"Komm, mein Freund, zeig's ihm!"
Hiccups Worte spornten Ohnezahn an, noch schneller zu fliegen. Der Nachtschatten hatte ein ganz bestimmtes Ziel: Das Schloss DunBroch. Denn dort, in den Highlands, lebte Merida, eine von Hiccups ältesten Freundinnen, und genau diese wollte er besuchen.
Dasselbe hatte auch Hiccups bester Freund vor - Jack Frost. Die beiden Jungen konnten es natürlich nicht lassen, den Weg dorthin in ein Wettrennen - oder eher, Wettfliegen - zu verwandeln, und beide wollten gewinnen.
Für Hiccup standen die Chancen ziemlich gut, immerhin saß er auf dem Rücken einer der schnellsten Drachen der Welt. Doch Jack war ein unglaublich schlechter Verlierer und konnte keine Niederlage über sich ergehen lassen. "Wind!", rief er und zur Antwort zauste eine leichte Böe sein schneeweißes Haar. "Hilf mir!" Der Wind tat, wonach Jack ihn gebeten hatte, und ließ ihn schneller werden.
"Hey!", entrüstete Hiccup sich. "Du betrügst schon wieder!"
"Sagt der Typ auf der Riesenechse!", konterte Jack über die Schulter und nahm keine Rücksicht auf die Beschwerden seines Freundes.
Ohnezahn wollte das natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er schlug noch kräftiger mit seinen großen, schwarzen Flügeln und schoss ein paar Feuerbälle ab. Natürlich traf er Jack damit nicht, brachte ihn aber zum Taumeln.
Meridas Schloss war bereits in Sicht, als der Drache den protestierenden Jack überholte und kurz darauf einige Meter vor dem Tor des Schlosses landete.
"Das ist unfair!", entrüstete sich Jack, welcher bereits kurz danach neben den beiden Freunden auf dem Boden aufkam. "Wie soll ich bitte gegen Ohnezahn ankommen?"
"Du könntest auch jederzeit aufgeben", schlug Hiccup grinsend vor und stieg aus dem Sattel seines Drachen, zog sich den Helm vom Kopf und fuhr sich durchs braune Haar.
"Das würde dir wohl so passen." Grummelnd zeigte Jack mit seinem Stab in Hiccups Richtung. "Revanche! Auf dem Rückweg mache ich euch fertig."
Aber Hiccup hörte ihm gar nicht zu, sondern sah nachdenklich hinüber zur Burg. Ohnezahn wusste genauso gut wie Jack, was Hiccup beschäftigte, und stupste die Hand seines Freundes gurrend mit der Schnauze an. Gedankenverloren strich Hiccup über Ohnezahns schuppigen Kopf.
"Hey." Jack legte seine Hand auf Hiccups Schulter, worauf der Braunhaarige ihn ansah. "Ich war seit drei Monaten nicht mehr hier", murmelte er. "Sie wird bestimmt ziemlich wütend sein..."
"Natürlich wird sie das, immerhin sprechen wir von Merida", schnaubte Jack, bevor sein Blick weicher wurde. "Aber dann wird sie sich freuen, dich endlich widerzusehen, und das ist doch die Hauptsache, oder nicht?"
"Ich schätze schon." Zögernd setzt Hiccup sich in Bewegung. "Vorausgesetzt, sie bringt mich wegen der Sache mit Astrid nicht um."
Astrid ist seit Jahren eine gute Freundin von Hiccup, doch Hiccups Vater, welcher von den Gefühlen seines Sohnes gegenüber der schottischen Prinzessin weiß, hat andere Pläne für die beiden jungen Vikinger.
"Ich würde ja sagen, du sollst dir keine Sorgen machen, aber... Du solltest dir vermutlich riesige Sorgen machen."
Hiccup wirft Jack einen bösen Blick zu. "Danke. Sehr hilfreich." Augenrollend läuft er mit Ohnezahn neben sich den Weg vor ihnen entlang, einen kleinen Hügel hinauf. Eine dünne Schneeschicht bedeckt den Boden und bei jedem Schritt, den die beiden machen, knarzt es leise.
Jack, der natürlich nicht ganz unbeteiligt am Einbruch des Winters war, will ihnen folgen, da hört er, wie jemand hinter ihm seinen Namen ruft, und fährt herum.
Er späht in den Wald, kann aber niemanden sehen. Kopfschüttelnd geht er Hiccup und Ohnezahn nach. Habe ich mir vermutlich bloß eingebildet. Doch da hört er es wieder. Auch diesmal bleibt er stehen und versucht, etwas zwischen den dicht beieinanderstehenden Bäumen auszumachen.
Mit gerunzelter Stirn bleibt Hiccup stehen. "Jack?"
"Hast du das gehört?", fragt Jack leise, ohne den Blick vom Wald abzuwenden.
"Was denn?" Suchend sieht Hiccup sich um, Ohnezahn legt fragend den Kopf schief.
"Geht ruhig schon mal rein", murmelt Jack und geht in Richtung Wald. "Ich komme nach..."
"Jack", hält Hiccup ihn zurück, "du solltest nicht allein gehen."
Spöttisch dreht Jack sich im Laufen zu Hiccup um und nickt demonstrativ zu dem Stab in seiner Hand, den er immer bei sich trägt. Er ist die Quelle seiner Fähigkeiten. "Mach mal halblang, ich bin kein kleines Kind. Außerdem wartet deine Prinzessin auf dich." Mit einem letzten Zwinkern dreht Jack sich wieder um und ist kurz darauf zwischen dem Dickicht verschwunden.
Beunruhigt grummelnd sieht Ohnezahn zwischen der Stelle, an der Jack zuletzt zu sehen gewesen war, und seinem besten Freund hin und her. "Ich weiß, mein Freund", seufzt Hiccup. "Lass uns reingehen und wenn er in einer Stunde nicht zurück ist, retten wir eben seinen Hintern."
Ohnezahn rollt mit den Augen, folgt Hiccup aber durch das Tor, welches die Wachen bereits für sie geöffnet haben.
Jack seinerseits läuft suchend durch den Wald. Er hat die Stimme nicht mehr gehört und fängt an, seine geistige Gesundheit infrage zu stellen. Vielleicht sollte ich umkehren... Zögernd sieht er auf den Weg hinter sich, schüttelt aber den Kopf und geht weiter. Das letzte Mal, als ich eine gruselige Stimme gehört habe, die meinen Namen gerufen hat, habe ich meine Erinnerungen an meine Schwester zurückerlangt... Okay, zugegeben, ich musste dafür gegen Pitch kämpfen, aber das war es wert.
Die Möglichkeit, dass auch hinter dieser geheimnisvollen Stimme Gefahr lauert, blendet der Hüter aus, und als sie ihn erneut ruft, wirft er jegliches bisschen Vernunft, das er noch hatte, über Bord und rennt tiefer in den Wald.
Er bleibt abrupt stehen, als vor ihm ein kleines, blaues Licht über dem Boden erscheint. Ein Irrlicht. Merida hat Jack und den anderen davon erzählt. Man sagt, sie würden dich zu deiner Bestimmung führen, und bei Merida hat es funktioniert.
Also folgt Jack dem Irrlicht.
Hinter ihm schweben weitere von ihnen. Angespannt umfasst Jack den Stab in seiner Hand fester. Sollte doch etwas in diesem Wald lauern, wäre er bereit, sich zu verteidigen.
Das letzte der Irrlichter verschwindet (genau wie die anderen vor ihm), als eine Lichtung in Jacks Sichtfeld tritt. "Toll, und was jetzt?" Noch während er spricht, kann er einen Schatten ausmachen, der auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung aus dem Unterholz tritt.
Sofort hebt Jack vom Boden ab und geht in der Krone eines Baumes in Deckung. Vorsichtig lugt er hinter ein paar Ästen hervor, den Stab auf die Person gerichtet. Er will gerade angreifen, als er erkennt, wer da unten auf der Lichtung steht...
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𝐒𝐡𝐨𝐰 𝐘𝐨𝐮𝐫𝐬𝐞𝐥𝐟 // 𝐉𝐚𝐜𝐤 𝐅𝐫𝐨𝐬𝐭
Fanfiction𝑰 𝒄𝒂𝒏 𝒔𝒆𝒏𝒔𝒆 𝒚𝒐𝒖 𝒕𝒉𝒆𝒓𝒆, 𝒍𝒊𝒌𝒆 𝒂 𝒇𝒓𝒊𝒆𝒏𝒅 𝑰'𝒗𝒆 𝒂𝒍𝒘𝒂𝒚𝒔 𝒌𝒏𝒐𝒘𝒏. 𝑰'𝒎 𝒂𝒓𝒓𝒊𝒗𝒊𝒏𝒈 𝒂𝒏𝒅 𝒊𝒕 𝒇𝒆𝒆𝒍𝒔 𝒍𝒊𝒌𝒆 𝑰 𝒂𝒎 𝒉𝒐𝒎𝒆... ~ Was, wenn nach dem Unfall nicht nur Annas, sondern auch Elsas Erinnerungen...