{𝟷} 𝙽𝚘𝚛𝚖𝚊𝚕

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{Ich füge immer ein Lied ein, dass ich während dem Schreiben des jeweiligen Kapitels gehört habe, für die intensiven Leser, die das Gefühl haben wollen. Viel Spaß!}

Immer wenn wir Menschen müssen, denken wir über den Sinn hinter unserer menschlichen Existenz nach. Ich meine wieso sollten wir auch wenn wir glücklich sind über eine rein rhetorische Frage derart unsere Köpfe zum Rauchen bringen lassen?

Das dachte ich zumindest oft, denn mir war es irgendwie zu anstrengend, weil ich nicht wusste ob diese Frage rein wissenschaftlich oder aus Emotionen mit einem Hauch von Philosophie beantworten werden sollte.

Wir leben auf einer Welt mit den unterschiedlichsten Tierwesen und Pflanzen. Wir atmen die Luft auf unserem Erdball der in einem Raum der Unendlichkeit mit aber Milliarden anderen Planeten schwebt, von denen wir Nachts nur träumen können. Wer weiß welche Form dieser Raum der Unendlichkeit nun überhaupt hat?

Wenn alles aus Atomen besteht, dessen Kerne und Hülle zu einer Kugelform führen - ist das Universum also auch eigentlich eine riesige Kugel und wir nur ein winziger Teil eines schwarzen Balles?

Wenn man mal so darüber nachdenkt, sind selbst die schrägsten Hollywoodfilme nichts mehr was uns eigentlich überraschen sollte. Denn ich finde selbst unsere Menschenwelt, naja, ein bisschen Schräg. Aber das ist natürlich nur Geschmackssache.

Letztens fande ich sogar den Nachbarskater schräg, einfach nur seine Existenz und das wir Menschen auf die Welt kommen und selbst die schrägste Sache, wie als Beispiel Katzen als normal empfinden. Weil uns das so beigebracht wird. Katzen sind etwas normales.

Somit ist nicht nur die Existenz von Materie schräg sondern jegliche Gefühlsformen die wir empfinden oder gelernt haben zu empfinden. Was ich nun mit gelerntem Empfinden meine ist eine eher komplexe Sache. Denn das Menschliche Gehirn ist etwas sehr komplexes. Nur ich muss kein Forscher oder Genie sein um auf folgende Dinge zu stoßen;

Aus irgendeinem unbekanntem Grund wurden wir Menschen vor vielen Jahren mit wenigen Grundkenntnissen erschaffen. Naturinstinkte wie Angst, die uns vor Gefahren schützt und Hunger und Durst, die uns vor dem biologischen Aussterben bewahren und all diese Basisdinge die der Mensch von Geburt an hat. Alles andere ist vom Umfeld gelehrt, aufgenommen, abgespeichert und verarbeitet.

Somit nochmal und wir reden jetzt nicht darüber wie schlecht oder wie gut eine Sache ist: Katzen sind normal.
Krieg ist normal. Umweltschmutz ist normal. Schmerz ist normal. Übergewichtig sein nicht. Gleichgeschlechtliche Liebe nicht. Auffällige Klamotten nicht. Anders sein ist nicht normal.

Was heißt Anders sein?
Was ist Normal?

Irgendwann kam mir der gruselige Gedanke, dass wir gar nicht so unabhängig und frei sind wie jeder sagt. Uns wird von Anfang an die Entscheidung genommen wie wir etwas finden und sobald wir eine andere Meinung haben, erschwert es uns den Alltag. Und wenn etwas nicht normal ist, wird darüber auch nicht geredet, es wird geschwiegen.

Keine Frage, dieses menschliche Leben hat auch etwas wirklich unbegreiflich wundervolles an sich. Es ist ein Wunder, wie wir denken und kommunizieren können. Und ein noch größeres Wunder sind unsere Emotionen, die uns ausmachen und uns am Leben halten.

Wie undenkbar ist es eigentlich, dass wir uns in unseren 4 verschiedenen Jahreszeiten jeweils anders fühlen und somit die Natur eine gewisse Kontrolle über unsere Gefühle hat? Wie wunderbar ist die Liebe, die niemals eine feste Definition haben wird & wie der Sauerstoff notwendig ist, um überleben zu können?

Denn eigentlich ist der Sinn in allem: unsere Gefühle.
Ohne Gefühle kann ich nicht glücklich und nicht traurig sein. Ich kann auf meine Umwelt nicht reagieren, weil ich nichts aufnehme und somit nichts wiedergeben kann, weil da ja kein Empfinden ist.
Empfinden ist alles.

Zumindest ist das alles nur eine Art von vielen wie man unsere Welt sehen kann, denn durch unserer Verschiedenheit, empfindet das jeder ganz anders.

Aber das jeder etwas ganz anderes Empfindet, heißt ja auch, dass das Wort "normal" im Grunde genommen ein Wort ist, das viel zu überbewertet wird, oder?
Was wenn alles normal ist? Was wenn alles menschlich Erschaffene & Erfundene normal ist und wir uns raus picken was von uns akzeptiert wird oder nicht?

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Wir wissen, dass wir durch unsere Synapsen im Gehirn in der Lage sind zu lernen; Wissen aufzunehmen, zu verarbeiten und wiedergeben.
Wir Menschen werden als hilfloses Wesen geboren, das angewiesen auf andere Menschen ist. Ohne diese Bindung, die wir im Laufe unserer Jahre zu anderen Menschen herstellen, wären wir gar nicht überlebensfähig. Das heißt wir nehmen hauptsächlich Informationen von unserer Umwelt auf, verarbeiten diese und nur so entwickeln wir uns zu einem Intelligenten Wesen.

Das ist irgendwie schon verzaubernd, wenn man darüber nachdenkt.
Aber bei diesem Thema gibt es natürlich auch spezifische Dinge.

Vor ein paar Jahren lief ich an unserem Stadtfluss entlang und sah in der Ferne eine ältere Dame auf einer Bank sitzen. Als ich näher kam, fiel mir ihre eigentlich sehr lässige Kleidung auf. Sie sah auf einer Art zufrieden aus. Sie trug einen gräulichen Wollpullover mit einer sehr lockeren schwarzen Hose und an der Bank angelehnt war scheinbar ihr Gehstock.

Ich setzte mich neben sie auf die Bank. Nach einer kurzen Weile rechnete ich eigentlich damit, dass sie typische Dinge sagen würde wie "Wie schön, dass sich die Jugend noch mit der Natur beschäftigt.". Aber da kam nichts, also ich meine wirklich nichts. Sie starrte einfach nur abwechselnd auf das Gewässer und auf die dahinter liegenden Wiese.

Es war nicht so, dass ich sie beobachtete, eher schaute sie so auf die Dinge, also würde sie wollen, dass man wüsste auf was sie so verharrt starrte.

,,Sie mögen diesen Ort, nicht wahr?"
Also versuchte ich ein Gespräch anzufangen, denn irgendwie sagte mir mein Bauch ich solle das tun.

Sie lächelte und wartete mit ihrer Antwort bis sie dann erfüllend sagte: ,,Ich war in deinem Alter oft mit meiner Mutter hier". ,,Es erinnert mich an schöne Dinge."

Mir gefiel die Antwort um ehrlich zu sein, mir gefiel die Art, wie sie einen ganz normalen Satz mit unendlich viel Energie und so einer sanftheit antworten konnte.

,,Das kenne ich" antwortete ich.

,,Ich wünschte nur sie wäre all die Male hier gewesen". Sagte sie währendessen ihr Blick immer langsamer zum Himmel glitt.

,,Wie meinen sie das?"

,,Sie war eine sehr einfühlsame Frau aber nur beschäftigt mit ihrem eigenem Leiden.
Sie hatte 2 Kinder, einen Jungen und ein Mädchen und wie soll ich sagen, sie kochte jeden einzelnen Tag Spaghetti, es nährte aber machte nie satt. Somit musste man sich selber sättigen."

Sie machte eine kurze Pause und setzte direkt hinterher:
,,Aber das war eben die Zeit von damals. Damals war Alles anders."

,,Das tut mir leid zu hören"

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Am nächsten Morgen dachte ich darüber nach, ob die Mutter der alten Dame noch am Leben sei, denn wie es scheinte sprach sie nur in einer Vergänglichen Art von ihr. Und ich dachte darüber nach, wie hilflos sie sich gefühlt haben muss, immer nur ein tut mir leid als Antwort zu bekommen, das muss mir vermutlich jeder nachgetan haben.

Als ich mich verabschiedete, wurde mein Blick kurz von ihrem Gehstock angezogen, der scheinbar selbst geschnitzt wurde. Es waren eingravierte Muster zu erkennen. Es zogten sich Wellenmuster bis über Kreise auf dem Stock herrüber, die mich stark an meinen Papa erinnerten. Wenn wir wanderten, da machte er mir immer einen Wanderstock und schnitzte in der nächst gelegenen Wirtschaft ein Muster hinein.
Ich hatte das als Kind geliebt, wenn er mich ansah und sagte: ,,Du bist gewachsen und bereit für einen neuen Stock" und direkt danach einem schönen Baum einen Arm entriss. Ich hatte ja auch irgendwie Mitleid mit dem armen Baum, aber ich konnte leider nicht aufhören zu wachsen. Nicht aufhören zu wachsen, das dachte ich immer wieder.

Das Gespräch ließ mich einfach nicht los. Ich dachte damals noch den ganzen Tag darüber nach bis ich auf eine komische Sache stieß. Sie sagte, sie wäre gerne an diesem Ort, weil es sie an Schönes erinnerte. Aber wenn ihre Mutter nie da war, was meinte sie dann mit schön?

Hatte die alte Dame auf dieser einsamen Bank eine andere Bedeutung für das Wort "schön"?

The freedom of dreams [DE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt