Fuck man! Warum ist dieses Licht so hell? Mach das aus verdammt nochmal! MACH DAS AUS!!! Mein erster Gedanke als ich das schreckliche Licht der Welt erblickte. Blutverschmiert und vollgesifft mit Fruchtblasenwasser hielt mich ein Doktor in die Höhe, als wäre ich der Retter der Welt. Kreischend setzte ich mich zur Wehr und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Sein Latexhandschuhe rieben unangenehm auf meiner Haut und ich hatte das Gefühl gleich Brandwunden zu bekommen. Endlich nahm mich der Doktor runter und legte mich in eine Schale. Diese Alternative war auch nicht viel besser. Eiskaltes Eisen ließ meinen Körper erstarren. "Es ist ein Mädchen. 2368 Gramm", nuschelte einer der Ärzte. Anscheinend war ich zu fett, denn meine Mutter riss ihre Augen auf und das Entsetzten stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich wurde ruckartig aus der Schale hinaus gehoben und schon folgte der nächste Schock. Wasser. Eiskaltes Wasser, mit dem ich abgeduscht wurde. Am liebsten hätte ich meine Augen weit aufgerissen, gebissen und gekratzt. Aber ich hatte ja weder Zähne noch richtige Fingernägel und meine Augen waren noch verklebt von dem ganzen Furchtblasenschleim. Nach dieser Reihe von schrecklichen Ereignissen kam endlich auch mal etwas Gutes. Man wickelte mich in ein Handtuch. Ein schönes warmes Handtuch. Doch die nächste Demütigung war schon auf dem Vormarsch. Man wollte mich meiner Mutter überreichen, aber sie stieß mich einfach weg. Mit einem abstoßenden Gesichtsausdruck sagte sie:" Ich will sie nicht! Lassen sie das Kind verrotten!" Selbst als Säugling traf mich dieser Satz wie eine Messerspitze genau ins Herz. Kläglich fing ich an zu schreien, doch auch das ließ meine Mutter kalt. "Bringt mich zurück auf meine Station!", befahl sie und wurde rausgerollt. Ungläubig stand die Hebamme im leeren Kreissaal. Aus einigen Türen drangen noch Schreie der Qualen, die meine Mutter wahrscheinlich ebenso hatte ertragen müssen, aber sie hatte diese Schmerzen verdient. Achselzuckend warf mich die Hebamme über die Schulter und brachte mich zu den anderen Babys, die friedlich in ihren Betten schliefen. Unsanft knallte mein Kopf auf den Boden des kleinen Bettchens, in das ich gelegt wurde. Mein Schädel pochte und sofort fing ich an zu schreien. Die Hebamme wurde unsicher und versuchte mich mit einem leisen sssscchhhh.... zu beruhigen. Ich hörte nicht auf zu weinen und schließlich ließ sie mich einfach liegen und ging. Selbst verliebte Schlampe! Noch nicht mal 'n Baby trösten kann die! Wieso ist die Hebamme geworden? Wütend beschrieb meine Gefühlslage nicht mal annähernd. Ich war nicht mal fünf Minuten auf der Welt und hatte schon alles verloren, was es überhaupt zu verlieren gab. Meine Mutter, meinen Kopf und damit auch meine Gehirnzellen und meine Nerven. Mehr hatte ich auch nicht gehabt. Hätte ich damals schon sprechen können, wären tausende von Schimpfwörtern über meine Lippen gekommen. Ich hätte sie durch den ganzen Raum geschmettert, wie ein Stachelschwein seine Stacheln abwirft. Wenige Minuten später, kam die Hebamme mit verheultem Gesicht zurück. In ihrer Begleitung hatte sie einen wütenden Doktor, der sie lauthals zusammen schrie. Direkt vor meinem Bett blieben die beiden stehen. Winselnd entschuldigte sich die Hebamme beim Doktor, der sie trotzdem feuerte. Wow, das war meine zweite wichtige Lebenserfahrung. Meine erste Erfahrung war die Tatsache, dass mich meine Mutter nicht liebte bzw. nicht wollte. Meine zweite Lebenserfahrung war, dass dich dein Arbeitgeber einfach so feuern konnte, wenn er grade Bock drauf hatte. Hart. Jetzt tat mir die Hebamme sogar ein bisschen Leid. Vorhin hatte ich sie noch als selbst verliebte Schlampe bezeichnet und jetzt war sie arbeitslos. Ich fasste mir an den Kopf. Es hatte sich eine kleine Beule gebildet. Ratlos stand der Doktor vor meinem Bett und sah mich an. "Was machen wir nur mit dir?" Berechtigte Frage. Meine Mutter hatte mich abgelehnt und sonst hatte ich ja niemanden. Er hatte recht. Was sollten sie nur tun?
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Song of Death...
Mystery / ThrillerWie würde wohl der perfekte Mord aussehen, wenn man in keinem System der Welt eingespeichert ist? Weil keiner weiß, dass man existiert. So geht es Jade, die als Baby von ihrer Mutter in den Keller geworfen wurde, um dort zu sterben. Durch die Fürsor...