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Genervt stöhnend öffnete ich meine Augen einen Spalt breit, und rollte mich müde in meinem knarzenden Bett hin und her, als ich aus dem Augenwinkel eine schwarze Gestalt vor meiner Tür wahrnahm.

Ich schreckte ruckartig hoch und setzte mich aufrecht hin, als ich David vor meiner Tür stehen sah, bereits fertig angezogen.

Ich fasste mir erschrocken an mein Herz und seufzte erleichtert auf. Ihn schien wohl zu amüsieren, dass ich mich vor ihm erschrocken hatte, denn er grinste mich mit seinem typischen Lächeln an.

„Wir frühstücken jetzt und dann fahren wir los, Lucas. Mach dich fertig.", sagte er streng und ich warf einen Blick auf meinen alten Wecker, welcher erst 08.10 Uhr anzeigte.

Ich rieb mir verschlafen durch die Augen, um mich zu versichern, dass es tatsächlich erst so früh war, doch ich sollte mich nicht täuschen.

„Aber.. Es ist doch erst 08.00 Uhr!", protestierte ich und zog meine Augenbrauen zusammen, als David lediglich eine Augenbraue nach oben zog und mich erneut mit diesem.. Blick ansah.

Ich wartete einige Sekunden, und er sah mich ununterbrochen an, bis ich es nicht mehr aushielt. Es war, als wolle er austesten, ob ich ihm gehorchen würde.. doch das war sicher nur Einbildung. Er war eben ein Frühaufsteher, was ich von mir nicht behaupten konnte.

„O-okay, ich komme ja schon.", sagte ich kleinlaut und David nickte zufrieden, verschwand für kurze Zeit von der Tür.

Diese schloss ich kurz darauf und stellte mich vor meinen Spiegel, um mir meine dunkelbraunen Haare zu richten und mich umzuziehen.

Als ich mich vollständig angezogen und fertiggemacht hatte, trat ich aus der Tür und lief in die Küche, wo bereits meine Mum am Herd stand und mich mit einem „Guten Morgen, Schatz" begrüßte.

Ich setzte mich neben Laurie und Nico an den Tisch, die sofort David umarmten, als er den Raum betrat. Mich ließen sie dabei aus. Ich versuchte, es nicht weiter zu beachten, jedoch versetzte es mir trotz allem einen kleinen Stich..

Warum musste ich auch immer so verdammt sensibel sein?

Laurie hatte einen perfekt geflochtenen Zopf, für welchen ich sonst immer zuständig war, was jetzt wohl auch der Vergangenheit angehörte.

„Schau mal, Lucas! David hat ihn mir geflochten. Er kann das sogar besser als du! Wie gefällt es dir?", Laurie streute noch Salz in meine Wunde, ohne es zu wissen. Natürlich tat sie das nicht mit Absicht, sie war ein Kind und Kinder dachten nicht darüber nach, was sie sagten.

Außerdem musste ich schmerzlich zugeben, dass David es tatsächlich besser gemacht hatte, als ich.

„Das sieht toll aus, Laurie!", sagte ich und setzte dabei ein Lächeln auf, worüber sie sich freute und dann mit Nico sprach.

Ich war verdammt lächerlich! Jetzt war ich auch noch eifersüchtig auf den neuen Liebhaber meiner Mum? Ich könnte mich selbst dafür schlagen! Gott, was stimmte nicht mit mir?

„David, spielen wir nachher Fußball zusammen?", drängelte mein kleiner Bruder und in mir zog sich erneut alles zusammen, wofür ich mich selbst Ohrfeigen könnte. Warum war ich so verdammt eifersüchtig? Sollte er doch mit ihm spielen!

„Na klar, kleiner.", lächelte David zuckersüß, und ich hätte mich am liebsten übergeben. Mich beobachtete er immer gruselig, aber mit meinen Geschwistern sprach er normal? Was stimmte hier nicht?

Jedenfalls beendeten wir unser Frühstück und danach stieg ich zu David ins Auto, um mit ihm allein einkaufen zu fahren.

Wie sollte ich das bitte überleben, wenn er mich die ganze Zeit mit seinen Blicken auffraß?

Die Fahrt verlief vorerst schweigsam, und obwohl David's Blick logischerweise auf die Straße gerichtet war, hatte ich das Gefühl, er behielt mich haargenau im Auge, obwohl dies streng genommen überhaupt nicht möglich war.

Vielleicht war ich auch einfach nur paranoid? Möglicherweise war ich der Seltsame von uns beiden, der sich ständig Dinge einbildete, die überhaupt keine Wirklichkeit waren?

Ich tippte nervös mit den Fingern auf meinem Oberschenkel herum, während ich starr aus dem Fenster sah. Seine bloße Anwesenheit brachte brachte mich schier um den Verstand. Meine Hände schwitzten und ich schluckte nervös.

Es war so verdammt lächerlich, doch ich hatte beinahe Angst vor ihm und seinem strengen Blick. Wenn er mich ansah, hatte ich das Bedürfnis, mich bei ihm zu entschuldigen, auch wenn ich absolut nichts getan hatte.

Warum war ich so erbärmlich, und hatte vor dem Liebhaber meiner Mutter Angst? Es war fast schon zum Lachen, wenn man darüber nachdachte.

„Deine Mum hat mir schon so viel von dir erzählt, ich bin froh, dich endlich persönlich kennenlernen zu können.", sagte er plötzlich aus heiterem Himmel, und sah erwartend zu mir rüber, als würde er eine Antwort erwarten. Doch was sollte man denn darauf bitte antworten?

„Ähm.. Was hat sie denn erzählt?", fragte ich also deshalb, bereute jedoch im nächsten Moment, diese Frage tatsächlich ausgesprochen zu haben.

„Nun, sie erzählte mir viel über deine Persönlichkeit, deinen Charakter. Man könnte fast sagen, ich weiß alles über dich.", sagte er plötzlich, und ich schluckte schwer. Warum hörte sich alles aus seinem Mund wie eine Drohung an?

„Ach ja? A-alles?", fragte ich nur kleinlaut, und hätte mich am liebsten selbst dafür geschlagen. Er musste sich bestimmt fragen, was für eine jämmerliche Memme ich eigentlich war.

Er grinste.

„Ich schätze schon.", antwortete er nur darauf, während ich mich fragte, was das alles zu bedeuten hatte. Was hatte sie ihm denn erzählt?

„Was ist mit deinem Vater? Er geht nicht ran?", fragte er plötzlich und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Hatte Mum ihm erzählt, dass ich ihn angerufen hatte?

„Nein.", erwiderte ich ehrlich und bemühte mich, dabei möglichst neutral zu klingen, während ich innerlich am liebsten geweint hätte.

„Mach dir keinen Kopf, es ist nicht deine Schuld. Er sagte sowieso, dass er nichts mehr mit euch zutun haben will. Er ist kein guter Mensch.", sagte er eiskalt, und ich fragte mich, ob er denn überhaupt irgendwelche Gefühle hatte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Was dachte sich dieser Kerl? Dass er einfach in meine Familie eindringen und meinen Dad schlecht machen konnte?

„Doch, ist er. Er ist sogar ein sehr guter Vater.", widersprach ich ihm sofort und bemühte mich um meine Höflichkeit, denn am liebsten hätte ich ihn angeschrien.

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Knöchel traten am Lenkgrad weiß hervor. Vielleicht hätte ich ihn nicht verärgern sollen.. doch er hatte nicht das Recht, so über meinen Dad zu sprechen!

Er grinste.

„Du meinst wohl, er war ein guter Vater. Bis er euch alle im Stich gelassen hat.", sagte er und verzog dabei keine Miene, als wäre es ihm egal.

Ich kämpfte gegen die Tränen an. War er wirklich so einfach gegangen? Was war tatsächlich der Grund für die Scheidung und wie ging diese von statten?

Stepfather Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt