„Stell die Tüten einfach in der Küche ab." sage ich zu Tomoko und gehe in den Flur um meine Jacke aufzuhängen. Dabei stolpere ich beinahe über die Koffer, welche dort einfach im Weg stehen. Was zum... „Tomoko, warum stehen hier Koffer?" Ich höre wie er beginnt die Lebensmittel auszuräumen. „Tomoko?" Erneut keine Antwort. Ich gehe zurück in die Küche und sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Möchtest du einen Tee?" fragt er, als hätte er mich überhaupt nicht gehört. „Ich möchte wissen warum dort alles Taschen stehen?" Er sieht zu mir und lächelt. „Ich werde dir einen Tee machen." Damit setzt er schon Wasser auf. Seelenruhig gießt er das heiße Wasser auf den getrockneten Tee. Er überreicht mir eine Tasse. „Ich frage nicht noch einmal." sage ich und nehme einen Schluck des Tees. „Nun, ich bin dabei mein Haus zu renovieren und da es momentan unbewohnbar ist, hatte ich gehofft, ich könnte einige Zeit bei dir unterkommen. Ich weiß ja, wie sehr du Gesellschaft schätzt, noch dazu solch eine Gute." Er lacht und deutet mit seinen Zeigefingern auf sich. Ich seufze. „Und du wusstest nicht eher dass du in dieser Zeit Asyl benötigst?" Ich stelle die Tasse ab und räume die Lebensmittel ein. „Hätte ich es dir eher gesagt, hättest du mir vermutlich einen Korb gegeben. Das hätte ich beim besten Willen nicht ertragen." Ich stemme die Hände in die Hüften. „Ach komm, so schlimm bin ich auch wieder..." doch weiter komme ich nicht. Ich höre wie die Terrassentür aufgeschoben wird. „Du weißt, dass wir eine Haustür haben oder?" frage ich und strecke meinen Kopf zur Küchentür heraus. Beinahe lasse ich die Packung Nudeln fallen, die ich gerade in der Hand halte. „Was? Was ist das denn!" Von meiner Reaktion überrasch, sieht auch Tomoko ins Wohnzimmer. „Das...ist durchaus eine Überraschung." Jiha betritt gefolgt von einem blonden Mädchen den Raum. Sie wirkt schüchtern, hält ihren Kopf gesenkt. „Ehm Ayame, das ist Hanami Haruka." Ich stelle die Nudeln ab und gehe, gefolgt von Tomoko,
ins Wohnzimmer. „Und warum ist sie hier?" Jiha verbeugt sich tief „Sie weiß nicht wo sie hin soll, ich habe ihr angeboten hier unterzukommen." Tief einatmen und wieder ausatmen. „Du...hast ihr einfach angeboten hier unterzukommen? Dir ist nicht in den Sinn gekommen...mich vielleicht zu fragen?" „Nun, ich hatte gehofft Ihr hättet nichts dagegen. Es wird sicher auch nicht für lang sein. Nur, bis sie eine neue Wohnung gefunden hat." Ich lache und sehe Tomoko an. „Hast du das gehört? Bis sie eine Wohnung gefunden hat." Tomoko sieht Jiha fragend an. Doch bevor er etwas sagen kann schaltet sich Hanami ein. Sie tritt einen Schritt nach vorn und verbeugt sich ebenso. „Es tut mir wirklich sehr leid, sollte ich Euch Umstände bereiten, dass war nicht meine Absicht. Ich werde wieder gehen." Jiha sieht sie an „Kommt gar nicht in frage, schau es wird schon dunkel!" „Jetzt reichts aber! Ich bin doch nicht die Heilsarmee! Erst will Tomoko Hals über Kopf mit all seinen Habseligkeiten hier einziehen und jetzt kommst auch noch du und..." Ich deute auf Hanami. „...und schleppst sie hier an." Ich spüre wie Tomoko mir eine Hand auf die Schulter legt. „Ich denke Jiha weiß nicht...wer sie ist." Ich sehe Jiha an. Natürlich. Er scheint es wirklich nicht zu wissen. Verdutzt sieht er erst Tomoko, dann mich und zum Schluss Hanami an. „Was meint Ihr mit -wer sie ist-?" Hanami sieht zu Boden „Anfangs dachte ich, du wüsstest gleich bescheid. Erst nach einer Weile wurde mir bewusst das du dachtest ich wäre...ganz normal. Es tut mir leid. Es war nur so schön, wahrgenommen und behandelt zu werden wie jeder andere auch.Ich habe mich gefühlt als.. als wäre ich tatsächlich am Leben." Jihas Blick wurde immer unverständlicher. Hanami dreht sich zu Jiha um und geht vor ihm auf die Knie. Sie senkt ihren Blick. „Ich bitte aufrichtig um Entschuldigt Jiha Rikai, Gott der Gnade und Barmherzigkeit. Ich hoffe Ihr könnt mir verzeihen." Jiha trat einen Schritt zurück „Was...was geht denn hier vor sich. Du weißt wer ich bin? Wer...wer bist du denn, warum....ich meine wie..." Er rauft sich durch die Haare sodass sie wild von seinem Kopf abstehen. Er sieht einen Augenblick zu mir. Dann beugt er sich hinunter zu Hanami, greift nach ihrer Hand und zieht sie wieder auf die Füße. In ihren Augen schimmern Tränen, als sie zu ihm aufsieht. Er lächelt „Du bist...eine Seele hab ich recht?" Sie nickt traurig. „Verzeiht Ihr mir?" „Wenn du wieder normal mit mir sprichst?" Sie sieht auf und lächelt sacht. „Ich Danke dir...Jiha." Ich räuspere mich. Beide sehen nun zu mir. „Gut, da das nun geklärt ist, bleibt noch die Frage wie du dir das vorstellst. Ich hoffe du hast nicht vor, dich an sie zu binden. Denn glaub mir, es ist nur mit Problemen verbunden." „Ihr hattet doch selbst zwei Seelen an eurer Seite." Ein Stich durchfährt mein Herz, als er dies erwähnt. „Nun Jiha, genau aus diesem Grund kann ich dir das sagen. Diese Bindung funktioniert nur, wenn man die Seele als Werkzeug sieht und wenn sie sich selbst dessen auch bewusst ist. Sie sind da um uns zu Helfen. Für nichts sonst. Irgendwelche anderen emotionalen Bindungen sind tödlich. Egal ob Freundschaft, Liebe, Kameradschaft oder gar nur die illusionierte Beziehung. Es macht dich schwach, angreifbar und verletzlich. Und glaub mir, du bist nicht der Typ für Zurückhaltung." Jiha wirkt betroffen. "Was meint Ihr damit?" Er ist viel zu naiv, viel zu weich und vielleicht auch einfach zu gut um subjektiv zu bleiben. Ich weiß, dass es ihm nicht gefallen wird, doch das ist die einzige Chance ihn zu schützen. "Du...du läufst durch die Gegend, mit dem Kopf in den Wolken. Du verstehst nicht, dass es schlechtes auf dieser Welt gibt. Leid, Angst, Verzweiflung und letzten Endes auch Hass, Verachtung und Verleumdung. Du hast in keinem Krieg gekämpft, du hast nicht gesehen zu was Menschen fähig sind, wenn es ihrem eigenen Vorteil oder zum Erhalt ihres Lebens dient. Du denkst, alles lasse sich mit den richtigen Worten lösen, doch Jiha, ich kann dir mit 100 prozentiger Sicherheit sagen, dass dem nicht so ist." Etwas verändert sich in seinem Blick. "Na schön. Ihr scheint mich ja wirklich gut zu kennen. Mich und anscheinend auch alle Menschen. Doch bei allem was Ihr sagt, vergesst Ihr, dass sich alles ändern kann. Die heutige Zeit gleicht mit Nichten irgend einer anderen. Wie ein Fingerabdruck ist jeder Tag einzigartig. Aber wenn ihr wirklich so wenig von mir haltet, sollte ich wohl besser gehen." Mit diesen Worten macht er auf dem Absatz kehrt und verlässt mit Hanami das Haus. Ich sehe noch lange an die Stelle, an der er eben noch gestanden hat. "Du lässt ihn einfach gehen?" Tomoko lehnt in der Küchentür. Warum denken alle, sie könnten über mein Leben entscheiden? "Ich hab ihn nie darum gebeten hier zu sein." Es ist mir egal wo er hin geht und es ist mir auch egal was Tomoko denkt. Ich verlasse das Wohnzimmer und will gerade die Treppe hinauf gehen, da höre ich ihn sagen: "Ich bedauere den Tag, der dich zu dem gemacht hat." Auch ihn habe ich nicht darum gebeten hier zu sein, und doch erlaubt er sich mir Vorträge zu halten. Ich wünschte alle würden einfach verschwinden, ich wünschte ich wäre wieder allein. Wie ich es seither war und wie ich es immer sein sollte.
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Ayame of Fate
FantasyDank den Menschen existieren sie, durch ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte entstehen sie. Doch werden sie vergessen, verschwinden sie.