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 Auch wenn Geralt mir nicht verraten hatte, wo er mich hin brachte, wusste ich die Antwort. Unser Ziel war Kaer Morhen, die Hexerfestung. Tiefer zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, als wir an einigen Bauern vorbei ritten. Der Hexer hatte mir einen langen, schwarzen Umhang besorgt, da ich mich geweigert hatte, andere Kleidung anzuziehen. Mir war bewusst, sobald ich sie ablegen würde, dass er sie vernichtet. Immerhin schrie meine Kleidung, dass ich nicht aus ihrer Zeit, beziehungsweise Welt stammte. Hin und wieder spürte ich Geralts Blick auf mir, was nur möglich war, weil ich vor diesem saß. Seit unsere Reise, wenn man dies so nennen konnte, hatte ich kaum gesprochen. Wenn der Ältere mich etwas fragte, antwortete ich meistens nur mit Ja oder Nein. ,, Vorsicht, sonst fällst du noch hinunter.'', meinte der Weißhaarige zu mir und stütze mich für einen kurzen Moment. Ich war es nicht gewohnt, für Stunden auf einem Pferd zu sitzen, weshalb mein Hintern schmerzte. Zum Glück würden wir bald die Burg erreichen, die ich in der Ferne erkennen konnte. Es fühlt sich immer noch alles so an, als wäre es ein Traum. Doch in meinen Inneren wusste ich die Wahrheit und das ich wahrscheinlich nie wieder in meine Welt gelangen würde. Also blieb mir keine andere Wahl, als alles hinzunehmen. Plötzlich wurde Plötze unruhig und wieherte auf. ,, Ruhig Plötze!'', sprach Geralt, beruhigte sein Pferd mit Axii. Ich wäre vom diesen hinuntergefallen, hatte mich der Hexer nicht wieder festgehalten. Ein Gabelschwanz flog über uns hinweg und mir kam dies alles wie ein Deja Vu vor. Stimmt, sowas ähnliches war auch im Spiel passiert, als er mit Uma auf dem Weg zu Kaer Morhen war.

Ich wurde nervös, als wir die Burg betraten, nachdem das Torgitter hinauf gezogen wurde. Kaum hatte Geralt Plötze zum Stehen gebracht, sprang ich hinunter. Erst zog ich meine Kapuze hinunter, bevor ich den Umhang ganz auszog und achtlos auf den Boden gleiten ließ. Auch wenn Kaer Morhen beinah einer Ruine glich, war es wunderschön. Noch nie zuvor in meinem Leben, hatte ich eine Festung betreten, weshalb ich mir alles ganz genau ansehen wollte. ,, Geralt, wer ist dieses Mädchen und warum hast du sie hier hergebracht?'', vernahm ich die Stimme von Vesemir, doch schenkte ich diesem keine Beachtung. ,, Ich habe sie bei einem See in der Nähe von Velen vor Ertrunkene gerettet. Ihre Kleidung habe ich zuvor noch nie gesehen.'' ,, Das stimmte, sie ist außergewöhnlich. Versteht sie uns?'' ,, Ja, bislang hat sie mir nur ihren Namen verraten und antwortet auf Fragen nur mit Ja oder Nein.'' ,, Ungewöhnlich.'' ,, Der sicherste Platz für sie wäre erstmal hier.'' ,, Da bin ich deiner Meinung. Mädchen komm mal her.'', winkte mich der ältere Hexer herbei, weshalb ich zu diesem lief. Von oben bis unten wurde ich gemustert, doch ich kannte dies schon von Geralt. ,, Wie heißt du, Kind?'' ,, Katharina.'' ,, Ein ungewöhnlicher Name. Gut, sie kann fürs Erste hier bleiben.'', meinte Vesemir und unterhielt sich noch einige Zeit mit dem Anderen. Etwas traurig sah ich Geralt von Riva nach, als dieser sich mit Plötze auf dem Weg machte. Mein Gefühl sagte mir, dass er Yennefer meinetwegen aufsuchen würde, um sich von ihr einen Rat einzuholen. Aber egal was passieren würde, ich dürfte nicht aufgeben.

Vesemir zeigte mir die Burg und ich versuchte mir jeden Gang zu merken, wusste aber, dass ich mich in der ersten Zeit mehrmals verlaufen würde. ,, Das wird dein Zimmer für die erste Zeit sein.'', sprach der Ältere, während wir einen Raum betraten. Ein kleines Zimmer, welches sehr schlicht eingerichtet war. Nicht mehr als ein Bett, ein Bücherregal und eine Kiste befanden sich darin. Mit einem Nicken verriet ich, das ich verstanden hatte, bevor ich alleine gelassen wurde. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich mich auf den Bettrand setzte. Zwar hoffte ich noch immer, das alles nur ein Alptraum war und ich im nächsten Moment aufwachen würde. Doch die Wahrheit sah anderes aus, ich saß in der Welt von the Witcher fest! Nie wieder würde ich meine Freunde und Familie sehen oder meine Katze. In Gedanken verloren strich ich übers Bettlagen, bis ein Geräusch mich zusammen zucken ließ. Meine Neugier war geweckt geworden, weshalb ich mich wieder erhob, um den Raum zu verlassen. Wie erwartet verlief ich mich mehrmals, bis ich den Älteren fand. Der Hexer reparierte eine Mauer, was mich nicht wunderte, denn Kaer Morhen glich eher eine Ruine als einer Burg. Mit wenigen Schritten stand ich neben Vesemir, der in seiner Arbeit innehielt und sich zu mir wand. Ich zeigte von der Mauer auf mich und wieder zurück, hoffte, der Andere verstand, was ich damit andeuten wollte. ,, Du willst helfen?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann hole Steine von der Ostseite.''

Stunden später war ich völlig fertig, weil ich harte körperlicher Arbeit nicht gewohnt war. Statt mich aber hinzulegen und zu jammern, stand ich vor einem Bücherregal. Der Ältere saß einige Meter von mir entfernt an einem Tisch und schrieb etwas. In meinen Händen hielt ich ein Buch über Monster, das ich ab und zu umblätterte. ,, Du interessierst dich für Monster?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann werde ich dir nun etwas über sie beibringen. Ertrunkene sind-'' ,, Es kommt vor, dass ein ertrunkener Mensch als Monster wiederkehrt, um die Lebenden zu plagen. Der Untote zieht seine Opfer unter Wasser, reißt sie beim Ertrinken mit scharfen Krallen in Stücke und verspeist sie wie Geschnetzeltes. Solche Kreaturen nennt man Ertrunkene. Besonders häufig findet man sie am Pontar, der sie dank Schiffsverkehr und Besiedelung der Ufer mit Nahrung versorgt. Ertrunkene sind gegen Gifte immun, schließlich sind sie schon tot. Erhöhter Blutverlust macht ihnen auch nichts aus. Alle sonstigen Mittel, die einem Hexer zur Verfügung stehen, sind jedoch überaus wirksam. Man kann Ertrunkene mit Feuer bekämpfen oder sie in Fallen fangen und vor allem kann man mit dem Schwert auf sie eindreschen.'', unterbrach ich den Hexer einfach und lächelte diesen danach an. ,, Richtig. Ihre Klasse?'' ,, Nekrophagen.'', antwortet ich, während ich das Buch zurück an seinem Platz stellte. Der Grauhaarige nickte mir zu, schien aber überrascht zu sein, dass ich die Antwort wusste.

Hexer, Monster & ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt