit Jahren endlich wieder zum Friseur ging. Sie hatte mittlerweile wieder so langes Haar das es ihr bis knapp unters Kinn reichte. Lediglich ein anständiger Schnitt fehlte um ihr hübsches Gesicht wieder zur Geltung zu bringen.
Wie neu geboren fühlte sie sich als sie danach auf die Straße trat und ihr der Wind durch ihr Haar wirbelte. Das erste Mal seit vielen Monaten stand sie in der Öffentlichkeit und hatte dabei keine Mütze auf dem Kopf.
Nun gab es noch zwei Dinge zu erledigen. Ein Weihnachtsgeschenk für Malena und eines für Christoph.
Für das kleine Mädchen hatte sie schnell etwas gefunden.
Klamotten, einen Malkasten und Malen nach Zahlen. Auch wenn sie Malena versprochen hatte ihr ein Schlagzeug zu kaufen, konnte sie ihr diesen Wunsch im Moment nicht erfüllen. Sie hatte keine Ahnung davon, außerdem lebte Malena bei Christoph also müsste sie mit ihm darüber sprechen. Dieser wusste ja noch nichteinmal das sie in Berlin war.
Nun stand sie aber vor einem größeren Problem. Was sollte sie Christoph schenken?
Sie wusste mittlerweile viel von ihm, doch was kaufte man einem Mann der alles hatte und sich alles leisten konnte wonach ihm gerade der Kopf stand.
Es war schon Abend als sie aufgegeben hatte und einfach nach einer leeren Leinwand und verschiedenen Bleistiften griff.

"Etwas persönliches, kein großes Ding." murmelte sie als sie die leere Leinwand vor sich platziert hatte und damit begann ein Bild zu zeichnen.

Sie saß mit gerunzelter Stirn auf ihrem Bett und betrachtete das Geschenk nocheinmal bevor sie es einpackte. Es war schön geworden, empfand sie.

Eine Zeichnung, einzig und allein mit Bleistift gezeichnet.

Es war Lilas heimliches Talent, hyperrealistic Zeichnungen waren ihre Leidenschaft. Sie hütete dieses Geheimniss allerdings gut den in ihrer Schulzeit hatte man sie immer wieder aufgezogen wenn sie Bilder von Menschen aus ihrer Umgebung zeichnete. Niemand hatte verstanden das es nicht darum ging jemanden zu mögen, sie zeichnete auch Menschen die sie nicht kannte aus dem einfachen Grund das sie ein Bild vor ihrem inneren Auge hatte und dies unbedingt auf Papier festhalten musste.
So auch das Bild von Christoph, Malena und Lila. Christoph saß mit Malena am Schoss an seinem Schlagzeug. Davor konnte man Lila erahnen, mit angewinkelten Beinen. Darauf ein Blatt Papier worauf sie die Situation vor sich auf Papier fest hielt.
Zwei Leidenschaften auf einem Bild.
Eine Familie die es nur wegen des kleinen Mädchen auf Christophs Schoss gab.

Sie atmete nochmal durch und verpackte dann endlich das Bild.
Sie hatte lange überlegt ob sie ihre Initialen auf das Bild schreiben sollte, entschloss sich dann dazu es zu tun den sie hatte es immer getan, auch wen sie kein Künstler war.

Sie ärgerte sich über sich selbst als sie Nachts wach im Bett lag und sich den Kopf darüber zerbrach ob sie Christoph dieses Geschenk geben sollte. Sie hatte Angst das er es lächerlich finden würde, so wie viele andere ihre Zeichnungen ebenfalls schon für lächerlich abgestempelt hatten.

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