{𝟼} 𝙴𝚛𝚔𝚕ä𝚛𝚞𝚗𝚐𝚎𝚗

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Heute geht es mir nicht gut.

Das dachte ich jeden Morgen wenn ich zur Uni lief. Nicht immer, aber sehr oft.

Wir hatten es ja schon oft davon, dass die Welt und ihre Existenz sehr schräg sein kann. Das Gehirn finde ich sogar am schrägsten und gruseligsten. Denn ich war so wie Filios nicht zufrieden mit meinem Leben.

Ich bin dauer frustriert, nicht unbedingt traurig, das Wort frustriert trifft es meiner Ansicht am besten. Und aus irgendeinem Grund hat mein Gehirn eine Art entwickelt, wie ich diese Frustration abbauen kann. Denn die alte Dame traf ich öfters. Jedes mal verliefen die Gespräche zwar anders, aber sie fingen gleich an und sie hatte immer die gleiche Kleidung an. Denn ich war eine Tagträumerin, die Ängste, Gefühle und Wünsche in ihren Träumen einbaute.

Das verstand ich nicht immer. Ich meine es ist auch schwierig, etwas zu verstehen was man gar nicht will. Und auch bis heute schäme ich mich noch ab und zu dafür, denn manchmal habe ich das Gefühl ich träume mehr als das ich lebe.

Ich finde das spiegelt ziemlich gut meine Zufriedenheit mit meinem Leben.

Jedenfalls hatte ich heute keinen besonders guten Tag. Das merkte auch Filios beim Frühstück, denn ich hatte nicht wirklich das Bedürfnis meine Mundwinkel zu bewegen. Auch der Tag verlief durchschnittlich, viel Theorie vom Prof, irgendwelche Mädchen in der hinteren Reihe, die die Vorlesungen störten mit ihrem oberflächlichen Gerede und am Mittag hatte ich entschieden mein Essen alleine unter einem Baum vor der Uni zu essen. Dadurch tat ich jedem Einzelnen einen Gefallen.

Plötzlich sah ich, dass ich eine Nachricht bekam.
(1) Nachricht von Unbekannter Nummer
"Hallo Hannah, hier ist die Schwester von Bruno. Er meinte du könntest mir Nachhilfe geben in Psychologie. Steht das Angebot noch? Wenn du zu viel Stress haben solltest ist das kein Problem. Vielen Dank schon mal. Cassia"

Ich dachte, ich sollte die Nachricht erst heute Abend öffnen, wenn ich mich ein wenig besser fühlen sollte in Bezug auf mein Sozialleben. Nachher bin ich noch zu unhöflich und das wollte ich auch nicht.

(1) Nachricht von Filios
"Willst du über was reden? Ich bin ab fünf daheim."
Filios machte sich scheinbar sorgen. Aber es ist nur so, dass ich einfach Tage brauche wo ich schlecht gelaunt sein darf. Wo ich nicht der Sonnenschein bin, der sich um jeden kümmert und jedem unter die Arme greift. Und ich finde, das ist völlig in Ordnung.

Ich steckte mein Handy wieder in meinen Rucksack.

Das Problem ist, dass wenn du nicht lächelnd durch die Gegend läufst, nicht über dich redest oder jemanden grüßt, den Menschen deine Anwesenheit unangenehm wird. So entwickelst du eine Art von "Ich darf keine negativen Gefühle zeigen sonst ist es meinem Gegenüber unangenehm" Gefühl, welches dich dazu verleitet extra zu lächeln und gestellte Interesse zu zeigen. Wie ich das hasste. Wirklich, da tut die Gesellschaft eins auf 'It's okay to be not okay', aber wenn du mal schlechte Laune hast machen sich alle in die Hosen.

Als ich diesen letzten Satz sauer in mein Buch der Träume schrieb und mit einem vermutlich genervten und angespannten Blick immer noch unter dem Kastanienbaum saß, lief gerade eine Person auf mich zu. Es war Noah.

,,Warum so geknickt?" fragte er mich mit hochgezogener Augenbraue.

Ich konterte leicht lachend mit einem ,,Warum nicht?"

,,Perfekt. Dann lass uns doch einfach gemeinsam schlecht gelaunt sein." Er lächelte, schmiss seine Tasche neben mich auf die verschneite Wiese und saß sich so wie ich auch auf seine Jacke.

,,Warum bist du schlecht gelaunt?" fragte ich. Noah holte einen Block und einen Kuli aus seiner Tasche um mit seinen Zeichnungen, die ich noch nicht kannte, weiter zu machen.

The freedom of dreams [DE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt