{𝟺} 𝙼𝚞𝚝𝚝𝚎𝚛𝚗𝚊𝚝𝚞𝚛

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Der Winter im Gegensatz zum Sommer fand ich immer schrecklich. Ich hatte nie dieses Gefühl von Entspannung oder die Tagträume von heißem Kaba in einem übertrieben kuschligen Bett. Ich mag es auch gar nicht zu baden, weil ich gar nicht weiß wie ich solange in einem Raum ohne Aufgabe mit mir umgehen soll. Also ich liege da in heißem Wasser und frage mich jede Sekunde ob es komisch wäre wenn ich schon nach gefühlten 5 Minuten aus der Badewanne steigen würde und dann entscheide ich mich letzt endlich doch noch aus Wasserverschwendungsgründen drin zu bleiben. Ich weiß, auch ich bin schräg in gewissen Dingen.

Ich spüre irgendwie kein Leben wenn der Winter die Farben nimmt und verblassen lässt. Es wird kalt und die Tage werden kürzer und es fühlt sich so an als würde ich nur fürs Funktionieren leben. Dieses Gefühl ist so komisch, ich weiß gar nicht recht wie ich es beschreiben sollte.

Filios und ich laufen deswegen oftmals durch die verschneiten Wälder, welche wie im Märchen aussehen, denn der Winter außerhalb der Wälder empfinden wir Beide oftmals als trostlos und einfach ungenügend.
Ich weiß, wir haben große Ansprüche an die Natur.

Aber das ist total unfair wenn man es mal genau nimmt. Die Natur gibt uns die ganze Zeit etwas von sich, wir nehmen nur und geben nichts zurück. Der Mensch ist schon was egoistisches. Ich wüsste aber auch nicht wie wir anders leben könnten. Es ist schwierig diese ambivalenten Gefühle einzuordnen.

Mein ganz persönlichen Winter habe ich aber immer noch, denn in unserer Welt muss man dauer Leistung bringen. Auch ich. Ich versuche im Moment verzweifelt mein Psychologie Studium zu vollenden, es ist nicht so dass ich es nicht verstehen würde, ich liebe es wirklich sehr. Es ist nur so viel.

Also lief ich in einen nahe gelegenen Wald, verzweifelt am versuchen mir die Psychoanalyse von Sigmund Freud und seine Theorien einzutrichtern und hörte gleichzeitig der Natur zu. Einzelne Male hörte man die Vögel und durch den Wind die Bäume, dessen Äste in den Baumkronen gegeneinander krachten. Auch die Blätter waren dem Geräusch des Meeres gleichgestellt. Wie verrückt, dachte ich.

Ich laufe viel zu selten, sagte ich mir immer wieder währenddessen ich mich in die Natur erneut verliebte. In diesem menschlichen Alltag, der nur aus Leistung besteht vergesse ich oft mir Zeit für mich zu nehmen.

Ständig dieser Frustration ausgesetzt zu sein, auf Mitmenschen in der Uni achten, Leistung bringen, lernen, kochen, aufräumen, Geld nebenbei verdienen. Es ist nicht immer einfach. Auch nicht als Studentin. Aber ich muss sagen, eigentlich schlage ich mich relativ gut durch. Außerdem sowie es immer alle sagen: bin ich dankbar für den Wohlstand in dem ich lebe.

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"Meine erste Liebe hat mich zur Natur geführt und mich gelehrt mich selbst zu lieben."

Das ist das erste was ich meinen Freunden erzähle wenn das Thema zur Sprache kommt. Ich finde es ist ein unendlich schöner Anfang um kurz darzulegen welche Erinnerungen man noch am präsentesten hat. Auch wenn ich heute noch durch den Wald laufe denke ich ab und zu an sie. Einmal waren wir ganz tief im Wald gelaufen und sie sagte: ,,Verrückt, das wir die Kruste der Bäume so unfassbar schön finden, weil diese so unperfekt ist, aber uns trotzdem aufgrund unserer unperfekten Seite nicht lieben können."

Ja, sie war besonders.

Es ist irgendwie schräg, denn manchmal denke ich, ich habe meine tiefgründige Seite von ihr. Früher war das ein großes Problem für mich, denn als wir uns getrennt hatten, fragte ich mich ständig wer ich nur ohne sie war. Sie teilte alles mit mir, meine Liebe zur Natur, die Liebe zur Musik und die Philosophie, ohja wir verachteten die Welt oft.

Um Trennungen zu verarbeiten, muss man anfangen sich selbst wieder kennen zu lernen. Mit der Einsamkeit klar kommen, es als was normales zu empfinden. Sich auch ohne einen anderen lieben zu können ist dabei ein wahnsinnig wichtiger aber sehr schwieriger Schritt. Ich glaube so gründlich habe ich das noch nie bedacht.

The freedom of dreams [DE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt