Kapitel 02

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"Anne, komm wir gehen jetzt.", während sie seitlich auf ihrem Bett zusammengekauert lag, griff ich nach dem erst besten Koffer und warf ihn auf ihr Bett. Schnell öffnete ich diesen und lief zu ihrem Kleiderschrank. Hastig nahm ich all ihre aufgehängte Kleidung in meine Arme und lief Richtung Koffer. Schnell warf ich die Kleidung in den Koffer und lief zu ihrem Schmuckschrank. Mit zittrigen Händen öffnete ich die erste Schublade und verstaute all ihren teuren Schmuck in meinem Rucksack. Die zweite Schublade wurde geöffnet und ich griff nach ihren Uhren. Ungeöffneten Markenparfüms. Dior. Chanel. Bei jeder falschen Tat hatte mein Vater ihr teure Geschenke gemacht, dabei brauchte meine Mutter das alles nicht. Sie ist schwach. Hat ein schwaches Herz, welches nichts anderes, als Liebe braucht. Meine Augen füllten sich, während ich all die Dinge, die man zu Geld machen könnte, in meine Tasche packte. Ich hasste ihn. Hasste ihn so abgrundtief. Seit meiner Kindheit musste ich mir dieses kranke Spiel anschauen, seit meiner Kindheit, musste ich diese Schläge über mich ergehen lassen. Musste ich zusehen, wie meine Mutter litt. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich war doch noch ein Kind. 

Aber nun. Nun würde sich alles ändern. Die Uhr schien in meinem Kopf zu ticken, obwohl es niemanden gab, der mich hetzte, obwohl ich wusste, dass mein Vater nicht herkommen würde. Ich beeilte mich, weil es so unglaubwürdig wirkte, dass er uns einfach so gehen ließ. 

Meine Beine führten mich vor das Büro meines Vaters. Die Tür war abgeschlossen, aber den Ersatzschlüssel hatte ich schon lange. Ich schloss die Tür auf und lief in den Raum. Schnell lief ich auf das Bücherregal zu und bückte mich hinunter zum Schrank, um zum Safe zu gelangen. Schnell tippte ich den Code ein und griff nach unseren Pässen. Meine Augen blieben an seinem Geld hängen. Es befanden sich mehrere Stapel in dem Safe. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich packte unsere Pässe in meine Tasche und griff nach dem Geld, um es dann in einzelne Fetzten zu reißen. Lachend warf ich die Fetzten hoch und fand sie wenige Sekunden danach auf dem Boden wieder. Meine Hand griff, ohne, dass ich mich kontrollieren konnte nach den Büchern und warf sie zu Boden. Mit großen Schritten lief ich zum Schreibtisch und warf alles zu Boden. Es sollte keinerlei Ordnung in seinem Leben geben und dafür werde ich sorgen. Dieses verunstaltete Büro sollte es ihm lediglich symbolisieren. Ich lächelte unter Tränen auf und lief zurück in das Zimmer meiner Mutter. Meine Beine führten mich zum Koffer und ich zog den Reißverschluss zu, um dann nach einem Mantel zu greifen, den meine Mutter tragen könnte. Mit klopfendem Herzen lief ich um das Bett und stellte mich vor sie. Ihre Augen lagen geöffnet, aber sie sah mich nicht an. Sie sah in eine dunkle leere. Ich betrachte ihr Gesicht genauer. Die Verletzungen in ihrem Gesicht führten zu einem schmerzhaften Ziehen in mir. Ich bückte mich zu ihr herunter. Nahm ihr Gesicht in meine Hände. 

"Wir gehen an einen schöneren Ort Anne. Vertrau mir. Ich werde dir dein Glück zurückbringen. Sieh mich an, bitte.", sie blinzelte. Hob ihren Blick und sah in meine viel zu hellen Augen. Ihre Augen wirkten so trüb, so leblos, so voll Trauer.

"Du traust dich was.", ich zuckte zusammen und drehte mich blitzschnell zur Tür. Meine Hände entfernten sich vom Gesicht meine Mutter. Mit geröteten Augen und schweißgebadet sah ich zur Zimmertür. Azer. Er hatte sich grinsend an den Türrahmen gelehnt. 

"Was suchst du hier?", meine Brust hob und senkte sich schneller und plötzlich packte mich die angst, dass mein Vater ihn geschickt haben könnte.

"Keine Sorge, dein Vater hat mich nicht hier hergeschickt. Ich wollte nur sehen, was du so machst. Jetzt, wo du frei bist.", meine Brauen verringerten den Abstand voneinander und ich sah hasserfüllt in seine blauen Augen. 

"Dann verpiss dich und lass mich in Ruhe.", ich drehte mich wieder zu meiner Mutter und wollte ihr ihren Mantel anziehen, als Azer mich plötzlich von hinten packte und zu sich drehte. Seine Finger drückten sich in mein dünnes Handgelenk. Ich spürte, wie mein wütender Blick sich zu einem verzweifelten Blick wandelte. Ich hatte keine Kraft mehr, keine Kraft mehr für diese Menschen. 

"Rede ordentlich mit mir oder ich sorge dafür, dass man dich wieder in dieses Haus einsperrt.", ich begann zu weinen. All das war so erbärmlich, so demütigend. Ich wollte nicht weinen, wollte stark wirken, aber ich konnte einfach nicht. Ich konnte mit dem Gedanken, nach dieser Flucht, wieder hierherkommen zu müssen, nicht leben. Es brachte mich regelrecht um.

"Genau so möchte ich dich sehen. Du sollst leiden.", er grinste mich an, während ich verzweifelt versuchte mein Handgelenk von seinem Griff zu lösen. Seine freie Hand hob sich und er legte sie auf meine brennende Wange. Wischte meine Träne weg. Welch eine Ironie. Meine giftigen Augen erhoben sich und ich sah zittrig zu ihm auf. Meine Gefühle spielten verrückt. Ich wollte ihn anspucken, aber das konnte ich mir nicht erlauben. Er ließ wieder von mir ab und ich drehte mich sofort zu meiner Mutter. 

"Anne steh auf, wir gehen!", ich zog sie an ihren Arm und sorgte dafür, dass sie sich aufsetzte. Schnell zog ich ihr ihren Mantel an und griff nach meinem Rucksack. Ich hielt ihre Hand, zog sie hinter mir her, während ich an Azer vorbei zum Koffer lief. Ich griff nach ihm und lief aus dem Zimmer, ohne zurückzusehen. Einzelne Schweißtropfen liefen an meinem Rücken entlang, während ich den Koffer, als auch meine leblos wirkende Mutter hinter mir herzog. Wir stiegen die Treppen hinunter. Liefen zur Haustür. Meine Hand berührte die Türklinke und ich drückte sie hinunter. Die Tür ließ sich öffnen. Ich schluchzte. Zog die Tür weit auf und lief aus diesem Haus, welches der Hölle glich. Kühle Luft prallte gegen mein Gesicht und ich atmete tief ein und aus. Mit großen Schritten lief ich auf das Auto zu, welches mein Vater meiner Mutter geschenkt hatte und entriegelte es. Bevor ich meinen Koffer in den Kofferraum warf, setzte ich meine Mutter in das Auto. Die Angst, dass sie plötzlich verschwinden könnte verfolgte mich. Als sich alles im Auto befand, lief ich um das Auto und setzte mich hinein. Ich zündete das Auto an und fuhr los. Meine Haare klebten an meinem Ansatz. Ich zitterte. Ängstlich sah ich rüber zu meiner Mutter, ihr Kopf war an dem Fenster angelehnt und sie sah hinaus. Ein Klos bildete sich in meinem Hals. Laut atmend biss ich in meine Unterlippe. Meine Augen sahen in den Rückspiegel und ich sah Azer vor dem Haus stehen. Er sah uns hinterher. Mein Griff um das Lenkrad wurde fester und ich drückte auf Gas.

Von nun an wird alles besser.


Die Kapitel werden mit der Zeit länger. Wie findet ihr die Geschichte, bis jetzt? Hat sie euer Interesse geweckt oder eher weniger?


Schwarzbärtiger TeufelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt