Kapitel 6

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Ich weiß ich habe es verdient, und doch schmerzt es so ungemein, das ich nichts weiter tun kann, als darüber zu heulen. Ich weiß auch, dass es dumm war ihn einfach so mit meiner Frage zu überrumpeln. Wir hatte in all der Zeit die ich hier war, nicht ein Wort darüber verloren, was damals geschehen war. Obwohl ich mit dem Vorsatz hier her kam, genau diese Sache aufzuklären und mich bei ihm zu entschuldigen. Natürlich musste es nun wie ein schlechter Scherz auf ihn gewirkt haben, als ich ihn fragte ob ich ihn küssen dürfte.

Es war nur, dass mich dieser beinahe magisch wirkende Moment so eingenommen hatte...
Alles was ich wahrnahm war meine Zuneigung für ihn und natürlich musste ich es dann ruinieren!


Es ist nicht nur seine Ablehnung die mich schmerzt, sondern auch die Tatsache, dass er es am Ende derart gefasst aufgenommen hatte. Als wäre mein Verhalten nur wieder eine Marotte gewesen, die er mit einer Handbewegung abtat.

Ich wollte mich nie der Antwort stellen, was ich damals mit meiner Flucht und meiner Ignoranz zu diesem einen Abend wirklich vermasselt habe. Heute nun habe ich sie bekommen...



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Krist hatte sich schließlich verabschiedet mit den Worten, dass er ins Bett müsse, um morgen ausgeruht für die Reise sein zu können.

Singto war absichtlich etwas länger geblieben, um Krist noch etwas Abstand zu ermöglichen.

Dieser hatte sich nichts anmerken lassen über ihren weiteren Abend, auch wenn Singto wusste das er sich ein um das andere Mal dazu zwang unbeschwert zu erscheinen.

„Bist du sicher, dass du ihn so gehen lassen möchtest?" Es war Honda-san, die ihn das fragte und Singto wusste das sie Krist Fassade wohl ebenso durchschaut hatte.

„Ich denke es ist besser so. Ich hatte nie eine ehrliche Chance bei ihm. Sobald er wieder zu Hause ist, wird er schon damit abgeschlossen haben." Singto leere seine Sake Schale und raunte darauf ergeben. „Er ist gut darin Dinge zur Seite zu schieben, wenn sie für ihn letztendlich nur ein Hindernis wären." Er ließ eher ungewollt den Kopf hängen über diese Tatsache. „Es ist schon ok.", versuchte er trotz seiner Erscheinung die er gerade vermittelte zu versichern, auf das ihm Honda-san kurz den Arm tätschelte.

„Ich denke nicht, dass du das Hindernis bist, das es ihm schwer macht. Ich glaube eher das er selbst das Hindernis ist und nur eine helfende Hand benötigt um es überwinden zu können.", meinte sie darauf und über seine überlegende Miene schenkte sie ihm lediglich ein sanftes Lächeln.



Es brande Licht im Haus als er zu Hause ankam, was andeutete das Krist noch munter sein musste.

Singto atmete tief durch, bevor er es schließlich betrat. Sie mussten sich wirklich einmal aussprechen, auch wenn es unangenehm sein mochte. Denn auch wenn Krist ihn erneut mit seiner Annäherung aus der Bahn geworfen hatte, so wollte er ihrer Freundschaft nicht schon wieder dabei zusehen müssen, wie sie immer mehr verblasste.

Im Türstock des Wohnzimmers hielt er jedoch einen Moment inne, über das Bild das sich seiner bot.

Krist hatte sich auf seinem Futon zusammengerollt und wirkte, selbst wo er zu schlafen schien, unglücklich.

Singto trat leise an seinen Freund heran und setzte sich vor ihn.

Es sah so aus als hätte er geweint und allein diese Möglichkeit schien dieser Aktion auf der Lichtung, doch etwas mehr Hintergrund zu geben, als er ihm danach vorgeworfen hatte.

Behutsam strich er ihm über eine der geröteten Wangen und seufzte etwas hilflos in die Stille über ihre Situation.

„Was machen wir nun?", wisperte er nicht darauf aus, das Krist ihn hören oder darauf reagieren sollte. Stattdessen fuhr er ihm über die dunklen Haare und es erinnerte ihn ebenso an ihre gemeinsame Zeit, als sie noch für ihre Fans zusammen unterwegs gewesen waren.

Krist mochte es, wenn man ihn ein wenig zur Entspannung gekrault hatte und da sie am Ende des Tages oft nur sich hatten, wurde es zu einem kleinen Ritual.

„P'", murmelte dieser kurz darauf, behielt seine Augen jedoch weiter geschlossen. Singto streichelte ihn weiter und Krist gab ein zugetanes Schnurren von sich über seine Zuwendung.

Dann blieb es vorerst wieder still.

„Das mit vorhin, tut mir leid.", waren Krist zögerliche Worte, auf die Singto etwas ergeben raunte. Krist schob seinen Kopf etwas gegen seinen Oberschenkel und Singto verstand diese ungestellte Bitte ohne Probleme.

Er rückte sich ein wenig zurecht und Krist war schnell dabei seinen Oberschenkel als sein Kissen in Beschlag zu nehmen. Damals war er ihm manches Mal so eingeschlafen, und Singto hatte nicht gewagt sich unnötig zu bewegen, um ihn nicht zu stören.

Er hatte wirklich einiges mitgemacht, um es dem anderen leichter und angenehmer gestalten zu wollen.

Aber er hatte es auch gern getan.

Es war ihm mit niemand anderen so leicht gefallen, wie mit Krist.

„Das ich damals einfach so abgehauen bin ebenso. Ich wusste das es unfair dir gegenüber war, aber ich war auch zu feige mich dir zu stellen." Es blieb erneut still und Singto konnte nicht sagen, ob Krist nun darauf wartete das er etwas dazu sagte.

Dann allerdings sprach Krist weiter, als habe er sich gerade nur etwas sammeln müssen.

„Ich hatte Angst, dass du es als eine meiner Eigenarten abtun würdest. Das du dich nur darauf eingelassen hattest, weil es das ist was du immer irgendwo getan hast, wenn es um meinen Unsinn ging. Und ich befürchtete, dass du es genau als das abtun würdest. Als eine unsinnige Aktion, die mir einfach so in den Kopf gekommen war.

Letztendlich hattest du keinen Versuch unternommen etwas klären zu wollen und ich nahm an, das ich recht hatte mit meiner Befürchtung." Singto konnte verfolgen, wie sich Krist auf seiner Unterlippe herum biss, als wäre er unsicher ob er weitersprechen sollte.

„Es war mir ernst damals.", fügte er schließlich in einem Flüstern an und rollte sich wieder etwas mehr zusammen und schloss seine Augen. Indes wusste Singto nicht wie er auf diese Offenbarung hin reagieren sollte.

Es Krist sagen zu hören, nach all der Zeit, brachte eine innere Ruhe mit sich, die ihn all die Jahre, wann immer er an diesen Abend gedacht, nie möglich gewesen war, wiederzufinden.

„Ich tu es immer noch.", vernahm er dessen Stimme erneut, doch diesmal wohnte ihr wieder etwas mehr Nachdruck inne. Als wolle er unterstreichen, dass er es wirklich ehrlich meinte.

Krist drehte sich daraufhin so, dass dieser ihm ins Gesicht sehen konnte. Als er immer noch nichts dazu sagte, streckte Krist einen Arm nach oben und legte ihm eine Hand an das Gesicht.

„Was denkst du?" Singto gab ein mattes Seufzen von sich über diese Frage. Denn wenn er ehrlich war, wusste er es selbst nicht. Das er Krist mochte würde er nicht abstreiten, aber dessen Geständnis hatte nicht einfach so die Schmetterlinge in seinen Bauch wieder aufleben lassen.

Er hatte selbst viel Zeit zum Nachdenken gehabt.

Es wäre letztendlich nie einfach für sie gewesen und das wäre es auch jetzt nicht.

Er hatte zwar nicht allzu viel zu verlieren, aber Krist stand in Mitten seiner Karriere. Auch wenn er ihnen eine Chance gäbe, hatte er Sorge, dass es Krist doch bereuen würde.

Er wollte nicht der Stein sein, der ihm im Weg lag.

Auf der anderen Seite wollte er auch nicht im Schatten leben müssen, nur um eine mögliche Beziehung geheim zu halten. Wenn er mit jemandem zusammen wäre, dann wollte er frei damit umgehen können. Er wollte zeigen können wie verliebt, wie glücklich er war.

Und das alles sagte er ihm auch.

„Ich wusste, dass du so etwas sagen würdest." Krist schaute über seine Gründe betrübt und es brachte auch sein Herz wieder etwas zum Sinken.

Aber es brachte ihnen beiden nichts, sich etwas vorzumachen.

„Es tut mir leid. Aber ich möchte wirklich nicht das du dir etwas ruinierst, wofür du so intensiv die letzten Jahre gearbeitet hast." Der Blick den ihm Krist daraufhin schenkte wirkte abmessend.

„Wenn dies alles nicht zu bedenken wäre, würdest du ja sagen?", fragte er ernst und es war klar, dass er eine ehrliche Antwort forderte.

„Ich hätte es mit uns versuchen wollen. Das hätte ich wirklich." Krist lächelte leicht, aber Singto sah auch die Akzeptanz über seine Vorbehalte.

„Danke, dass du ehrlich warst."



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Ihn diese Worte sagen zu hören, war bewegend wie es auch diesen Schmerz einer versäumten Chance mit sich brachte. Und dennoch. Selbst wenn wir einfach nur wieder einander als Freunde hätten, wäre es mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich war einfach nur froh, dass er mir verzeihen konnte.

Ich werde auf jeden Fall darauf warten, das er wieder zurückkommt. Wenn er es dann noch immer möchte, hoffe ich, dass wir etwas von der verlorengegangen Zeit wieder einfangen können.




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Krist hatte ihn an diesem Abend gefragt, ob es in Ordnung wäre wenn sie neben einander schlafen würde, einfach um die letzten Stunden noch etwas von dem anderen zu haben. Er hatte keine Einwände gegen so einen simplen Wunsch gehabt und sie waren über das Erzählen von alten und neuen Geschichten aus ihrem Leben schließlich eingeschlafen.

Das Krist über die Nacht an ihn herangerückt war, hatte ihn nicht verschreckt, auch nicht als dieser ihm einen Arm über dem Bauch legte. Schließlich war er es der ebenso etwas mehr Nähe gesucht hatte und sie in den Armen des jeweils anderen am Morgen auch aufgewacht waren.

Und es war in Ordnung.

Kein peinlich berührtes Auseinanderzucken, als sie sich ihrer Positionen bewusst wurde.

Eher blieben sie noch einen Moment so liegen und genossen diese letzte Gelegenheit.

Sie gaben sich beide Mühe nicht zu geknickt zu erscheinen, um es dem anderen nicht so schwer zu machen, als sie den Morgen in ihrer eigens aufgebaute Routine bestritten.

Bis es dann schließlich Zeit war sich zu verabschieden.

Okata-san würde Krist zum nächsten Bahnhof bringen, doch sie hatten beide schon beschlossen, dass sie hier voneinander Abschied nehmen würden.

„Pass auf dich auf, verstanden?", mahnte er Krist, als sie noch einmal zusammen in den Garten schauten.

Krist nickte und holte dann etwas aus seinem Rucksack hervor. Es war das blaue Notizbuch, welches er ihm daraufhin zuschob, ohne ihn dabei anzusehen.

„Les es, wenn ich weg bin."

Das Hupen von Okata-san Wagen war darauf zu vernehmen und Singto lächelte etwas wehmütig.

„Melde dich, wenn du angekommen bist." Krist nickte abermals und schulterte seinen Rucksack.

„Danke für alles P'." Singto wollte sagen das es nichts zu danken gäbe, als Krist an ihn herantrat und ihn mit einem unsicheren Blick ansah. Und diesmal war er es der diese letzten Zentimeter überbrückte und ihn mit all den Hingabe küsste, die ihm möglich war zu verdeutlichen.

Krists Hände legten sich an seine Wangen auf das er diesen Kuss ebenso gefühlvoll erwiderte.

„Ich werde auf dich warten.", unterbrach dieser ihr Good Bye flüchtig und küsste ihn darauf etwas eindringlicher.

„Ich werde auf dich warten, das verspreche ich dir.", fügte er nochmals hinzu, während er ihm tief in die Augen schaute, bevor er sich abwendete und mit nur ein paar Schritten wieder aus seinem Leben verschwunden war.



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Es ist der letzte Eintrag, bevor ich wieder nach Thailand zurückgehe, aber ich wollte auch, dass du weißt, was mir die Zeit hier mit dir bedeutet hat.
Es war wohltuend diesen letzten Morgen mit dir aufgewacht zu sein und es hat mir gezeigt, dass ich auch damals schon den Mut dazu hätte aufbringen sollen. 

In Zukunft werde ich die Dinge die mir wichtig sind mit mehr Vehemenz verfolgen.

Du bist immer jemand gewesen, der mich dazu bringen konnte an meinen Fehlern zu wachsen und das tu ich auch diesmal.

Lass nicht zu lange auf Dich warten.

Ich vermisse Dich nämlich jetzt schon.




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Diary of my Heart (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt